Wirtschaft

Welt-Handelsindex Die Schwäche setzt sich fort

Der Welthandel büßt an Kraft ein, stellt Markus C. Zschaber fest und führt das vor allem auf die Entwicklung in den Schwellenländern zurück. Das Fazit des Vermögensverwalters: Deutschland steht vor ereignisreichen, aber unter dem Strich positiven Zeiten.

Nachdem sich der "Welt-Handelsindex" jüngst etwas gefangen hatte, zeigt sich aktuell wieder eine Abschwächung im Welthandel. Hintergrund ist in erster Linie die Verlangsamung des Wachstums in den Schwellenländern sowie die nur sehr niedrig ausfallenden Handelsvolumina von Asien nach Europa über alle Transportwege.

Zurückzuführen sind diese Anpassungen auf besagter Exportroute vor allem auf den schwachen Euro, welcher die Wettbewerbsfähigkeit von asiatischen Exportunternehmen in Richtung Europa deutlich geschmälert hat. Die Abwertung der chinesischen Währung im August durch die dortige Regierung war auch eine Reaktion auf diese Euro-Schwäche, um Chinas Exportwirtschaft vor allem im Handel mit Europa konkurrenzfähiger werden zu lassen.

Allerdings sieht Dr. Markus C. Zschaber, Chef der gleichnamigen Vermögensverwaltung die monatlich den "Welt-Handelsindex" veröffentlicht, die weitere Abschwächung in den Schwellenländern als nicht nachhaltig: "Fakt ist, ich sehe keine strukturelle Krise in den Schwellenländern, sondern eine konjunkturelle Schwäche. Die Zyklik, gerade in China, drückt auf die gesamtwirtschaftliche Nachfrage seit einigen Monaten in dieser Region, allerdings sehe ich weiterhin gute Chancen, dass bereits im November und Dezember eine positivere Dynamik antizipiert werden dürfte."

Zu China konstatiert Markus Zschaber weiter: "Der Immobilienmarkt, gemessen am Transaktionsvolumen stabilisiert sich aktuell, und die Preise beginnen leicht wieder zu steigen. Der private Konsum zeigt sich ebenfalls im komfortablen Zustand, was unter anderem an der Nachfrage nach Autos abzulesen ist. Der chinesische Binnenmarkt ist absolut intakt. Hier sieht man, wie die staatliche Förderung unterstützt. Für mich aber ganz entscheidend ist, dass in den Provinzen und Gemeinden durch die jeweiligen Regierungsvertreter Grundstücke verkauft werden, mit dessen Erlösen in Infrastrukturmaßnahmen investiert wird. Ich kann mir sehr gut vorstellen, dass bereits zum Jahresende und im ersten Quartal 2016 in China ein höheres konjunkturelles Momentum Früchte tragen sollte."

Pessimistisch blickt der Kölner Vermögensverwalter allerdings in Richtung Brasilien und Russland, beide Nationen haben erhebliche Probleme. "Beide Volkswirtschaften befinden sich bereits in der Rezession und werden vermutlich auch im kommenden Jahr noch keine positiven Wachstumsraten erreichen. Ähnlich sieht es für mich in der Türkei und auch in Südafrika aus. Fakt ist, die Entwicklungen werden zwar auch in 2016 bremsend auf den Welthandel einwirken, allerdings sehe ich andere konjunkturellen Auftriebskräfte in den anderen Emerging Markets, wie in Indien, Taiwan, Vietnam, Südkorea und China als durchaus gegeben, um besagte Schwäche überzukompensieren".

Für die Industriestaaten erwartet Markus Zschaber eine leichte Konjunkturbeschleunigung, dabei bleibt die USA die globale Konjunkturlokomotive. Haupttreiber ist der private Konsum und dessen binnenwirtschaftliche Aktivität. Der Industriestandort und die Großindustrie in den USA profitieren von den niedrigeren Energiepreisen und können in eine aussichtsreiche Zukunft blicken. Draus sollten sich weiterhin positive Skalen-Effekte auf die Gesamtwirtschaft in den USA entwickeln, da die günstigeren Energiepreise vor allem auf den globalen Absatzmärkten zum Tragen kommen.

Deutschland steht vor ereignisreichen, aber unterm Strich positiven Zeiten. "Sicherlich werden wir auch im kommenden Jahr 2016 Unsicherheiten im Welthandel und damit auch für unsere heimische Exportindustrie erleben. Wir gehen aber davon aus, dass die Auftriebskräfte die Oberhand behalten werden." Auch von einem Anstieg des Exportwachstums, getrieben durch den niedrigen Eurokurs, geht der Vermögensverwalter aus, gepaart mit einem sich weiter freundlich entwickelnden Konsum, der auf die steigenden Lohnsummen zurückzuführen ist. Zuletzt wurden Waren und Güter in einem unbereinigten nominalen Volumen von 105,910 Mrd. Euro exportiert. In den ersten 9 Monaten 2015 wurde ein Volumen von 895,9 Mrd. Euro exportiert, ein Anstieg von +7,0% zum Vorjahreszeitraum.

