Wirtschaft

Brexit – so what? Fundamentaldaten sprechen für Aktien

Die Rahmenbedingungen für Aktien bleiben trotz Brexit Aktien eher positiv als negativ, sagt der Vermögensverwalter.

Die Rahmenbedingungen für Aktien bleiben trotz Brexit Aktien eher positiv als negativ, sagt der Vermögensverwalter.

(Foto: imago/i Images)

Der EU-Austritt Großbritanniens kommt – allerdings wohl langsamer und mit weniger gravierenden Folgen als vielfach befürchtet. Gleichzeitig sehen die konjunkturellen Rahmenbedingungen gar nicht so schlecht aus.

Bei der fundamentalen Bewertung der Finanzmärkte spielen die USA als größte Volkswirtschaft der Welt die entscheidende Rolle. Von dort kommen durchaus ermutigende Signale. Die Fed in Atlanta rechnet für das zweite Quartal mit einem Wirtschaftswachstum von 2,5 Prozent. Das liegt ziemlich genau in der Mitte der zehn optimistischsten und zehn pessimistischsten Vorhersagen, die jedoch alle von einem gesunden Wachstum in den Vereinigten Staaten ausgehen.

Willi Ufer agiert bei der Wertefinder Vermögensverwaltung als CEO und verantwortet das Portfoliomanagement und die Kundenbetreuung. Zuvor verwaltete der Diplom-Kaufmann Fonds mit einem Volumen von vier Milliarden Euro.

Willi Ufer agiert bei der Wertefinder Vermögensverwaltung als CEO und verantwortet das Portfoliomanagement und die Kundenbetreuung. Zuvor verwaltete der Diplom-Kaufmann Fonds mit einem Volumen von vier Milliarden Euro.

Obwohl sich die Konjunktur in den USA robust entwickelt und der Arbeitsmarkt auf Vollbeschäftigung zusteuert, droht von der Zinsseite wahrscheinlich vorerst keine Gefahr. Auch aufgrund der durch das Brexit-Votum hervorgerufenen Unsicherheiten wird die Zinserhöhung der amerikanischen Notenbank Fed wohl weniger stark ausfallen als noch vor einigen Wochen vom Markt antizipiert, was weiter eine expansive Geldpolitik bedeutet.

China weitgehend im Plan

Auch in der Volksrepublik, der weltweiten Nummer 2, sieht es gar nicht schlecht aus. Bislang macht Peking vom laufenden Fünf-Jahresplan keine Abstriche. Dieser sieht vor, dass im Jahr 2020 schon 60 Prozent der Bevölkerung in Städten leben. Dadurch sollen 50 Millionen neue Jabs entstehen, was gemeinsam mit höheren Einkommen für einen spürbaren Anstieg des Konsums sorgen soll.

Die Regierung versucht mit einer lockeren Geld- und Fiskalpolitik das Wirtschaftswachstum am Laufen zu halten. Bislang gelingt ihr das weitgehend. Die meisten Regionen wuchsen zuletzt um sechs bis zehn Prozent. Nur im nord-östlichen Liaoning, wo die chinesische Stahlindustrie angesiedelt ist, ging zuletzt die Wirtschaftsleistung zurück. Da vor allem in den Metropolen die Immobilienpreise stark gestiegen sind und die Gefahr einer Blasenbildung besteht, gilt es jetzt die Städte aus der zweiten Reihe zu stärken.

Unter dem Strich scheint in China der Umbau der bislang investitions- und exportgetriebenen Wirtschaft zu einer konsumbasierten Ökonomie zu gelingen. Es bedarf allerdings großer Anstrengungen, dieses Ziel ohne weitere Kredite durchzusetzen. Die Regierung ist jedoch willens und fähig, das Wachstumstempo zu kontrollieren.

Importe werden für Briten teurer

Europa hat im ersten Moment auf den Exit-Entscheid der Briten geschockt reagiert. Der EU-Austritt dürfte in erster Linie für das Königreich durchaus negative Folgen haben – wenn er tatsächlich eintritt. Großbritannien importiert zum Beispiel rund die Hälfte seiner Nahrungsmittel. Diese werden sich durch die Abwertung des britischen Pfunds spürbar verteuern. Ob die Wechselkursverschiebung umgekehrt britischen Exporten hilft, ist dagegen fraglich. Denn nach einer Studie der Universität Warwick besteht rund die Hälfte der britischen Ausfuhren aus ausländischen Vorprodukten, die jetzt zu höheren Pfundpreisen importiert werden müssen.

Der Brexit ist indirekt auch für Europa schädlich. In Deutschland ist vor allem der Automobilsektor betroffen, da rund ein Drittel der deutschen Exporte ins Vereinigte Königreich auf Fahrzeuge und Fahrzeugteile entfallen. Ein stärkerer Dollar wiegt diese Effekte jedoch zumindest teilweise auf. Durch die Aufwertung der amerikanischen Währung verbilligen sich die Exporte von Firmen aus dem Euro- in den Dollarraum.

Bleibt noch der Preis für Rohöl. Dieser hat sich seit dem Tief Ende Februar annähernd verdoppelt. Stabile beziehungsweise steigende Preise für Öl und andere Rohstoffe unterstützen die strukturarmen Schwellenländer – bei ihnen ist der Anteil der Rohstoffe an den Exporten deutlich höher als bei den Industrienationen. In den traditionellen Volkswirtschaften ist der Anstieg des Ölpreises nicht sehr hinderlich, da ohnehin ein Teil der gesparten Kosten für Energie und Benzin auf dem Bankkonto gelandet ist. In Deutschland ist im zurückliegenden Quartal beispielsweise die Sparquote von sieben auf 13 Prozent gestiegen.

Unter dem Strich sind die Rahmenbedingungen für Aktien eher positiv als negativ zu werten. Das gilt vor allem, wenn es zu einem "Brexit light" kommt, also die wirtschaftlichen Beziehungen zwischen dem Königreich und der EU weiter intakt bleiben.

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Quelle: ntv.de

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