Wirtschaft

Ex-SAP-Boss im Aufsichtsrat IT-Experte rückt an Siemens-Spitze

Siemens steht an der Schwelle zwischen Tradition und Moderne.

Siemens steht an der Schwelle zwischen Tradition und Moderne.

(Foto: dpa)

Frischer Wind im Traditionskonzern: Jim Hagemann Snabe soll den Aufsichtsrat bei Siemens verstärken. Er übernimmt den vakanten Posten als Chefaufseher. Doch die Personalie ist teilweise umstritten.

Lange Zeit beharrte man auf Tradition, nun gibt es einen Kurswechsel bei Siemens. Der Elektrokonzern baut sich um. Im kommenden Jahr will sich das Unternehmen nicht nur neu ausrichten, sondern auch einen neuen Aufsichtsratschef wählen. Einen passenden Kandidaten hat Siemens bereits gefunden.

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Der Däne Jim Hagemann Snabe soll ab dem 31. Januar 2018 als Chefaufseher den Rat führen. Dann löst der 51-Jährige seinen 22 Jahre älteren Amtsvorgänger Gerhard Cromme ab, so der Plan bei Siemens. Mit Snabe erhofft sich der Elektroriese, eine neue Richtung einzuschlagen.

Seit 2013 sitzt Snabe bereits im Siemens-Aufsichtsrat. Seine meiste Zeit widmete Snabe jedoch dem Siemens-Konkurrenten SAP. Gemeinsam mit Bill McDermott leitete er seit 2010 die Geschäfte des Software-Konzerns. 2014 wechselte er ins Kontrollgremium. Zudem bekleidet Snabe Aufsichtsratsposten bei Allianz, Maersk und Bang & Olufsen. Er gilt als Experte in Fragen der Digitalisierung und soll ausgezeichnete Software-Kenntnisse besitzen.

Jim Hagemann Snabe soll der neue Mann an der Siemens-Spitze werden.

Jim Hagemann Snabe soll der neue Mann an der Siemens-Spitze werden.

(Foto: picture alliance / Uwe Anspach/d)

Diese beiden Fähigkeiten dürften den Ausschlag für die Nominierung Snabes gegeben haben, denn Siemens will sich künftig stärker auf die Industrie 4.0 konzentrieren. Mit Cromme war das offenbar nicht möglich, massive Kritik begleitet seine Amtszeit. Im Gespräch für seine Nachfolge waren neben Snabe auch Aufsichtsräte von BMW und Bayer. Für eine weitere Wahlperiode darf der 73-Jährige jedoch aufgrund einer Altersbeschränkung sowieso nicht mehr antreten.

Innovation könnte Tradition verdrängen

Siemens-Chef Joe Kaeser spielt das in die Karten. Schon seit Längerem wünscht er sich eine Modernisierung und Neuorientierung des Konzerns in Richtung Digitalisierung. Die neuesten Unternehmenszahlen geben ihm recht - seine bei Amtsantritt ausgerufenen Ziel hat er verwirklicht. Doch es könnte ein Problem geben: Zwar ist Snabe der optimale Partner für Kaesers Visionen, allerdings könnten die Traditionssparten des Unternehmens aus dem Fokus geraten. Die Bandbreite des Siemens-Angebotes ist wesentlich komplexer als die von SAP, Snabe wird dem gerecht werden müssen. Der Konzern mit etwa 350.000 Mitarbeitern ist noch immer stark auf die Felder Energie, Züge, Medizin- und Gebäudetechnik ausgerichtet - Neuland für den Software-Experten Snabe.

Einer weiteren Schwierigkeit ist Snabe bereits zuvorgekommen: die Doppelbesetzung in den Aufsichtsräten der Rivalen SAP und Siemens. Er verzichtet auf seine Ämter beim Walldorfer Software-Konzern und konzentriert sich künftig auf die Münchener. Schon zuvor hatte Siemens angekündigt, dass Snabe einige Ämter in Aufsichtsräten niederlegen werde.

Mit der Entscheidung für Snabe zerstört Kaeser auch Gerüchte über seinen angeblich geheimen Masterplan. Dem Siemens-Chef wurden immer selbst Ambitionen auf den Posten des Aufsichtsratschefs nachgesagt. Sein Vertrag an der Konzernspitze läuft im Sommer 2018 aus. Über eine Verlängerung wird jedoch angesichts von Kaesers Erfolg schon länger spekuliert. Dem Unternehmen geht es finanziell so gut wie lange nicht mehr, die Aktie stieg in den vergangenen Tagen auf einen zuletzt im März 2000 erreichten Rekordwert von über 123 Euro, im Wachstum schlug Siemens erstmals seit mehreren Jahren die Konkurrenten General Electric aus den USA und ABB aus der Schweiz und festigte damit seine Position als Europas größter Industriekonzern.

 

Quelle: ntv.de

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