Wirtschaft

Neue Zweifel an der Börse Experten misstrauen dem Dax

Nachrichten schauen und auf die Kurse achten: Ist das noch ein Rücksetzer oder droht Dax-Anlegern Schlimmeres?

Nachrichten schauen und auf die Kurse achten: Ist das noch ein Rücksetzer oder droht Dax-Anlegern Schlimmeres?

(Foto: REUTERS)

Technische Analysten blicken derzeit mit Vorsicht auf den deutschen Leitindex. Die Chance auf eine Erholung bleibe zwar weiterhin bestehen, heißt es. Allerdings mehren sich die Warnzeichen.

Die Unkenrufe reißen nicht ab: Nach den massiven Kursverlusten im Sommer wachsen offenbar nun auch im Lager der charttechnisch orientierten Analysten die Zweifel, ob der Dax die erhoffte Erholung in den kommenden Wochen in Angriff nehmen kann.

Dax
DAX 18.088,70

Den Zeitraum für eine Entscheidung hält Stephen Schneider von der WGZ Bank zum Beispiel für eng begrenzt. Sollte dem Dax bis Mittwoch keine positive Wende gelingen, ließen sich die aktuellen Verluste nicht mehr unter der Rubrik "Rücksetzer" verbuchen, warnt der Analyst.

Aus technischer Sicht seien die diversen Verlusttage im Dax isoliert betrachtet eigentlich unproblematisch. In der Summe ließen sich aber immer mehr Anzeichen finden, die auf eine neue und übergeordnete Abwärtsbewegung hindeuteten. So sei die aktuelle Schwächephase mit nunmehr drei Tagen unüblich lang.

Anders als erwartet

Zudem wurde am vergangenen Freitag mit dem Tagestief der untere Rand der zuvor gerissenen Lücke ("Gap") erreicht. Da dieses Niveau eine massive Unterstützung darstelle, hätte der Dax eigentlich positiv in die neue Woche starten sollen. Die erhoffte Aufwärtsbewegung blieb jedoch aus. Der deutsche Aktienmarkt startete - zumindest in der ersten Reihe - unerwartet schwach in den Börsenmonat September.

Damit müssen Charttechniker eine neue Rechnung aufmachen: Sollte in den kommenden Tagen das Freitagstief bei 9370 Punkten signifikant unterschritten werden, stehe als nächstes das Niveau von 8900 Zählern auf der Agenda, erklärt WGZ-Analyst Schneider. Das übergeordnete Bild ließe dann sogar Verluste bis 8500 Punkte wahrscheinlich werden.

Doch auch, wenn sich die Kurse zunächst volatil seitwärts bewegen, bestünde damit die Gefahr der Ausbildung einer sogenannten "Kopf-Schulter-Formation" im Dax. Neue Allzeit-Hochs an den US-Börsen könnten dem Dax zwar helfen, doch zeige selbst der US-Markt eine nachlassende Aufwärtsdynamik. Und auch die Indikatoren MACD und RSI schienen für den Dax erneut "in Richtung Süden" zu drehen. Der MACD habe sogar ein bereits ausgelöstes Verkaufsignal bestätigt, sagt Schneider.

Große Kopf-Schulter-Formation

Mit Skepsis begegnet auch Jörg Scherer von HSBC Trinkaus dem Dax. Er sieht Signale aus diversen Analysetechniken, die zur Vorsicht mahnen. Möglicherweise bahne sich derzeit "eine große Distributionsphase" am Aktienmarkt an. Diese sei ein Zeichen einer "oberen Top-Bildung" im Markt. Auch er sieht diese Bewegung eventuell in einer großen Kopf-Schulter-Formation gipfeln.

Skeptisch machen ihn unter anderem der vorausgegangene Bruch des Aufwärtstrends seit Herbst 2011 und der Rutsch unter die 38-Wochen-Linie. Diese Glättungslinie scheine nun zudem die Erholung seit Anfang August auszubremsen. Auch von den Indikatoren kämen eher mahnende Signale: Hier gebe es negative Divergenzen bei RSI und MACD, stellt HSBC-Experte Scherer fest.

Der technische Analyst sieht darin zwar zunächst nur ein Negativszenario. Realität werde dieses erst, wenn die letzten Korrekturtiefs bei 8984/13/03 Punkten unterschritten würden. Sie definieren die "Nackenzone dieser potenziellen oberen Umkehrformation", wie Scherer sagt. Der Bruch der Unterstützungszone um 8900 Punkte könnte dann ein bedeutendes Verkaufssignal im Dax signalisieren, warnt der Experte. Schließlich sei diese Schlüsselunterstützung eine Art "Bastion" in den Point-&-Figure-Charts.

Die Aussagen der EZB entscheiden

Die Zeit für etwaige Verkaufsaktionen ist damit aus Sicht von Achim Matzke von der Commerzbank aber noch lange nicht angebrochen. "Der Dax-Future scheint in einem Trading-Markt festzuhängen", sagt der Coba-Analyst. Das zukunftsgerichtete Dax-Instrument werde derzeit stark beeinflusst von externen Faktoren wie dem Nachrichtenfluss rund um die Ukraine. Vor allem warte man derzeit auf die Ratssitzung der EZB am Donnerstag und das entsprechende "Wording".

Im Vordergrund stehe dabei technisch der neue, kleinere Widerstand bei 9600 Punkten, betont Matzke. Abgesehen davon sollte sich die Erholungsbewegung seit August aber weiter fortsetzen. Übergeordnet sei der Dax-Kontrakt schon seit Februar dieses Jahres in einer mittelfristigen Seitwärtsbewegung. Sie werde durch den Unterstützungsbereich zwischen 8900 und 9000 Punkten begrenzt. Nach oben bremse der Widerstand in Bereich des Allzeit-Hochs bei 10.056 Zählern, heißt es aus dem Lager der charttechnischen Analysten.

Quelle: ntv.de, mmo/DJ

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