Wirtschaft

Brummi-Branche stottert Politik schickt Lkw-Bauer in die Krise

"Future Truck 2025" von Mercedes-Benz: Zu sehen auf der IAA Nutzfahrzeuge in Hannover

"Future Truck 2025" von Mercedes-Benz: Zu sehen auf der IAA Nutzfahrzeuge in Hannover

(Foto: picture alliance / dpa)

Mit bangen Blicken schauen die deutschen Lkw-Hersteller in die nahe Zukunft. Das Südamerika-Geschäft bereitet Sorgen, in Russland bricht der Markt gerade ein. Daimler reagiert mit Stellenabbau. Was machen VW und MAN?

Krisen und Konflikte in vielen Teilen der Welt stellen den Optimismus der Lkw-Branche zusehends auf die Probe. Rechneten die Hersteller zu Jahresbeginn noch mit einem Absatzplus von sechs bis acht Prozent, schwangen zum Auftakt der Nutzfahrzeugmesse IAA in Hannover zahlreiche Sorgen mit. "Wir können nicht mit Rückenwind von den Märkten rechnen", sagte Wolfgang Bernhard, Chef der Lkw-Sparte von Daimler. In Europa schrumpfe der Markt wegen der schwächeren Konjunkturaussichten mindestens um fünf Prozent. "Die Betonung liegt auf mindestens."

Der Konflikt mit Russland um die Ukraine hinterlässt erste Bremsspuren. Und in allen wichtigen Schwellenländern verdüstern sich die Aussichten mit der schlechteren Konjunktur. "In Südamerika machen uns bis auf Weiteres die Konjunkturschwächen in Brasilien und in Argentinien zu schaffen", sagte Eckhard Scholz, Chef der VW -Transportersparte. Die Verkaufszahlen leichter Nutzfahrzeuge in Südamerika halbierten sich demnach nahezu.

Daimler "im Plan", Flaute bei VW

Daimler kündigte an, wegen des Marktrückgangs in Brasilien weitere Stellen in der Lkw-Sparte abzubauen. In den vergangenen zwei Jahren hatte der Hersteller bereits rund 2000 Jobs gestrichen. 2014 rechnen die Stuttgarter in Brasilien mit einem weiteren Markteinbruch bei Nutzfahrzeugen um zehn Prozent.

Bernhard sprach von schwierigen wirtschaftlichen Rahmenbedingungen. Dennoch sei die Lkw-Sparte der Stuttgarter "nach acht Monaten im Plan". Dank der starken Nutzfahrzeugnachfrage in den USA und in Japan hielt Daimler an der Wachstumsprognose fest: Der operative Gewinn werde in diesem Jahr deutlich steigen, der Absatz leicht anziehen. Von Januar bis August kletterte der Verkauf von Lkw, Transportern und Bussen um fünf Prozent auf 516.000 Fahrzeuge.

Filmheld in Hannover: Western Star "Optimus Prime" aus "Transformers: Ära des Untergangs"

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(Foto: picture alliance / dpa)

Der Nutzfahrzeugabsatz von VW stieg dagegen in den ersten acht Monaten nur um ein Prozent auf 285.900 Lieferwagen, Transporter und Pickups. Ein kräftiges Plus in Westeuropa konnte den Rückgang in Südamerika nicht wettmachen. In der Eurozone bestehe in Frankreich und Italien die Gefahr einer erneuten Rezession. 2013 hatte das Lkw-Geschäft in Europa auch geboomt, weil sich 2014 Laster wegen strengerer Schadstoffregeln verteuerten. Seit die Sondernachfrage vorbei ist, herrscht Flaute.

Ukraine-Krise dämpft

Scholz sagte, er rechne damit, dass der europäische Markt im nächsten Jahr stagnieren werde. "Ich erwarte deutlich stärkere Bremsspuren in Osteuropa und im russischen Markt sowieso. Die Sanktionen werden Gegensanktionen zur Folge haben. Das ist eine Situation, die ich mit großer Sorge sehe."

 Die Auslieferungen in Osteuropa sind seinen Angaben zufolge erstaunlich stabil, das geringe Minus von 0,3 Prozent in den ersten acht Monaten gebe die Situation aber nicht richtig wieder. "Die Russland-Ukraine-Krise belastet unser Osteuropageschäft." Der Chef der MAN -Truck-Sparte, Anders Nielsen, erwartet für die westlichen Lkw-Hersteller in Russland einen Rückgang des Marktes um 20 bis 25 Prozent.

Für den weltweiten Nutzfahrzeugmarkt rechnen optimistische Experten für das Gesamtjahr 2014 mit einem Zuwachs von bis zu fünf Prozent. Daimler etwa geht aber von einer Stagnation aus.

US-Markt stützt

Einziger Wachstumsmotor sind die USA, der zweitgrößte Markt hinter China. Während der Branchenverband VDA für die Vereinigten Staaten von einem Plus von acht Prozent ausgeht, dürfte das Lkw-Geschäft in der Volksrepublik auf der Stelle treten, weil dort die Wirtschaft langsamer wächst. Stottert die Konjunktur, gibt es weniger Waren zu transportieren, und die ohnehin mit spitzem Bleistift rechnenden Spediteure und Firmen halten sich mit der Anschaffung neuer Nutzfahrzeuge zurück.

Die Zulieferer können unterdessen von strengeren Abgasnormen profitieren. So erwartet Bosch ein Umsatzplus von zehn Prozent mit Produkten für Lkw, Transporter oder Busse. Ein Grund dafür sei die strengere Klimaschutzvorschrift in China, die die Nachfrage nach Abgasreinigungstechnik antreibt.

Bosch-Kraftfahrzeugtechnik-Chef Wolf-Henning Scheider sagte ein Umsatzplus von sieben bis acht Prozent für seine Sparte voraus.

Quelle: ntv.de, bad/rts/dpa

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