Wirtschaft

Neuer Rekord, alte Blase? Nasdaq wie vor Dotcom-Crash

Die Rekorde sind so manches Foto wert.

Die Rekorde sind so manches Foto wert.

(Foto: REUTERS)

15 Jahre braucht der Nasdaq Composite Index, um das ehemalige Rekordhoch vom März 2000 zu übertreffen. Jetzt ist es geschafft, doch der Index ist nicht mehr der alte.

Partystimmung bei Besitzern von Nasdaq-Aktien: am 23. April 2015 hat der Composite-Index endlich den Rekord vom 10. März 2000 von 5048,62 Punkten übertroffen. Nach den jüngsten Quartalszahlen von Amazon und Google nahm die Feier noch zusätzlich Fahrt auf, woraufhin der Index bis auf 5109 Punkte kletterte. Mancher Anleger, der die Dot.com-Blase und den anschließenden Kurssturz miterlebt hat, fragt sich, ob es noch Sinn macht, auf den fahrenden Zug aufzuspringen?

Nasdaq niedriger bewertet

Nasdaq Composite
Nasdaq Composite 15.712,75

Den wichtigsten Beitrag zur Nasdaq-Party hat in den vergangenen Jahren Apple geleistet. Mit einem Börsenwert von 758,8 Milliarden Dollar ist der iPhone-Hersteller mit Abstand die Nummer eins unter den fünf Schwergewichten vor Google (388,3 Mrd. Dollar), Microsoft (387,3 Mrd.), Facebook (230,1. Mrd.) und Amazon (207,3 Mrd.). Vor 15 Jahren hatte Apple noch nicht das iPhone auf den Markt gebracht und schaffte es nicht einmal unter die Top 30 im Index. Google ging erst 2004 an die Börse und Facebook-Gründer Mark Zuckerberg studierte damals noch.

Im Jahr 2000 führte Microsoft mit 524,4 Milliarden Dollar noch die Nasdaq-Rangliste an, vor Cisco (466,4 Mrd.) und Intel (401,3 Mrd. Dollar). Komplettiert wurde das Quintett von Oracle (232,4 Mrd.) und Sun Microsystems (164,5 Mrd.). Letzterer wurde Anfang 2010 von Oracle übernommen. Nach der jüngsten Rekordfahrt bringt der Nasdaq derzeit insgesamt 8,3 Billionen Dollar auf die Börsenwaage gegenüber 6,6 Billionen während der Dotcom-Blase. Allerdings ist der Index heute bei Weitem nicht so hoch bewertet. Während das KGV damals bei fast 200 lag, sind es heute "nur" 21. In den vergangenen Jahren haben viele Unternehmen ihre Gewinne zwar deutlich gesteigert, aber preiswert ist der Nasdaq nicht mehr.

Warnsignale vorhanden

Ein wenig Hype schwingt auch heute in der Kursentwicklung mit. So erreichen auch heute etliche Aktien noch am gleichen Tag die Kursziele der Analysten, an denen die Studien veröffentlicht werden. Das erinnert an die 2000er-Techblase. So haben die Analysten von Wedbush Securities am Tag nach der jüngsten Zahlenvorlage von Amazon ein Kursziel von 435 Dollar ausgeben. Allerdings ist die Aktie bereits am gleichen Tag um 14 Prozent auf 445 Dollar und damit sogar über das Kursziel hinausgeschossen. Inzwischen liegt das 2016er-KGV von Amazon bei horrenden 180.

Bedenklich ist auch die tägliche Rekordfahrt bei den Biotechwerten. Während die fünf Schwergewichte Gilead, Amgen, Shire, Biogen und Celgene ordentlich Geld verdienen, schreiben fast drei Viertel aller Unternehmen aus dem Nasdaq Biotech-Index rote Zahlen. Das hat die Investoren aber nicht davon abgehalten, den Index in den vergangenen fünf Jahren um 450 Prozent nach oben zu ziehen. In einem Umfeld, in dem die Prognosen für das Wachstum der Weltwirtschaft immer weiter gesenkt werden, stürzen sich Investoren auf Unternehmen, die starkes Wachstum versprechen – und ignorieren dabei die teilweise sehr hohen Bewertungen bei den Biotech-Aktien.

Kommt nun die Notenbank zu Hilfe?

Nach der Hausse streuen nur wenige Analysen Salz in die Suppe. So hat die Schweizer Bank UBS zuletzt ihre Einschätzung für US-Aktien gesenkt. Nachdem die Finanzprofis drei Jahre lang zum "Übergewichten" geraten hatten, lautete die Empfehlung nun "Neutral". "Zum ersten Mal seit Jahren verfügen US-Aktien nicht über den attraktivsten Gewinnausblick im Vergleich zu anderen Regionen, vor allem der Euro-Zone. Weil die Bewertung in anderen Ländern außerhalb der USA attraktiver ist, ist eine "neutrale Bewertung" für US-Aktien nun gerechtfertigt", schreibt Mark Haefele, Investmentstratege bei UBS Wealth Management.

Möglicherweise geht die Hausse beim Nasdaq dennoch weiter. Denn wegen der anhaltend miserablen US-Konjunkturdaten zweifeln Investoren zusehends, dass die US-Notenbank zur Jahresmitte die Zinsen anheben wird. Die Zinsen für zweijährige US-Anleihen rutschten daher zuletzt auf 0,52 Prozent ab. Das ist das gleiche Niveau wie Mitte 2014. Die Aussicht auf eine anhaltend lockere Geldpolitik könnte den Nasdaq im Besonderen und den US-Aktienmarkt im Allgemeinen weiter beflügeln.

Quelle: ntv.de

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