Wirtschaft

Amazon und Netflix vs Merck Die Top-Performer hüben und drüben

RTR4ABFQ.jpg

(Foto: REUTERS)

Der US-Anleger freut sich zuletzt überwiegend auf der Couch. Er isst, trinkt, zockt und bestellt. In Deutschland geht es da im Vergleich deutlich langweiliger zu. Ein Blick auf die Performance-Ranglisten an der Nasdaq und dem Dax.

Die Sommerzeit ist eine gute Zeit, um die Aktien und ihre Leistungen noch mal unter die Lupe zu nehmen - ein kleiner Tüv für das zweite Halbjahr sozusagen.

An der Nasdaq in den USA dominieren an der Spitze der Performance-Rangliste für die letzten 12 Monate Aktien aus dem Bereich Unterhaltung und Genuss. Mit Kursgewinnen zwischen 75 und 135 Prozent sind Monster Energy, EA Sports, Amazon oder Netflix unter den TOP 10 zu finden. In Deutschland heißen die Top-Titel seit August 2014 dagegen Fresenius, FMC, Merck oder Deutsche Börse mit Gewinnen zwischen 47 und 75 Prozent. Die Bilanz zwischen den Indizes erstaunt und auch im Dax erstaunen zwei Aktien. K+S hat sich dank eines Übernahmeangebot aus Kanada hineingemogelt, erstaunlich weit hinten, auf Rang 26, ist aber BMW zu finden.

Die schlechte Vorgabe resultiert jedoch primär aus der Zeit Sommer bis Herbst 2014. Denn im ersten Quartal 2015 lieferten sich die Aktien von Daimler, BMW und VW noch einen spannenden Kampf um die Spitzenplätze im Performance-Ranking. Mit Beginn des zweiten Semesters hat sich die Begeisterung für die Automobilwerte hingegen spürbar abgekühlt.  Autos sind nicht mehr "in" und das hat Gründe.

Ausgehend vom Jahreshoch stehen die Papiere der Wolfsburger rund 30 Prozent tiefer, inzwischen notiert die Aktie auf einem ähnlichen Niveau wie Anfang Dezember. Ähnlich die Lage bei BMW, auch hier ist der Trend klar abwärts gerichtet.

BMW und VW sind bereits seit Jahren in China vertreten, das Reich der Mitte entwickelte sich zum größten Automarkt der Welt. Nach den starken Wachstumszahlen in der Vergangenheit kommt mit der schwächeren konjunkturellen Entwicklung in China nun Ernüchterung auf – was übrigens auch auf Infineon als Chiplieferant abfärbt. VW meldete zuletzt rückläufige Verkaufszahlen für Juni. Zudem könnten die Wolfsburger mit ihrer Positionierung im unteren und mittleren Segment stärker von einer Abkühlung der Konjunktur betroffen sein als Premium-Hersteller wie Daimler, die mit einer frischen Modelloffensive glänzen.

Daimler überzeugte zuletzt auch mit einer zunehmend besseren Geschäftsentwicklung. Für Mercedes-Benz meldeten die Schwaben kürzlich eine operative Marge von 10,7 Prozent, vor einem Jahr lag die Quote noch bei 7,9 Prozent. Inzwischen hat Daimler somit den Abstand zu BMW und Audi aufgeholt, die Produktoffensive und das Effizienzprogramm "Fit for Leadership" zahlen sich aus. Aufwärts geht es auch im Truckgeschäft, hier kletterte die Marge von 5,7 Prozent im Vorjahr auf 7,2 Prozent. Nur im Bus-Segment ist noch keine Belebung zu sehen, entsprechend groß bleibt unter dem Strich das Potenzial für die Daimler-Aktie.

Bei BMW sorgten die jüngsten Daten für lange Gesichter. Vor allem in der Kernsparte Automobile enttäuschten die Münchner, die Abkühlung im wichtigen Absatzmarkt China ist deutlich in der Bilanz zu sehen. Im Vergleich zum Vorjahr sank die Rendite in der Autosparte von 11,7 auf 8,4 Prozent. BMW lag damit klar hinter Daimler und Audi. Kurioserweise werden die deutschen Autos dagegen in den USA, bei den Konsumenten von Amazon, Monster Energy oder Netflix, stattlich gekauft. Dort hat man aber auch kräftig Rückenwind – dank des starken US-Dollars und schwachen Euro.

Im zweiten Halbjahr werden die Ranglisten nun neu gemischt, alle beginnen quasi bei null und Überraschungen sind wohl primär bei jenen zu erwarten, die zuletzt kräftig Federn lassen mussten. In Sachen Buchwert und KGV fährt eine VW einem Newcomer wie Netflix weit davon.

Quelle: ntv.de

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen