Wirtschaft

Welt-Handelsindex Die negative Dynamik ist hoch

Schlittert die Weltwirtschaft langsam in die Krise? Die Handelsaktivitäten jedenfalls gehen zurück, das Wachstum bleibt aber weiter auf robustem Niveau. Dennoch sind nun die Notenbanken gefragt, um den auftretenden Unsicherheiten entgegen zu wirken.

Jetzt also doch, die globale Handelsaktivität schaltet einen "Gang" zurück. Nachdem sich bereits in den Vormonaten eine Abschwächung anzeigte, führten die vielen Unsicherheiten rund um die Themen China, bilanzielle Risiken bei Banken in Europa, Zinsdivergenzen in den Industriestaaten und die fallenden Rohstoffpreise zu einem nochmals deutlicheren Rücksetzer.

Dr. Markus C. Zschaber

Dr. Markus C. Zschaber

"Die Einflussnahme der Vielzahl an Themen auf die Weltwirtschaft wird zunehmend stärker, schnelles und vor allem konsequentes politisches Handeln durch die Notenbanken ist jetzt unbedingt von Nöten", beschreibt Dr. Markus C. Zschaber, Chef der gleichnamigen Vermögensverwaltung, die monatlich den "Welt-Handelsindex" veröffentlicht, die aktuelle Lage mit Blick auf die Ergebnisse. Der Wachstumsstatus der Weltwirtschaft schwächt sich somit ab, bleibt aber noch auf robustem Niveau. Gerade die Sektoren der Dienstleistungen und des Einzelhandels stützen den globalen Konsumzyklus und bilden qualitative Widerstandskräfte in den Wachstumsländern wie China, Indien, aber auch in den USA, Deutschland und einigen anderen Industrienationen.

"Die Frage, die sich aber stellt ist, wie viel Zeit die Politik und die Notenbanken bekommen, um endlich den aufgetretenen Unsicherheiten entgegenzuwirken. Wir brauchen wieder eine optimistischere Stimmung in den Führungsetagen der Unternehmen", so der Experte weiter. Noch deutet der "Welt-Handelsindex" mit einem aktuellen Niveau von über 65 Prozent nur eine Abkühlung der Handelsnachfrage im weltweiten Kontext an. Allerdings zeigte die Vergangenheit, wie sensibel das Nachfragesentiment nach einer so schweren Weltwirtschaftskrise wie 2008 / 2009 immer noch ist.

Wichtig ist, dass die globale Realwirtschaft nicht erneut wieder in ein Szenario hineingedrängt wird, in denen unkalkulierbare Risiken dominieren und dadurch ganze Nachfragemärkte negativ beeinflusst werden, wie wir es beispielsweise in der Eurokrise 2012 erleben konnten. Das Resultat wäre eine Eintrübung der Nachfrage und einer der größten Verlierer wäre das Exportmodell Deutschlands. "Das Risiko, dass aus der aktuellen Vorsicht der Einkäufer ein gesamtwirtschaftlicher Nachfragerückgang Realität wird, ist in den letzten Wochen weiter gestiegen", fasst Zschaber zusammen.

Auf die Frage, ob das Jahr 2016 hinsichtlich des Wachstums in der Welt bereits abzuschreiben sei, antwortet der Vermögensverwalter: "Nein, das Wachstum der Schwellenländer lässt zwar nach und China ist zu einem etwas langsameren Motor geworden, aber ich sehe hier keine Rezession. Wir befinden uns in der Tat in einem schwachen Quartal, aber nicht in einer Rezession. Der Markt bewertet das derzeit über. Hier liegt die Ursache für die gestiegene Volatilität und die gestiegen Angst. Nur dieser Furcht muss durch politische Stellen entgegengewirkt werden, sonst können selbsterfüllende Kräfte konjunkturellen Schaden entfalten."

Mit Blick auf die Details, lässt sich feststellen, dass derzeit zwei Welten die Lage des Welthandels bestimmen. Zum einen besteht weiterhin eine Vielzahl nachfrageorientierter Indikationen seitens der Handelsaktivität, gerade aus Asien und anderen Wachstumsmärkten, sowie aus Europa und den USA, die für einen Fortlauf des Aufschwungs sprechen. Gerade der Binnenhandel in diesen Ländern zeigt auch in den vergangenen vier Wochen keinen Anschein einer negativen Beeinflussung. Die Handelsaktivität per LKW und Schiene boomt nach wie vor, welches verdeutlicht, dass die Wirtschaft in den Wachstumsländern eine wichtige "Konstante" des Welthandels ist und auch bleiben wird.

