Wirtschaft

Totgesagte leben länger PC-Branche erlebt zweiten Frühling

Von 2006 bis 2010 steigen die PC-Absätze im Schnitt um elf Prozent im Jahr. Dann bringt Apple das iPad auf den Markt, seitdem sinken die Verkäufe um vier Prozent im Jahresschnitt. Nun wendet sich das Blatt erneut - aber für wie lange?

PCs sind noch nicht tot. Aber wie viel Lebensdauer ist ihnen noch beschieden? Besser als erwartet ausgefallene PC-Absätze haben sich positiv auf die Quartalszahlen von Chiphersteller Intel, Softwareriese Microsoft und Computerherstellern wie Hewlett-Packard und Lenovo durchgeschlagen. Das ist auch Anlegern nicht verborgen geblieben: Die Aktien von HP und Intel haben in diesem Jahr beide mehr als 30 Prozent zugelegt, Lenovo-Titel liegen 23 Prozent im Plus. Zum Vergleich: Der Technologieindex Nasdaq hat seit Jahresbeginn 9,7 Prozent zugelegt.

Sogar die jüngsten Ergebnisse von Apple sind Beweis für den neuen Gegentrend. Das Unternehmen, das bei PCs nur eine Nischenrolle spielt, überraschte den Markt mit einem Verkaufsplus von 18 Prozent bei Mac-Computern im zweiten Quartal. Gleichzeitig ließen die Verkäufe des iPad um 9 Prozent nach.

Besonders dieser letzte Punkt ist interessant. Schließlich hat das explosionsartige Wachstum der Tablets in den letzten Jahren zu mehr als nur einem Abgesang auf das PC-Geschäft geführt. Doch diese erweisen sich nun offenbar als verfrüht. Auch, wenn man anmerken muss, dass PCs sich jetzt mit einer großen Bandbreite an Konkurrenzgeräten auseinandersetzen müssen, nicht zuletzt Smartphones. Die Wachstumsraten vergangener Tage dürften damit Geschichte sein.

Preisunterschiede werden geringer

Von 2006 bis 2010 stiegen die PC-Absätze nach Zahlen des Marktforschers IDC im Schnitt um 11 Prozent im Jahr. Dann kam das iPad. Seitdem sinken die PC-Verkäufe um durchschnittlich 4 Prozent. Doch in einem Geschäftsbereich, in dem in diesem Jahr immer noch mehr als 300 Millionen Geräte ausgeliefert werden, kann man immer noch Geld verdienen.

In den vergangenen Monaten haben mehrere Entwicklungen dem PC-Bereich geholfen. Im April stellte Microsoft den Support für Windows XP ein. Das beliebte Betriebssystem kam 2001 auf den Markt und läuft immer noch auf vielen Unternehmensrechnern. PCs werden dazu besser und billiger, dadurch sinkt der Preisunterschied zu Tablets. Acht der zehn meistverkauften Laptops auf Amazon in Deutschland kosten weniger als 500 Euro. Die meisten sind Intel-basierte Windows-Rechner.

Trotzdem: Wenn ein nur leichter Rückgang als gute Nachricht gilt, müssen sich die Investoren die Frage nach der Nachhaltigkeit stellen. IDC hat in der vergangenen Woche seine Prognosen für 2014 aktualisiert. Die Firma rechnet nun nicht mehr mit einem Rückgang der globalen PC-Auslieferungen um 6 Prozent. Aber das Minus beträgt immer noch 3,7 Prozent.

Anteil des PC-Geschäfts am Umsatz sinkt

Aktualisierungen veralteter XP-Rechner sind ein einmaliger Effekt, der nicht lange anhalten wird. Gleichzeitig arbeiten Tablet-Hersteller daran, ihre Geräte noch attraktiver zu machen. Apple arbeitet laut Medienberichten an einem iPad mit einem vergrößerten Bildschirm. Eine Partnerschaft mit IBM soll dafür sorgen, dass das iPad stärker auf Geschäftskunden ausgerichtet wird.

Das bedeutet, dass auch die Marktführer im PC-Bereich sich breiter aufstellen müssen. Wegen der schieren Größe des Geschäfts dürfte das aber ein langsamer Prozess sein. Intel hat mit PC-Chips etwa 62 Prozent des Umsatzes im ersten Halbjahr erzielt. Vor zwei Jahren waren es 65 Prozent. Analysten an der Wall Street rechnen laut FactSet damit, dass es 2015 weniger als 60 Prozent sein werden. Das PC-Geschäft von HP dürfte in den kommenden beiden Fiskaljahren weiter rund 30 Prozent des Konzernumsatzes ausmachen.

HP-Chefin zuversichtlich

Weil ihr Wachstumspotenzial durch die Abhängigkeit von PCs begrenzt ist, müssen Unternehmen wie Intel und HP beweisen, dass sie aus diesem Segment mehr Gewinn quetschen können, während sie anderswo expandieren. Intel wird in der kommenden Woche bei seiner Entwicklerkonferenz IDF viel über neue Perspektiven wie das "Internet der Dinge" sprechen. Bei der Ifa in Berlin dürften aber in dieser Woche auch aktuelle PCs mit der neuen Broadwell-Chipserie vorgeführt werden.

HP-Chefin Meg Whitman hat Investoren gegenüber gesagt, das PC-Geschäft habe über die XP-Aktualisierung hinaus "Auftrieb". Lenovo-Chef Yuanqing Yang erklärte Mitte August, das PC-Geschäft werde vom "Momentum und der Gelegenheit zu Konsolidierung in der Branche" profitieren, um die Renditen zu steigern.

Während die Kunden zwischen PCs und Tablets schwanken, befindet sich der Computermarkt im Fluss. Aber weil Mobilität ein extrem wichtiger Faktor bleibt, wird sich die Ebbe am PC-Markt wohl fortsetzen. Die Unternehmen, die davon abhängen, müssen die Ku

Quelle: ntv.de, Dan Gallagher, DJ

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