Wirtschaft

Verändertes Börsenumfeld Ist Trump eine Gefahr für Hauskäufer?

Die Finanzmärkte zeigen seit der Wahl Trumps ihre unberechenbare Seite. Wohnimmobilienaktien fallen, Banken feiern und Autotitel tun sich schwer. Läutet Trump ein neues Börsenzeitalter ein?

Donald Trump hat nicht nur die Politik kräftig durcheinander gewirbelt, er könnte auch das gesamte Börsenbild verändern. Abzulesen ist das an den Zinsen in den USA, denn sie steigen. Für deutsche Hausbauer könnte dies bedeuten, dass der Sommer 2016 in der Tat der Tiefpunkt in Sachen Zinsen für Finanzierungen war. Denn Trump steht für Reflationierung, er wird also neue Schulden machen. Gleichzeitig hilft das den Banken, auch in Europa. Für den deutschen Sparer wiederum könnte Trump ein Segen sein. Die Zusammenhänge nach der Wahl gilt es aufzudröseln und zu verstehen, was nun auf Anleger, Hauskäufer, Sparer und auch die Fans von Gold und Silber zukommt. 

Schauen wir uns zunächst die positiven Seiten an wie den Aktienmarkt und die Rendite auf US-Bonds. Noch in der Nacht seiner Wahl drehte der US-Dollar wieder massiv nach oben zum Euro, gewann an Wert. Gleichzeitig schoss die Rendite 10-jähriger US-Bonds von 1,7 Prozent auf 2,2 Prozent nach oben, bei deutschen zehnjährigen Anleihen ging es von 0,1 auf 0,32 Prozent. Dies ist am Zinsmarkt der pure Wahnsinn, eine Bewegung, die man so fast nie sieht in ihrer Dimension. Selbst in der Schweiz macht sich der Trump-Effekt bemerkbar. Zunächst gab es eine Flucht in den Schweizer Franken, diese endete abrupt. Mit kleinem Verzug vermindern sich jedoch die Negativzinsen im Alpenland, sinken von minus 0,35 auf minus 0,2 Prozent - klingt nach wenig, ist aber am Anleihemarkt bemerkenswert.

Was bedeutet der Renditeanstieg nun?

Einerseits sind damit Aktien nicht mehr ganz so alternativlos wie zuvor, andererseits setzen nun alle darauf, dass die Inflation anspringen wird. Neue Schulden bedeuten frisches Geld und dieses Geld könnte in den USA auch in den Aktienmarkt fließen, indirekt auch in alle anderen Aktienmärkte der Welt. Dazu hilft deutlich, dass der US-Dollar gegenüber der Verschuldungswährung schlechthin, dem Yen, merklich zulegen konnte. Ein schwacher Yen bedeutet, dass der sogenannte Carry-Trade läuft. Man verschuldet sich in Yen und investiert zum Beispiel in Emerging Markets, was positiv für Aktionäre ist.

Business as usual? - Fast 

Nach dem völlig überraschenden Wahlsieg von Donald Trump scheint es an der Börse daher nur einen Sturm im Wasserglas zu geben: Schnell holten sowohl der S&P 500 als auch der Dax einen Großteil der zwischenzeitlich heftigen Verluste wieder auf. Ähnlich lief es auch nach dem Brexit-Referendum vom 23. Juni. Damals reagierte der Markt am nächsten Handelstag zu Beginn chaotisch mit einem Einbruch von mehr als zehn Prozent, danach sprangen besonders Aktien aus Großbritannien nach oben, für manche auf den ersten Blick verwunderlich. Die schwache Währung und sinkende Zinsen halfen, diesmal ist die Situation etwas komplexer.

"Von großer Bedeutung für die künftige Entwicklung der Zinsen und damit auch der Börse und des Immobilienmarktes wird es sein, ob Fed-Chefin Janet Yellen bei der Sitzung am 14. Dezember die Zinsen erhöhen wird", erklärt Jochen Stanzl, Chef-Marktanalyst bei CMC Markets. "Nach Trumps Sieg bleibt die Wahrscheinlichkeit hierfür hoch. Wichtig wird ihr Statement nach der möglichen Zinserhöhung sein. Optimal für Anleger wäre, wenn sie nach diesem Schritt erst einmal eine Pause signalisiert", ergänzt Stanzl.

Das würde den S&P 500 enorm stützen, denn steigende Ausgaben und Konjunkturprogramme gepaart mit niedrigen Leitzinsen wären ein Treiber für den Aktienmarkt. In den nächsten Wochen werden sich die Investoren dazu auf jene Maßnahmen konzentrieren, mit denen Trump die schwache Wirtschaft ankurbeln will. Immerhin ist die neue Regierung sehr handlungsfähig.

Kommt ein großes Konjunkturprogramm?

Die republikanische Partei des neuen Präsidenten hat nämlich die Mehrheit im Kongress verteidigt. Damit ist Donald Trump formal einer der am besten handlungsfähigen Präsidenten des letzten halben Jahrhunderts. Seit 1968 hat nur in insgesamt zwölf Jahren die Partei des amtierenden Präsidenten in beiden Kammern des Kongresses die Mehrheit gehabt. Also nur in 12 der letzten 48 Jahre konnten vom Präsidenten der größten Volkswirtschaft der Welt durchgreifende Gesetzesänderungen durchgeführt werden.

Trump hat bereits angekündigt, dass er ein großes Infrastrukturprogramm auflegen will, um die seiner Meinung nach marode Infrastruktur auf Vordermann zu bringen. Etliche Analysten rechnen sogar mit einem massiven  Konjunkturprogramm, um die gesamte US-Wirtschaft anzukurbeln. Sollte Trump dies umsetzen, würde nicht nur die Wirtschaft, sondern auch der Aktienmarkt profitieren. Diese Aussichten sollten auch den Dax stützen. Leidtragende wären die Häuslebauer, denn mit diesen Ausgaben steigt der amerikanische Schuldenberg und damit auch die Zinsen, was die Finanzierungen von Immobilien verteuern wird.

Quelle: ntv.de

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