Wirtschaft

Zu spät für Hollande? Frankreichs Wirtschaft funkt Erholung

Volkswirte prognostizieren Frankreichs Wirtschaft 2014 wieder ein ordentliches Wachstum.

Volkswirte prognostizieren Frankreichs Wirtschaft 2014 wieder ein ordentliches Wachstum.

(Foto: REUTERS)

Die schwache Wirtschaft Frankreichs beschert Präsident Hollande bei der ersten Runde der Kommunalwahlen eine krachende Niederlage. Dabei sind die Franzosen auf dem Weg der Besserung. Der Aktienmarkt prescht schon vor.

Für Frankreichs Präsidenten François Hollande geht es am Sonntag um viel. Auch wenn in der zweiten Runde der Kommunalwahlen nur die Stichwahl stattfindet, die über solche Kandidaten entscheidet, die im ersten Wahldurchgang keine absolute Mehrheit erringen konnten. Hollande will Vertrauen zurückgewinnen, das ihm bei künftigen Wahlen wieder mehr Wähler bescheren soll. Der Hauptgrund für die geringe Zustimmung ist die schwache wirtschaftliche Verfassung Frankreichs.

Frankreichs Wirtschaft steckt in der Krise

CAC40
CAC40 8.205,81

Ein besonders schwaches Bild gibt die Industrie im Nachbarland ab. Die Industrieproduktion liegt um 15 Prozent unter dem letzten Rekordhoch und damit auf dem Niveau von 1992. Außerdem gibt die Profitabilität Anlass zur Sorge. Sie liegt wegen der hohen Lohnstückkosten auf dem niedrigsten Niveau seit Mitte der 1980er-Jahre. Für Ausländer ist daher eine Investition in Frankreich nicht besonders interessant. Die ausländischen Direktinvestitionen sind 2013 um mehr als 75 Prozent auf nur mehr 5,7 Milliarden Euro abgestürzt.

Schwierig bleibt auch die Situation am Arbeits- und Immobilienmarkt. Zwar konnte das BIP-Wachstum im vierten Quartal immerhin um 0,3 Prozent gegenüber dem Vorquartal wachsen, doch am Arbeitsmarkt schlägt sich das jedoch nur minimal nieder. Die Arbeitslosenquote liegt mit 10,2 Prozent in der Nähe des 16-Jahreshochs.

Entsprechend schwierig ist die Lage auch am Häusermarkt. 2013 waren die Neubaubeginne auf das niedrigste Niveau seit 1998 gesunken. Laut Experten könnten die Häuserpreise in diesem Jahr um bis zu vier Prozent fallen.

Die jüngsten Konjunkturdaten machen allerdings Hoffnung, dass sich das Wirtschaftswachstum wieder beleben könnte. So kletterte der Einkaufsmanagerindex für die französische Wirtschaft, den die englische Firma Markt veröffentlicht, zum ersten Mal seit Monaten über die 50-Punktemarke. Das signalisiert Wachstum. Volkswirte prognostizieren, dass die Wirtschaft 2014 um 0,9 Prozent wachsen wird, nach 0,3 Prozent für 2013. Derartige Nachrichten schaffen es derzeit, den Aktienmarkt zu beflügeln.

Vorteil: CAC 40

Der CAC 40 ist seit Jahresanfang trotz der schlechten Wirtschaftsnachrichten auf der Überholspur, insbesondere gegenüber dem Dax. Französische Unternehmen haben jetzt den Vorteil, dass sie einen wesentlich kleineren Teil ihres Geschäfts in China machen als deutsche Firmen. Deswegen hat der Dax unter der deutlichen Konjunkturabkühlung in China erheblich stärker gelitten als der CAC 40.

 Der zweite wichtige Unterschied zwischen den Unternehmen aus Frankreich und Deutschland ist die Abhängigkeit von Russland. Während 21 Prozent der deutschen Exporte nach Russland und Osteuropa gehen, liegt der Vergleichswert für Frankreich bei lediglich drei Prozent. "Unter den Industriestaaten ist Deutschland das Land, das am abhängigsten ist von den Ereignissen um die Ukraine", schrieben die Analysten von JP Morgan zuletzt.

Der größte Wert im CAC 40 ist der Ölproduzent Total mit einem Anteil von rund 11 Prozent. Zwar könnten die beschlossenen Sanktionen gegen Russland eine geplante Kooperation mit dem russischen Konkurrenten Lukoil torpedieren, aber die Produktion soll ab 2015 dennoch deutlich gesteigert werden. Europas drittgrößter Ölmulti überzeugt außerdem durch eine stattliche Dividendenrendite von rund fünf Prozent.

Die Finanzbranche ist mit knapp 20 Prozent jedoch der größte Sektor im Index. Sollte sich die Wirtschaft weiter erholen, sinkt das Risiko von Kreditausfällen und begünstigt Banken. Frankreichs größte Bank, BNP Paribas, ist im Gegensatz zu vielen anderen Instituten der Eurozone ohnehin schon auf Wachstumskurs.

Vorstandschef Jean-Laurent will den bereinigten Gewinn je Aktie bis 2016 um durchschnittlich mindestens zwölf Prozent steigern. 45 Prozent des Gewinns sollen Anleger als Dividende ausgeschüttet bekommen. Im Devisen-, Rohstoff- und Anleihenhandel will der Konzern weiterhin zu den weltweit zehn größten Playern gehören und ein kräftiges Erlösplus in dem Segment erzielen.

Die französische Wirtschaft rüstet sich also für die Zukunft - Präsident Hollande ebenfalls. Die zuletzt besseren Wirtschaftsdaten kommen für morgen aber wohl zu spät.

Quelle: ntv.de

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