Wirtschaft

EZB soll mehr kaufen als die Fed OECD rät Draghi zu Null-Zins-Politik

EZB-Chef Draghi bekommt gute Ratschläge von der OECD.

EZB-Chef Draghi bekommt gute Ratschläge von der OECD.

(Foto: REUTERS)

Die Wirtschaftsexperten der OECD rechnen mit etwas weniger Wachstum als bisher prognostiziert. Dafür sehen sie aber die Konjunkturkrise weltweit weitgehend überwunden. Ein Sorgenkind bleibt die Eurozone - und da hat die OECD eine Idee.

Wegen der sehr niedrigen Inflation legt die Industriestaaten-Organisation OECD der EZB eine Zinssenkung auf null Prozent nahe. "Der Europäischen Zentralbank raten wir, neue Maßnahmen zu ergreifen", sagte der stellvertretende Generalsekretär Rintaro Tamaki bei der Vorstellung des Wirtschaftsausblicks. Auch große Konjunkturrisiken, hohe Arbeitslosigkeit und enorme Staatschulden machten dies notwendig, so die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD).

Der Leitzins - zu dem sich Geschäftsbanken bei der EZB mit Geld eindecken können - solle von derzeit 0,25 auf null Prozent gedrückt werden. Banken, die Geld bei der EZB parken, sollten zudem mit einem Strafzins belegt werden. Sowohl der sogenannte Einlagezins als auch der Leitzins sollten "bis mindestens Ende 2015 auf diesem Niveau belassen werden". Das könnte dazu beitragen, "die Kreditzinsen der Banken zu verringern und somit das Wachstum anzukurbeln".

Volle Einkaufsliste

Reiche das nicht aus, um die Inflationsrate näher an die gewünschte Zielmarke von zwei Prozent zu schieben, seien zusätzlich außergewöhnliche Maßnahmen notwendig. Vorstellbar seien Geldspritzen für Banken zu extrem günstigen Konditionen. "Ankäufe von Staats- oder Unternehmensanleihen oder Programme zur Förderung der Kreditvergabe der Banken an den privaten Nichtfinanzsektor wären ebenfalls denkbar."

Das Brüsseler Institut Bruegel empfiehlt ein Volumen von 35 Milliarden Euro monatlich. Das wäre mehr, als die US-Notenbank Fed aktuell in die Wirtschaft pumpt: Sie kauft derzeit Wertpapiere von 45 Milliarden Dollar (32 Milliarden Euro) pro Monat. "Die EZB sollte kraftvoll handeln", raten die Bruegel-Experten. Auf der Einkaufsliste sollten Anleihen der Rettungsschirme EFSF und ESM, der Europäischen Investitionsbank, der EU und von Unternehmen sowie Kreditverbriefungen stehen.

Draghi zu Eingriffen bereit

Derzeit liegt die Teuerungsrate in der Eurozone bei 0,7 Prozent, während die EZB einen Wert von knapp zwei Prozent anstrebt. Deren Chef Mario Draghi hat bereits grundsätzlich die Bereitschaft zu einem erneuten Eingreifen signalisiert. Mit einer Änderung der Geldpolitik rechnen die meisten Experten aber bei der nächsten EZB-Ratssitzung an diesem Donnerstag nicht.

Der Aufschwung kommt

Die OECD rechnet in diesem Jahr mit einer Teuerungsrate von 0,7 Prozent in der Eurozone. 2015 soll sie auf 1,1 Prozent steigen, aber immer noch weit unter der Zwei-Prozent-Marke verharren. Nach zwei Rezessionsjahren in Folge rechnet die OECD mit einem Aufschwung in der Euro-Zone. In diesem Jahr dürfte das Bruttoinlandsprodukt um 1,2 Prozent wachsen, im kommenden um 1,7 Prozent.

Allerdings hinkt die Währungsunion damit den USA weit hinterher, denen in beiden Jahren ein mehr als doppelt so starkes Wachstum vorausgesagt wird. "Das Tempo dieser Konjunkturerholung wird verhalten bleiben, da der immer noch hohe Schuldenstand und die angespannten Kreditbedingungen nach wie vor auf der Wirtschaftstätigkeit lasten, vor allem in den Krisenländern", betonte die EZB.

Quelle: ntv.de, bad/rts

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen