Wirtschaft

Rückkehr an Kapitalmarkt? Griechenland bekommt Milliarden

Die Finanzierung des griechischen Etat ist vorerst gesichert: Mit neuen Hilfsgeldern kann sich das Euro-Land weiter über Wasser halten. Doch die Blicke richten sich schon wieder auf den regulären Markt. Eine klare Warnung schicken die Finanzminister an Frankreich.

Jeroen Dijsselbloem beim Ecofin-Treffen beim in Athen: Die Finanzminister der EU und der Eurogruppe besprechen mit EU-Beamten und den Zentralbankchefs die Lage.

Jeroen Dijsselbloem beim Ecofin-Treffen beim in Athen: Die Finanzminister der EU und der Eurogruppe besprechen mit EU-Beamten und den Zentralbankchefs die Lage.

(Foto: imago/Wassilis Aswestopoulos)

Die Euro-Finanzminister geben grünes Licht: Die internationale Gemeinschaft der Partner gibt neue Kredithilfen in Höhe von insgesamt 8,3 Milliarden Euro an Griechenland frei. Das Geld solle in drei Raten ausgezahlt werden, sagte Eurogruppenchef Jeroen Dijsselbloem in Athen nach Beratungen mit den Euro-Finanzministern aus den 18 Staaten der Währungsmeinschaft. Derweil kündigen Spitzenbeamte der Eurozone sogar die Rückkehr an den Kapitalmarkt an.

Nach langem Streit zwischen seinen Geldgebern erhält Griechenland damit weitere Mittel aus den vorbereiteten Hilfspaketen. 6,3 Milliarden Euro sollen bereits Ende des Monats fließen, die restlichen 2 Milliarden Euro in zwei Raten unter bestimmten Bedingungen bis Ende Juli. Mitte Mai muss Athen Schulden in Milliardenhöhe tilgen.

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Mit der ersten Tranche könne die Regierung in Athen die im Mai fälligen Forderungen von Anleihengläubigern befriedigen, erklärte Dijsselbloem. Eine zweite und dritte Tranche sollte im Juni und Juli erfolgen.

Zuvor hatten sich die Vertreter der sogenannten Troika aus EU-Kommission, Internationalem Währungsfonds (IWF) und Europäischer Zentralbank (EZB) über Monate hinweg nicht über den Umfang von Reformmaßnahmen einigen können. Deshalb lag die Auszahlung der Gelder auf Eis.

Athen will sich dem Markt stellen

Laut den Spitzenbeamten plant Athen im Juni den Verkauf einer Staatsanleihe mit einer Laufzeit zwischen drei und fünf Jahren. Bis zum Jahresende will Griechenland demnach insgesamt zwischen 4 Milliarden und 5 Milliarden Euro am Kapitalmarkt einsammeln. Damit versucht der Krisenstaat, im Fahrwasser der übrigen Europeripherie mitzuschwimmen. Denn die Stimmung am Rentenmarkt für die Randgebiete des gemeinsamen Währungsraums sei bereits seit geraumer Zeit deutlich verbessert, sagten die EU-Vertreter unter anderem mit Verweis auf Portugal.

Darüber hinaus wolle Griechenland finanzielle Reserven der Regierung in der Größenordnung von 1,3 Milliarden Euro in Anspruch nehmen. Kombiniert mit den Einnahmen aus den geplanten Anleiheemissionen hoffe die Regierung in Athen, innerhalb der kommenden zwölf Monate ohne fremde Hilfe aus dem Hilfsprogramm über die Runden zu kommen.

Ein EU-Vertreter sagte, die Pläne seien in den vergangenen Wochen im Kreise der EU diskutiert worden. Vertreter der Eurozone, der EZB, der EU-Kommission und des IWF hätten sich mit der Materie befasst. Letztlich hätten die Finanzminister der Eurozone auf ihrem Treffen in Athen am Dienstag ihre Zustimmung erteilt.

Laut einem griechischen Regierungsvertreter ist eine Platzierung in zwei Tranchen denkbar, wobei eine Emission im Juni und eine weitere in der zweiten Jahreshälfte erfolgen könnte. "Wir streben den Beginn einer regelmäßigen Inanspruchnahme des Rentenmarktes mit Langläufern an. Dies ist nicht Ausdruck der Verzweifelung bei der Suche nach Liquidität, sondern einer verbesserten Entwicklung geschuldet", sagte der Regierungsoffizielle.

Harte Ansage Richtung Paris

Unabhängig von den neuen Hilfsgeldern für Griechenland haben die Euro-Partner beim Athener Ecofin-Treffen Frankreich mit klaren Worten an seine Sparversprechen erinnert. "Frankreich muss seine Verpflichtungen aus dem Stabilitäts- und Wachstumspakt einhalten", sagte Eurogruppenchef Dijsselbloem.

Paris hatte versprochen, im kommenden Jahr beim Staatsdefizit wieder die Maastrichter Grenze von 3 Prozent der Wirtschaftsleistung einzuhalten. Diese Frist sei bereits zweimal verlängert worden, sagte EU-Währungskommissar Olli Rehn. Von einer angeblichen Bitte Frankreichs um mehr Spielraum bei der Budgetsanierung sei der Eurogruppe nichts bekannt.

Sehr viel mehr Schulden als Athen

Präsident François Hollande hatte nach einer schweren Schlappe bei den Kommunalwahlen eine Regierungsumbildung eingeleitet. Die Schuldenproblematik gilt im Fall Frankreichs als besonders gravierend. Frankreich ist die zweitgrößte Volkswirtschaft der Eurozone und verfügt über eine entsprechende Schwungmasse. Allerdings sitzt die Regierung in Paris - gemessen in absoluten Zahlen - auch auf einem sehr viel größeren Schuldenberg als Athen.

Während der griechische Staatshaushalt laut Eurostat unter einer Last von knapp 304 Milliarden Euro ächzt, belaufen sich die Staatschulden Frankreichs auf 1,8 Billionen Euro. Bei einem Bruttoinlandsprodukt (BIP) von rund 2 Billionen Euro kommt Paris auf eine offizielle Staatschuldenquote von 90,2 Prozent.

Deutschland rangiert mit einer Quote von 81,0 Prozent nicht sehr weit darunter - und liegt ganz sicher jedoch ebenfalls weit über der Maastricht-Marke, die eigentlich gemessen am BIP nicht mehr als 60 Prozent Staatsverschuldung gestattet. Griechenland liegt mit seiner Verschuldungsquote von mehr als 156 Prozent sehr viel weiter darüber.

Quelle: ntv.de, mmo/jwu/dpa/rts/DJ

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