Wirtschaft

Durchbruch im Reederei-Geschäft Hapag-Lloyd übernimmt CSAV

Neuer Partner in Südamerika:Die "Hamburg Express" - ein Schiff der Hapag Lloyd - macht auf der Elbe am Containerterminal Altenwerder fest (Archivbild).

Neuer Partner in Südamerika:Die "Hamburg Express" - ein Schiff der Hapag Lloyd - macht auf der Elbe am Containerterminal Altenwerder fest (Archivbild).

(Foto: picture alliance / dpa)

Deutschlands größte Container-Reederei Hapag-Lloyd und der chilenische Konkurrent CSAV entscheiden sich für eine Fusion. Der Zusammenschluss erzeugt ein neues Schwergewicht der Schifffahrtsbranche - und sichert Arbeitsplätze am Standort Hamburg.

Die Verhandlungen laufen seit vergangenem Dezember, jetzt hat Hapag-Lloyd die Kooperation mit dem chilenischen Konkurrenten CSAV vertraglich unter Dach und Fach: Deutschlands größte Reederei geht im Containergeschäft mit dem chilenischer Wettbewerber Compañía Sud Americana de Vapores (CSAV)zusammen. Beide Seiten unterzeichneten die Verträge für eine Fusion, wie Hapag-Lloyd am Abend mitteilte. Damit entstehe die viertgrößte Linienreederei der Welt mit rund 200 Schiffen und einem Jahresumsatz von etwa 9 Milliarden Euro.

"Ich freue mich sehr, dass es uns gelungen ist, diese Partnerschaft zu schließen, und wir die Konsolidierung in der Linienschifffahrt als Unternehmen aktiv mit gestalten", sagte Reederei-Chef Michael Behrendt laut Mitteilung. "Dieser Tag ist ein wichtiger Meilenstein in der Geschichte von Hapag-Lloyd." Oscar Hasbún, Chef der chilenischen Reederei CSAV, ergänzte: "Durch die Bündelung unserer Kräfte schaffen wir ein größeres, stärkeres und globaleres Unternehmen mit bedeutenden Skaleneffekten und einer erheblich verbesserten Wettbewerbsposition."

Im Heimathafen der Hapag-Lloyd rief die Einigung der beiden Reedereiunternehmen positive Reaktionen hervor: Hamburgs Finanzsenator Peter Tschentscher sieht den Schifffahrtsstandort Hamburg durch die deutsch-chilenische Fusion gestärkt. "Es ist vor allem auch für die Stadt ein Gewinn, den Zusammenschluss unter Hamburger Führung zu vollziehen und damit die Unternehmenszentrale am Ballindamm zu stärken", teilte Tschentscher mit. Die Stadt ist über ihre Beteiligungsholding derzeit mit rund 37 Prozent an der Hapag-Lloyd AG beteiligt.

Der spektakuläre Zusammenschluss ist Teil einer größeren Entwicklung im internationalen Seegüterverkehr. In der Containerschifffahrt sehen sich Schiffseigner und Reedereien seit Jahren mit einem ruinösen Preiskampf konfrontiert, auf den die Reedereien vermehrt mit Allianzen und Zusammenschlüsse reagieren.

Die Flotte von Hapag-Lloyd

Zum Stichtag 31. Dezember 2013 umfasst die Flotte von Hapag-Lloyd 151 Containerschiffe. Die gesamte Stellplatzkapazität der Hapag-Lloyd-Flotte liegt bei 729.000 Standardcontainer (Twenty-Foot Equivalent Unit, TEU). Für den Transport von Ladungen aller Art verfügt Hapag-Lloyd über 665.857 eigene oder geleaste Container mit einer Kapazität von insgesamt 1,072 Millionen TEU. (Quelle: Unternehmensangaben)

Die gesamte Branche leidet unter Überkapazitäten und fallenden Charterraten, nachdem in den Boomjahren vor der großen Finanzkrise zahlreiche neue Frachtschiffe geordert worden waren. Das Wachstum des Welthandels hielt mit dieser Entwicklung nicht Schritt.