"Die Außenhandelsdaten zwischen den Wachstumsmärkten und den Industrienationen sprechen allerdings dafür, dass die Nachfrage zwischen den Nationen sich derzeit zumindest zurückhaltend verhält", stellt Zschaber klar. Natürlich bestehen eindeutige Fakten, die auch für eine saisonbereinigte Abschwächung der Nachfrage an den internationalen Güter- und Warenströme sprechen, allerdings ist die gegenwärtige negative Dynamik schon außergewöhnlich hoch, was für eine zu hohe Zurückhaltung spricht. Die Transportleistungen sind deutlich zurückgekommen, welches ein klares Signal für höhere Zurückhaltung hinsichtlich der Lagerbefüllung bei den Unternehmen rund um den Globus ist. Nach den Erkenntnissen des Experten sind die Unternehmen derzeit nicht bereit, die höhere Kostenintensität in einem unsicheren Umfeld in Kauf zu nehmen, wird resümiert.

Das Tempo im Welthandel hat sich zuletzt weiter abgeschwächt, was auch das aktuelle Ergebnis von 65 Prozent des "Welt-Handelsindex", widerspiegelt. Wichtig festzuhalten ist, dass erst Werte oberhalb des Niveaus von 70 Prozent den Trend des Potenzialwachstums im Welthandel widerspiegeln. Sollte das Niveau sich in den kommenden Monaten wieder verbessern können, sollten nicht zuletzt auch die Weltindustrieproduktion und damit der globale Investitionsgüterzyklus davon positiv stimuliert werden.

Was bedeutet das für den Anleger:

Ein Vergleich zur Weltwirtschaftskrise 2008 geht zu weit. In der aktuellen Phase gibt es eine ganze Reihe an Unternehmen, die durch die panischen Börsen der vergangenen Wochen deutliche Kursabschläge hingenommen haben, ohne dass - trotz aller Unsicherheit - wirkliche Umsatz- und Gewinneinbrüche zu befürchten sind. "Wir haben sicherlich ein hohes Maß an Unsicherheiten. Allerdings erwarten wir selbst bei einer weiteren Verschärfung an den Börsen, bei gesunden Unternehmen mit hoher Eigenfinanzierungskapazität, also geringer Verschuldung, keine Ertragskrise", sagt Markus C. Zschaber. Der Welthandel steht weiterhin gut dar, wir haben profitable Unternehmen und zyklische industrielle Widerstandskräfte. Außerdem befinden wir uns weiterhin in einem Status, in dem die Fundamentaldaten völlig ausgeblendet werden, was die Aktienmärkte allgemein mit mittelfristigem Anlagehorizont als sehr unterbewertet bescheinigen lässt. Unternehmen mit sogenannten "Global-Player-Status" deren Absatzstrukturen und operative Performance international aufgestellt sind und mit zunehmenden Umsätzen in den Wachstumsregionen dieser Welt punkten, gehören für mich in jedes Portfolio", führt er aus.

Das Musterdepot zum "Welt-Handelsindex" wird innerhalb dieser Berichterstattung vierteljährlich erwähnt, es beinhaltet diverse Anlageklassen, übergewichtet Aktieninvestments oder ETF`s auf Märkte und Branchen, die insbesondere an den Welthandelsaktivitäten partizipieren. Informationen hierzu unter www.welthandelsindex.de

Funktionsweise Welt-Handelsindex:

Der "Welt-Handelsindex" fasst alle relevanten Daten aus den vier primären Transport- und Handelswegen (Schifffahrt, Schiene, Straße und Lufttransport) zusammen, gewichtet diese und verdichtet sie in einem Index. Der Index bietet zum ersten Mal ein Gesamtbild des Welthandels zusammengefasst in einer Zahl, erfasst damit unter anderem auch die Auswirkungen der Globalisierung und überwindet funktionale und regionale Beschränkungen, der zum Beispiel nur regional ausgerichteten Indikatoren.

Indexstände oberhalb eines Niveaus von 50 Punkten deuten einen wachsenden Welthandel an, inmitten einer expandierenden Gesamtwirtschaft. Unterhalb des Niveaus von 50 lässt sich dagegen aussagen, dass die Welthandelsaktivität schrumpft, wobei ab einem Niveau von unter 45 sogar eine deutliche Kontraktion der Gesamtwirtschaft zu erwarten ist.

Quelle: Die Vermögensverwaltungsges. Dr. Markus C. Zschaber mbH stellt den Index monatlich exklusiv dem "Handelsblatt" und dem "Nachrichtensender n-tv" zur Verfügung. Informationen zum Index unter www.zschaber.de oder www.kapitalmarktanalyse.com

Quelle: ntv.de

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