Wirtschaft

Billig-Trend und Golf-Konkurrenz Die Probleme der Airlines

Schon der offizielle Name unterstreicht, was das Emirat Dubai mit dem Luftdrehkreuz vorhat: Blick über den bereits fertig gestellten Bereich des Flughafens "Dubai World Central".

Schon der offizielle Name unterstreicht, was das Emirat Dubai mit dem Luftdrehkreuz vorhat: Blick über den bereits fertig gestellten Bereich des Flughafens "Dubai World Central".

(Foto: REUTERS)

Die Aktien von Lufthansa, Air Berlin und anderer europäischer Fluggesellschaften geben nach. Der Wettbewerbsdruck durch die Konkurrenten vom Persischen Golf nimmt ebenso zu wie durch die Billigflieger aus Europa. Der Abschuss von MH17 trübt die Perspektiven zusätzlich.

Lufthansa und Air Berlin fliegen wieder nach Tel Aviv: Während viele Passagiere sich Sorgen um die Sicherheit im dortigen Luftraum angesichts der Kämpfe im Gazastreifen machen, fragen sich viele Aktionäre der Kranich-Airline, wie es mittelfristig operativ weitergeht.

Der Wettbewerbsdruck in der Branche wird immer stärker. Die Lufthansa selbst hatte bei der Bekanntgabe der Gewinnwarnung im Juni eingeräumt, dass es sich um eine strukturelle Krise handle. Weil die stark wachsenden Konkurrenten vom Persischen Golf wie Etihad Airways und Emirates verstärkt in das Geschäft auf den Nordatlantikverbindungen einsteigen, führen die Überkapazitäten zu deutlichen Preisrückgängen.

In Europa kommen Lufthansa und Co. außerdem durch Billigflieger wie Ryanair, dem Branchenprimus in Europa in dem Segment, unter Druck. Vorstandschef Michael O’Leary gewinnt mit reservierten Sitzplätzen und neuen Gepäckregeln neue Kunden unter Geschäftsreisenden, Familien sowie älteren Menschen.

Lufthansa will kontern

Den Angriff von Ryanair und Easyjet will der neue Lufthansa-Chef Carsten Spohr mit neuen Billig-Töchtern parieren. Bei der Präsentation der Restrukturierungspläne im Juli kündigte er an, dass der Konzern ab dem nächsten Frühjahr im Europa-Verkehr unter der Marke Eurowings günstigere Flüge anbieten wird.

Die Kosten bei Eurowings sollen noch niedriger sein als bei der anderen Billig-Tochter Germanwings, etwa durch die Senkung der Personalkosten und Basen im Ausland. Auf der Langstrecke soll ebenfalls eine Günstig-Marke etabliert werden, möglicherweise mit Hilfe eines Partners wie Turkish Airlines. Die Geschäfte der beiden Töchter würden unter einer eigenen "Wings"-Holding zusammengefasst. "Wings hat das Potenzial der drittgrößte Billigflieger bei Punkt-zu-Punkt-Verbindungen (Direktflügen) in Europa zu werden", betonte Spohr.

Air Berlin muss eine Nische finden

Mit den Plänen der Lufthansa wächst der Druck auf Air Berlin weiter. Der Konzern leidet unter hohen Schulden und tiefroten Zahlen. Vorstandschef Wolfgang Prock-Schauer muss eine Nische finden, um das Überleben langfristig zu sichern. Die Restrukturierungspläne will der Firmenchef im dritten Quartal vorlegen.

Die Finanzspritze des Großaktionärs Etihad gibt Air Berlin die dringend nötige Luft, um den Konzernumbau voranzutreiben. Die französische-niederländische Gesellschaft Air France-KLM hatte im Juli Investoren mit einer Gewinnwarnung geschockt. Die größte Fluggesellschaft Europas arbeitet ebenfalls an weiteren Kürzungen. Die Pläne werden im September vorgestellt.

Perspektiven trüben sich ein

Nach dem Abschuss von MH17 nimmt der Gegenwind für die Airlines weiter zu. Bereits im Juni hatte Tony Tyler, der Chef des Branchenverbands International Air Transport Association (IATA) die Schätzung für den Gewinn der weltweiten Fluggesellschaften für 2014 auf 18 Milliarden Dollar gesenkt. Gemessen an den Umsätzen entspricht das einer Marge von lediglich 2,4 Prozent.

Dabei geht es den US-Fluglinien wie Delta Air Lines nach der Konsolidierung der Branche in den USA und kräftigen Preiserhöhungen deutlich besser als früher. Im Dezember 2013 war Tyler noch von weltweit 19,7 Milliarden Dollar ausgegangen. Danach folgten aber die Krisen in der Ukraine, im Irak und zuletzt im Nahen Osten. Zudem haben Volkswirte ihre Prognosen für das Wachstum der Weltwirtschaft immer weiter gesenkt. Mit der Verschärfung der Sanktionen gegen Russland könnte selbst die neue Prognose der IATA zunehmend in die Ferne rücken.

Solange die politischen Krisen anhalten, könnte es den Aktien der europäischen Fluggesellschaften schwer fallen, nachhaltig nach oben zu drehen. Viele Anleger wären allerdings schon froh, wenn die Papiere aus dem Sink- in den Reiseflug übergehen würden.

Quelle: ntv.de

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