Wirtschaft

Krise lässt Aktien einknicken Die Osteuropa-Verlierer

Ein Putin-Portrait in einem Schaufenster in der Krimstadt Sinferopol. Die Ereignisse in der Ukraine werfen ihre Schatten bis nach Deutschland.

Ein Putin-Portrait in einem Schaufenster in der Krimstadt Sinferopol. Die Ereignisse in der Ukraine werfen ihre Schatten bis nach Deutschland.

(Foto: REUTERS)

Die Russland-Krise schlägt deutlich stärker durch als erwartet: Der Pharmakonzern Stada senkt die Prognose für 2014. Auch die Aktien von Adidas und Henkel leiden unter möglichen Sanktionsverschärfungen gegen Russland.

Was für ein Schock: Stada-Chef Hartmut Retzlaff musste nach nicht mal einem Monat seine Prognose für das Geschäftsjahr 2014 revidieren. Dass Retzlaff keine neue Prognose abgegeben hat, vergrößert noch die Verunsicherung. Die Aktie rutscht prompt in die Nähe des 52-Wochen-Tiefs ab. Aktuell notiert das Papier bei 30 Euro, rund 25 Prozent unter dem 2013er Hoch.

Belastet wird das MDax-Papier einmal mehr von der Verschärfung der Russland-Krise. Denn in der Ost-Ukraine spitzt sich die Lage weiter zu. Das macht auch den Pharmakonzern nervös. Das Russland-Geschäft ist einfach zu bedeutend für Stada. 2013 war es der Wachstumsmotor für die Pharmafirma, die neben Generika auch Markenprodukte herstellt. Der russische Markt steuerte mehr als 20 Prozent der Konzernerlöse bei. Damit war er der zweitgrößte Umsatzträger nur knapp hinter der Deutschland-Sparte.

Nachdem Vorstandschef Hartmut Retzlaff noch Anfang März den Ausblick bestätigt hatte - woraufhin etliche Analysten ihre Prognosen nach oben angepasst hatten - musste Retzlaff nun zurückrudern. Das hat Vertrauen gekostet und die Analysten zücken den Rotstift.

Schwacher Rubel belastet

In Russland zahlen die Patienten einen Großteil der Medikamente aus eigener Tasche, weshalb sich die Patienten bei einer Konjunkturflaute mit dem Kauf von Präparaten zurückhalten. Von Handelsbeschränkungen ist Stada hingegen nicht betroffen, da die Firma die Medikamente vor Ort herstellt und verkauft.

Aber die Entwicklung des russischen Rubels macht Sorgen. 2013 hat der Rubel gegenüber dem Euro auf einen Durchschnittskurs von 42,25 Rubel je Euro stark abgewertet. Inzwischen ist die Währung sogar auf 49 Rubel abgerutscht. Im Jahr 2000 konnte man noch für 25 Rubel einen Euro kaufen. Bei einer weiteren Verschärfung der Russland-Krise könnten es schon bald deutlich mehr als 50 Rubel sein. Die ukrainische Währung Griwna ist sogar im freien Fall. In der Region CIS (Gemeinschaft Unabhängiger Staaten)/ Osteuropa erzielt der Konzern mehr als 30 Prozent seiner Umsätze.

Retzlaff will weiter in Russland expandieren

Vor allem wegen der Währungseffekte hat Retzlaff die 2014er-Prognose gesenkt. Trotz der Turbulenzen will der Pharmakonzern aber wegen der günstigen Produktionsbedingungen und der Wachstumsdynamik in Osteuropa am Expansionskurs in der Region festhalten. "Die Strategie mit Blick auf Russland und Osteuropa hat sich wegen der jüngsten Krise nicht geändert", betonte der Vorstandschef.

Etlichen Investoren wäre es wohl lieber, wenn der Firmenlenker ein wenig auf die Bremse treten würde. Immerhin sei nicht ausgeschlossen, dass Russland bei einer Verschärfung der Krise ausländische Unternehmen verstaatlicht. Retzlaff setzt außerdem darauf, das Geschäft mit Markenprodukten weiter auszubauen. Das Ziel sei es, dass sie irgendwann zwei Drittel des bereinigten operativen Gewinns beisteuern. 2013 waren es 51 Prozent.

Währungsturbulenzen belasten auch Adidas und Henkel

Auch Adidas und Henkel leiden unter dem gegenwärtigen Osteuropa-Malus. Zwar ist der Einfluss nicht ganz so bedeutend wie bei Stada, aber zu Kurskorrekturen in den Aktien von rund 15 Prozent seit Anfang des Jahres hat es auch gereicht. Diese Unternehmen sind jedoch in anderen aufstrebenden Schwellenländern stärker engagiert, wobei auch dort die Wirtschaft zuletzt schwächelte. Bei Adidas macht das Geschäft in Russland und Osteuropa rund zwölf Prozent des Umsatzes aus, bei Henkel sind es sogar 18 Prozent.

Bei Adidas schwingt immerhin noch die Kursfantasie im Zusammenhang mit der Fußball-Weltmeisterschaft mit. Adidas-Chef Herbert Hainer hat auch für 2014 eine Wachstumsbeschleunigung angekündigt. Doch einige Analysten sind skeptischer geworden und sehen diese Ziele durch die Währungseffekte gefährdet. Denn auch in anderen Regionen hat es kräftige Devisenabwertungen gegeben, wie etwa in Brasilien.

Wie Stada will auch Henkel an seiner Osteuropa-Strategie festhalten, wobei sich die Währungsturbulenzen bei Henkel wohl vor allem im ersten Halbjahr negativ bemerkbar machen dürften. Das erwartet jedenfalls Henkel-Chef Kaspar Rorsted. Auf der jüngsten Hauptversammlung erklärte er zudem, dass ein bereinigtes Umsatzwachstum ohne Währungseinflüsse von drei bis fünf Prozent in diesem Jahr angepeilt wird. Der bereinigte Gewinn soll dann im hohen einstelligen Bereich liegen. Sollte sich allerdings die Russland-Krise verstärken, dürften die Aktien von Henkel, Adidas und Stada eine weitere Korrekturrunde einläuten. Aktuell stabilisieren sie sich nach den jüngsten Rückschlägen und suchen einen tragfähigen Boden.

Quelle: ntv.de

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