Wirtschaft

Welt-Handelsindex Rücksetzer im globalen Handelswachstum

Der gegenwärtige Konjunkturpessimismus ist übertrieben, sagt Markus Zschaber. Alles in allem würden die derzeitigen Zahlen nicht auf einen beschleunigten Abschwung hindeuten.

Das aktuelle Niveau im Welthandelsindex zeigt, dass die gesamtwirtschaftliche Schwächeperiode rund um den Kontinent Europa auch auf das weltweite Handelsvolumen negativen Einfluss nimmt. Aktuell zeigt der Welthandelsindex ein Niveau von 69,2% (Vormonat: 72,3%) aus, was immer noch ein robustes Fundament des Welthandels verdeutlicht, allerdings eine erste Abnahme der Expansion dokumentiert. Wir haben uns vom Potenzialwachstum im Welthandel erstmals entfernt, was in erster Linie auf die weiterhin schwache Binnennachfrage in Europa und die niedrige Nachfrage nach Importgütern aus dem Rest der Welt nach Europa zurückzuführen ist.

Sollte sich dieser negative Trend in Europa bestätigen, bzw. wirtschaftspolitische und geldpolitische Maßnahmen gerade die Refinanzierungsseite, was wir als hauptsächliche Ursache der Schwäche festmachen, nicht stabilisieren, besteht die Gefahr, dass wir im Expansionsniveau im Welthandel weiter abrutschen.

In Zahlen ausgedrückt, rechnete Markus Zschaber bisher mit einem Wachstum im Welthandel von 3,7%, was einem durchschnittlichen Indexstand im Welthandelsindex von 71,1% entspricht. Durch die jüngste Entwicklung im Welthandelsindex verringert sich jetzt die Prognose auf 3,4%.

Die Nachfrage in Europa nach Waren und Dienstleistungen ist seit Juli abwärtsgerichtet im globalen Kontext, was zum einen auf die geopolitischen Risiken aber auch auf die strukturellen Probleme natürlich zurückzuführen ist. Dies belegen eindeutig die empirischen Daten. Folgende Prognoseanpassung für das Welthandelswachstum lässt sich aktuell formulieren: Am wahrscheinlichsten sollte dann eine Zuwachsrate des Welthandels in 2014 um die 3,4% liegen, im schlechtesten Fall in Richtung 3,2% tendieren. Das bedeutet, wir sprechen nicht von einer Rezession des Welthandels sondern, sollte sich der europäische Warenhandel nicht stabilisieren, eher von Bremseffekten auf den globalen Warenaustausch.

Wie wahrscheinlich ist eine Stabilisation in Europa im vierten Quartal?

In erster Linie hängt dies mit zwei elementaren Themen in direkter Verbindung:

Dr. Markus C. Zschaber

Dr. Markus C. Zschaber

Geopolitische Risiko rund um die Ukraine / Russland: Sollten die handelsspezifischen Querverbindungen nicht weiter sanktioniert werden bzw. die daraus entstehenden realökonomischen Auswirkungen nicht weiter ausstrahlen, wie durch eine sich verschärfende Verunsicherung bei den Unternehmen, sollten die Kosten sich aus heutiger Sichtweise auf maximal 0,3 Prozentpunkte des Welthandelswachstum konzentrieren. Führt man hier die Entwicklung der handelsbedingten Stimmungsindikatoren heran, zeigt sich bisher nur eine leichte Stabilisation an.

Geldpolitische Maßnahmenpolitik: Die angekündigten Maßnahmen der EZB gehen in die richtige Richtung, bei den realökonomisch wirkenden Kreditoperationen anzusetzen, sprich verbriefte Kredite aufzukaufen, welche Unternehmen von Banken erhalten (ABS – Aufkaufprogramm). Dies sollte auf dem Kreditmarkt in Europa entsprechende Impulse setzen, dass Banken Kredite, welche sie an Unternehmen oder an die Privatwirtschaft vergeben, aus ihren eigenen Bilanzbüchern auf die EZB überlagern können und damit die Kreditsumme insgesamt erhöhen. Allerdings erachten wir das bisher durch die EZB eingeplante Volumen als nicht ausreichend um nachhaltig die Nachfragekurve zu beleben, so dass unserer Einschätzung nach mit weiteren Programmen zur rechnen ist.

