Aktien von Medizintechnik-Unternehmen sind in fünf der zurückliegenden sieben Jahre besser gelaufen als der MSCI World, also der breite Markt. Auch in diesem Jahr stehen die Ampeln auf Grün.

Für die Branche der Medizintechniker gibt es mehrere Wachstumstreiber, die seit Jahren für eine regelmäßige Outperformance der entsprechenden Aktien sorgen. Aus Anlegersicht besonders erfreulich: Diese Erfolgsstory dürfte sich aus verschiedenen Gründen noch eine Zeit lang fortsetzen.

Erstens ist im Gesundheitswesen ein Trend zum Outsourcing zu beobachten. Ähnlich wie vor 25 Jahren in der Automobilindustrie sind Komplettlösungen gefragt, die an externe Dienstleister ausgelagert werden. Der amerikanische Medizintechniker Medtronic betreibt zum Beispiel für Krankenhäuser nicht nur Katheterlabore, sondern auch ganze Operationssäle. Das 1949 gegründete Unternehmen ist heute weltweit in 120 Ländern präsent – auch in Deutschland. Im vergangenen Jahr kaufte Medtronic den amerikanischen Wettbewerber Covidien für rund 43 Milliarden Dollar und verringerte dadurch den Abstand zum Weltmarktführer Johnson & Johnson.

Firmenzusammenschlüsse und Übernahmen (M&A) sind der zweite große Wachstumstreiber und pushen die Aktienkurse der Medtech-Gesellschaften ebenfalls nach oben. Im vergangenen Jahr schluckte Becton Dickinson den Rivalen CareFusion und der Implantatehersteller Zimmer verleibte sich Biomet ein. Größe verschafft in der Branche wichtige Wettbewerbsvorteile. Vor allem die Krankenhäuser in den USA versuchen Kosten zu sparen, indem sie von den technisch komplexen Geräten bis zu einfachen Einwegspritzen ihre Medizintechnik von möglichst wenigen – am besten nur von einem Anbieter beziehen. Vor diesem Hintergrund sind weitere M&A-Transaktionen zu erwarten. Da die Käufer bei ihren Akquisitionen regelmäßig Aufgelder von 20, 30 oder 40 Prozent zahlen, treibt dies die Aktienkurse nach oben.

Drittens führen generell die weltweit wachsende Bevölkerung, die steigende Lebenserwartung und die Zunahme chronischer Krankheiten zu einer immer höheren Nachfrage nach Gesundheitsdienstleistungen. In den Schwellenländern kommt dazu, dass sich dort aufgrund des wachsenden Wohlstands immer mehr Menschen notwendige Therapien leisten können. Gleichzeitig sorgt in den Vereinigten Staaten Obamacare für eine steigende Zahl von Patienten. Durch die Gesundheitsreform von Präsident Barack Obama verfügen sieben Millionen Amerikaner erstmals in ihrem Leben über eine Krankenversicherung und können sich medizinisch behandeln lassen.

Das positive Umfeld der Gesundheitsmärkte strahlt auf die Medizintechniker ab. Aussichtsreich sind vor allem große und innovative Firmen. In jüngster Zeit gab es eine ganze Reihe Produktneuerungen, die am Markt eingeführt wurden – zum Beispiel Sapien 3, eine neue Herzklappe von Edwards Lifesciences, ein innovativer Herzkatheter (Lutonix) von CR Brad oder Reveal LINQ, das vom Hersteller Medtronic als kleinstes EKG der Welt beworben wird. Auf dem Vormarsch ist zudem die Telemedizin. Insbesondere bei tragbaren Diagnostik- und Überwachungsgeräten – zum Beispiel zur Kontrolle des Blutzuckerspiegels bei Diabetikern – ist hohes Wachstum zu erwarten. China arbeitet schon an einem nationalen Netzwerk, um dadurch große Entfernungen vor allem im ländlichen Raum zu überwinden. Die Smartwatches von Apple, Samsung & Co zeigen, dass die Digitalisierung in immer weitere Bereiche vordringt. Ein Herzfrequenzmonitor und Bewegungssensoren stehen vor der Markteinführung, weitere Applikationen werden mit Sicherheit schon bald folgen.

Günstige Bewertungen

Gemessen am historischen Durchschnitt ist die Branche zurzeit mit einem 2015er-KGV von 17 nur moderat bewertet. Das Wertschöpfungspotenzial der erst neu zugelassenen Produkte ist vielfach noch nicht in den Aktienkursen der jeweiligen Unternehmen enthalten. Dasselbe gilt für die Synergieeffekte, die aus Übernahmen resultieren. Mit seinen defensiven Portfolioeigenschaften eignen sich die Aktien von Medizintechnikern gerade in einem ambitionierten Umfeld auch für defensiv orientierte Anleger. Der Aktienfonds BB Medtech (WKN A0RP23) fokussiert sich auf mittel- und großkapitalisierte Unternehmen und zeichnet sich durch eine auffallend geringe Schwankungsbreite aus. Noch etwas breiter gestreut investiert der Global Healthcare von JP Morgan (WKN A0RPEY). Neben Medtech-Werten zählen auch Aktien aus den Bereichen Pharma, Biotechnologie und Gesundheitswesen-Dienstleistungen zum Portfolio. Kostengünstig ist der Indexfonds MSCI World Healthcare von Lyxor (WKN LYX0GM), der ebenfalls weltweit das gesamte Gesundheitswesen abdeckt. Unter den Einzelwerten sind insbesondere Johnson & Johnson (WKN 853260), die erwähnte Medtronic (WKN A14M2J), Thermo Fischer (857209) und Stryker Corp. (WKN 864952) interessant. Da es sich allesamt um amerikanische Unternehmen handelt, kann der Anleger zusätzlich von einer weiteren Aufwertung des US-Dollars profitieren.

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