Nach der Hochzeit an die Börse

Mit der Fusion dürfte sich die neue Großreederei in den widrigen Marktbedingungen besser behaupten können. Vorbehaltlich der Zustimmung durch die Wettbewerbsbehörden soll das Containergeschäft von CSAV den Angaben zufolge vollständig in Hapag-Lloyd aufgehen. Wenn die Kartellwächter zustimmen entsteht ein neues Schwergewicht der Branche: Die weltweit viertgrößte Reederei hinter den Branchenriesen Maersk, MSC und CMA CGM.

Bei Hapag-Lloyd wird sich im Rahmen der Fusion zunächst vor allem die Aktionärsstruktur ändern: CSAV wird zunächst mit 30 Prozent beteiligt. Nach Abschluss der Transaktion ist eine Kapitalerhöhung von 370 Millionen Euro beschlossen, an der sich CSAV mit 259 Millionen Euro beteiligen wird. Entsprechend steigt ihr Anteil weiter auf 34 Prozent.

Der Anteil der bisherigen Aktionäre, darunter der Logistikunternehmer Klaus-Michael Kühne, die Stadt Hamburg und der Touristikkonzern Tui, liegt dann bei rund 66 Prozent. Eine weitere Kapitalerhöhung über erneut 370 Millionen Euro soll über einen geplanten Börsengang erfolgen, der noch nicht terminiert ist.

Die Stadt Hamburg wird nach Vollzug der Fusion und des geplanten Kapitalschritts voraussichtlich mit rund 23 Prozent an dem größeren Unternehmen beteiligt sein, teilte die Finanzbehörde der Hansestadt mit. Der Hauptsitz des Unternehmens bleibe Hamburg. Zudem werde Hapag-Lloyd für das Lateinamerika-Geschäft eine Regionalzentrale in Chile aufbauen, hieß es.

Übernahme als Fusion getarnt?

Früheren Angaben zufolge sollen diese Anteile mit den Aktienpaketen der Stadt Hamburg und des Transportunternehmers Klaus-Michael Kühne vertraglich verknüpft werden. Ziel dieser gesamten Konstruktion sei eine stabile Mehrheit von 75,5 Prozent. "Es ist praktisch eine Übernahme durch Hapag-Lloyd gegen Abgabe von Anteilen an die Chilenen", hatte Kühne das Vorgehen im Vorfeld beschrieben.

Über einen bevorstehenden Zusammenschluss der beiden Reedereien wurde in Branchenkreisen bereits seit Wochen spekuliert. Die Aktionäre der chilenischen Reederei CSAV hatten bereits im März im Rahmen einer außerordentlichen Hauptversammlung den Fusionsplänen zugestimmt.

Bereits zu Ostern könnte Klarheit herrschen, ob sich der ehrgeizige Plan umsetzen lässt, hatte es aus dem Umfeld der deutschen Reederei geheißen. "Wenn es nicht während meiner Amtszeit gelingt, dann wird es nichts", hatte Hapag-Lloyd-Chef Michael Behrendt erst vor wenigen Wochen erklärt. Behrendt will die Führung der Reederei im Sommer an seinen Nachfolger übergeben.

Hinter CSAV steht maßgeblich die Holding Quinenco der chilenischen Familie Luksic. Sie ist in der Lebensmittelindustrie ebenso engagiert wie in der Finanzbranche - und in der Schifffahrt. Dem Zusammenschluss müssen die Wettbewerbsbehörden noch zustimmen. Eine weitere Bedingung ist den Angaben zufolge, dass nicht mehr als 5 Prozent der CSAV-Minderheitsaktionäre ihr Rückzugsrecht ausüben. Das wird sich bis zum 20. April endgültig entscheiden.

Quelle: ntv.de, mmo/dpa/rts

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