Zusammengefasst: Fakt ist, es gibt starke Antriebsmotoren der Wirtschaft. Der kräftige Rückgang von Öl- und Rohstoffpreisen wird die Kaufkraft verstärken und als Konjunkturmotor wirken. Die Abwertung des Euro wird den Ländern der Eurozone – zumindest bei moderatem Wachstum des Welthandels – deutliche Impulse geben. Die Zinsen sind niedrig und die Kreditvergabestandards der Banken werden weniger restriktiv. Die Verbraucherstimmung ist keineswegs negativ. Schließlich haben die früheren Krisenländer der Eurozone in recht deutlicher Weise die Talsohle der Entwicklung durchschritten. Es besteht insofern kein Anlass, die Lage zu dramatisieren. Dieses gilt insbesondere im Hinblick auf den Rückgang der Inflationsraten in der Eurozone, der zu einem guten Teil auf sinkende Rohstoffpreise und zum Teil auf dringend erforderliche Anpassungsprozesse in den Krisenländern zurückgeht.

"Wir sehen überhaupt keine Deflationsspirale sondern nur wieder mehr Argumente für die EZB ihre Garantieerklärung (Gelddrucken) aufzustocken" so der Kölner Vermögensverwalter. .

Die elementare Stütze im Welthandel ist und bleibt die größte Volkswirtschaft der Welt – die USA. Nicht nur die binnenwirtschaftlichen Stromgrößen sondern auch die außenwirtschaftlichen Entwicklung bestätigen einen sehr expansiven Status der USA im gesamten Welthandel. Wenn wir in den USA auf die Schlüsselindikatoren schauen, zeigten sich gute Aussichten, gemäß der Handelsaktivität im Bausektor, Einzelhandel und in der Außenwirtschaft. Dies wiederum führte dazu, dass die Kapazitätenauslastung weiter anstieg, so dass auch von einem weiterhin sehr robusten Produktionsniveau in der Gesamtindustrie auszugehen ist. Der Industriestandort und die Großindustrie in den USA profitieren an ihren komparative Vorteile durch die niedrigeren Energiepreise und können zukünftig eine aussichtsreiche Zukunft blicken. Draus sollten sich weiterhin positive Skalen – Effekte auf die Gesamtwirtschaft n den USA entwickeln, da die günstigeren Energiepreise vor allem auf den globalen Absatzmärkten zum Tragen kommt.

Hinzu kommt, dass auch die Handelsaktivität gemessen am Warenaustausch und Warenumschlag per Schiff, LKW, Flugzeug und Schiene in den Emerging Markets ein solides Niveau erreicht. Gerade aus den Mittelschichten in den Schwellenländern konnte jüngst wieder eine zunehmende Nachfrage nach Konsum- und Investitionsgütern erkannt werden.

Der geldpolitische Treiber durch die Nullzinspolitik und die Liquiditätsprogramme wirken weiterhin expansiv auf die weltweite Nachfragekurve und zeigen eine Belebung des globalen Investitionszyklus an. Wir erkennen eindeutig, dass gerade Unternehmen aus Deutschland und den USA sowie in großen Teilen Asiens kontinuierlich höhere Investitionsbereitschaft vermelden, so dass die Produktionslücke, welche durch die schweren Krisen der Vergangenheit aufgerissen wurde, sich weiter schließt. Dies sollte die Wachstumskurve insgesamt positiv beeinflussen.

Das Tempo im Welthandel hat sich reduziert, was auch das aktuelle Ergebnis von 69,2 Punkten des Welt-Handelsindex, widerspiegelt. Allerdings verdeutlicht das solide Niveau die Robustheit der Verfassung der Weltwirtschaft und weist weiterhin auf eine Ausweitung des internationalen Warenaustauschs hin. Gemessen an den handelspezifischen Konditionalitäten wie Bestellmenge, Lagerbestände, Produktionsvolumen, Warenumschlagshäufigkeit und Handelsaktivität im Gesamtkontext des Welthandels, ist die Perspektive des Welthandels und der Weltwirtschaft weiterhin ordentlich. "Trotz der Konjunkturschwäche in Europa ist die Weltwirtschaft meiner Ansicht nach auf dem besten Wege in den nächsten beiden Jahren ein Wachstum über 3% zu erreichen.