Dr. Markus C. Zschaber

Dr. Markus C. Zschaber

"Diese Zahlen dokumentieren sehr gut, welche Leistungsstärke die deutsche Exportindustrie derzeit verkörpert. Die Deutschland-AG setzt sich weiterhin in einem schwierigen Gesamtmarktumfeld durch", fasst Zschaber zusammen. Außerdem erwartet er ein Anziehen der Preise durch leicht ansteigende Importpreise in 2016. "Zusätzlich wird es zu einem Auflösen des gegenwärtigen Investitionsstaus kommen, wodurch die Ertragslage der deutschen Industrie, aufgrund der aktuell bereits höheren Kapazitätsauslastung, ansteigen wird", konstatiert Markus Zschaber. In der Eurozone macht sich die Erholung immer stärker am Arbeitsmarkt bemerkbar – allerdings ist das Ausgangsniveau der Arbeitslosigkeit hoch.

Der geldpolitische Treiber durch die Nullzinspolitik und die Liquiditätsprogramme sollte auch in 2016 auf die weltweite Nachfragekurve wirken und eine Belebung des globalen Investitionszyklus forcieren. "Wir erkennen eindeutig, dass gerade Unternehmen aus Deutschland und den USA sowie aus großen Teilen Asiens eine allmählich höhere Investitionsbereitschaft vermelden, auch wenn die politischen Krisen gerade hier in Europa immer wieder bremsende Entwicklungen verursachen."

Das Tempo im Welthandel hat sich zuletzt leicht reduziert, was auch das aktuelle Ergebnis von 69,1 Punkten des "Welt-Handelsindex", widerspiegelt. Wichtig festzuhalten ist, dass nur Werte oberhalb des Niveaus von 70 Prozent den Trend des Potenzialwachstums im Welthandel widerspiegeln. "Mit Blick auf die vorausschauenden Daten sehe ich aber gute Chancen, dass das Niveau des Potenzialwachstums im ersten Quartal 2016 wieder erreicht werden könnte. Davon sollten nicht zuletzt auch die Weltindustrieproduktion und damit der globale Investitionsgüterzyklus positiv stimuliert werden".

Was das für den Anleger bedeutet:

Vor dem Hintergrund der nach wie vor extrem lockeren Geldpolitik und unserem weiterhin moderat optimistischen Wachstumsausblick gehen wir nach dem Rücksetzer im Herbst von einem neuerlichen Kursanstieg risikobehafteter Assets, wie z.B. Aktien aus. Eine Konsumbelebung in den Industrieländern könnte den aktuellen Wachstumszyklus verlängern. Die wachsende Mittelschicht in Asien und den Schwellenländern sowie die steigenden Konsumausgaben dort haben unterdessen das Potenzial, sich zu einem langfristigen Megatrend zu entwickeln. Sie könnten ferner einen bedeutenden Einfluss auf Unternehmen in den USA, Europa und Japan ausüben. "Die Lage ist besser als die Stimmung. Ich gehe davon aus, dass sich die Nachfrage vor allem von zyklischen sowie konsumorientierten Titeln auch in den kommenden Monaten positiv entwickeln wird", fasst Markus Zschaber zusammen.

Dadurch, dass der "Welt-Handelsindex" ein dynamisches Gesamtbild des Welthandels zusammengefasst bietet und detailorientierte Analysen auch hinsichtlich der Konjunkturlage ermöglicht, können schnelle und aktive Reaktionen auch im Welthandelsportfolio erfolgen. Das Musterdepot zum "Welt-Handelsindex" wird innerhalb dieser Berichterstattung vierteljährlich erwähnt, es beinhaltet diverse Anlageklassen, übergewichtet Aktieninvestments oder ETFs auf Märkte und Branchen, die insbesondere an den Welthandelsaktivitäten partizipieren. Informationen hierzu unter www.welthandelsindex.de.

Funktionsweise Welt-Handelsindex:

Der Welt-Handelsindex fasst alle relevanten Daten aus den vier primären Transport- und Handelswegen (Schifffahrt, Schiene, Straße und Lufttransport) zusammen, gewichtet diese und verdichtet sie in einem Index.

Der Index bietet zum ersten Mal ein Gesamtbild des Welthandels zusammengefasst in einer Zahl, erfasst damit unter anderem auch die Auswirkungen der Globalisierung und überwindet funktionale und regionale Beschränkungen, der zum Beispiel nur regional ausgerichteten Indikatoren. Indexstände oberhalb eines Niveaus von 50 Punkten deuten einen wachsenden Welthandel an, inmitten einer expandierenden Gesamtwirtschaft.

Unterhalb des Niveaus von 50 lässt sich dagegen aussagen, dass die Welthandelsaktivität schrumpft, wobei ab einem Niveau von unter 45 sogar eine deutliche Kontraktion der Gesamtwirtschaft zu erwarten ist.

Quelle: Die Vermögensverwaltungsges. Dr. Markus C. Zschaber mbH stellt den Index monatlich exklusiv dem "Handelsblatt" und dem "Nachrichtensender n-tv" zur Verfügung. Informationen zum Index unter www.zschaber.de oder www.kapitalmarktanalyse.com

Quelle: ntv.de

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