Rund um den Globus werden in den kommenden Jahren und Jahrzehnten große Summen in Infrastrukturprojekte investiert. Die Industriestaaten müssen ihre in die Jahre gekommene Infrastruktur großflächig erneuern, während die Schwellenländer ihre zum Teil erst aufbauen müssen. Enorme Mittel werden deshalb für diesen Neu- und Ausbau der Infrastruktur aufgewendet und kurbeln die Wirtschaft vor Ort unmittelbar sowie mit indirekter Langzeitwirkung an. Dies ist ein großes Thema auch für den Welthandel.

Was bedeutet das für den Anleger:

Alles in allem deuten die derzeitigen Zahlen nicht auf einen beschleunigten Abschwung hin. Daraus abgeleitet, sollte sich das Wachstum, Auftragseingang, Produktion und Exportwirtschaft in den kommenden Wochen stabilisieren, so dass die Marktteilnehmer realisieren, dass der gegenwärtige Pessimismus sehr übertrieben war und ist! Die Lage ist besser als die Stimmung, was entsprechend antizipiert werden sollte, so dass sich die Stimmung wieder der Lage anpassen könnte.

Insofern spricht viel für ein Engagement bei zyklischen Aktien, die in direkter Weise am Wertschöpfungsprozess der Weltkonjunktur und am Welthandel profitieren. "Für uns steht fest, dass es ganz entscheidend ist, investiert zu sein und auf Unternehmen, Anleihen oder andere Investments mit guter Qualität zu setzen" so Markus Zschaber.

Interessante Aktien sind: Intel, Daimler, Johnson & Johnson, Alcoa, Kühn & Nagel und Linde.

Disclaimer

Die benannten Aktien sind nur als begleitende Information zu verstehen und dienen nicht als konkreter Anlage-Ratschlag. Sie stellen keine Anlageberatung, keine Anlagevermittlung, keine steuerliche Beratung, kein Angebot, keine Empfehlung und keine Aufforderung zum Treffen von Anlageentscheidungen oder zum Tätigen von Geschäften in Finanzinstrumenten, wie zum Beispiel den Erwerb oder die Veräußerung von Investmentanteilen und keine sonstige Empfehlung dar.

Neben diesen drei Aktientiteln befinden sich noch eine ganze Reihe weiterer interessanter Aktienunternehmen im sogenannten Welthandelsportfolio die im Rahmen der Veröffentlichung zum Welthandelsindex zukünftig vorgestellt werden. Das Welthandelsportfolio ist eine musterhafte Allokation von Unternehmen, die hinsichtlich ihrer Absatz- und Produktionsstrukturen am Welthandel direkt beteiligt sind beziehungsweise vom Welthandel und dessen globalen Handelsströmen partizipieren. Das Welthandelsportfolio reagiert auf die Veränderungen des Welthandelsindex und erreicht damit eine hohe Teilnahme an der Wertschöpfung unserer Weltwirtschaft. Dadurch, dass der Welthandelsindex ein dynamisches Gesamtbild des Welthandels zusammengefasst bietet und detailorientierte Analysen auch hinsichtlich der Konjunkturlage ermöglicht, können schnelle und aktive Reaktionen auch im Welthandelsportfolio erfolgen.

Funktionsweise Welt-Handelsindex:

Der Welt-Handelsindex fasst alle relevanten Daten aus den vier primären Transport- und Handelswegen (Schifffahrt, Schiene, Straße und Lufttransport) zusammen, gewichtet diese und verdichtet sie in einem Index. Der Index bietet zum ersten Mal ein Gesamtbild des Welthandels zusammengefasst in einer Zahl, erfasst damit unter anderem auch die Auswirkungen der Globalisierung und überwindet funktionale und regionale Beschränkungen, der zum Beispiel nur regional ausgerichteten Indikatoren. Indexstände oberhalb eines Niveaus von 50 Punkten deuten einen wachsenden Welthandel an, inmitten einer expandierenden Gesamtwirtschaft. Unterhalb des Niveaus von 50 lässt sich dagegen aussagen, dass die Welthandelsaktivität schrumpft, wobei ab einem Niveau von unter 45 sogar eine deutliche Kontraktion der Gesamtwirtschaft zu erwarten ist.

Quelle: Die Vermögensverwaltungsges. Dr. Markus C. Zschaber mbH stellt den Index monatlich exklusiv dem "Handelsblatt" und dem Nachrichtensender "n-tv" zur Verfügung. Informationen zum Index unter www.welthandelsindex.com oder www.kapitalmarktanalyse.com

Quelle: n-tv.de, Dr. Markus C. Zschaber Vermögensverwaltungsgesellschaft mbH

Quelle: ntv.de

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