Wirtschaft

Schluss damit! Der klimafreundliche Diesel ist ein Mythos

Der "Mythos" um den klimafreundlichen Diesel kostet pro Jahr allein sieben Milliarden Euro Steuereinnahmen.

Der "Mythos" um den klimafreundlichen Diesel kostet pro Jahr allein sieben Milliarden Euro Steuereinnahmen.

(Foto: picture alliance / Patrick Pleul)

"Clean-Diesel" ist und bleibt eine Mogelpackung. Die Technologie plündert die Staatskasse und gefährdet die Gesundheit. Nun auch noch eine Dieselprämie zu fordern, ist blinde Wahltaktik.

Mit dem Frühjahrstreffen der Umweltminister des Bundes und der Länder Anfang Mai in Bad Saarow ist der Druck auf den Diesel-Pkw in Deutschland gestiegen: Der Bund soll sich bei den Herstellern "für eine technische Ertüchtigung von Diesel-Fahrzeugen in der gesamten Breite der Flotte" einsetzen, lautete ihr Appell.

Für die Autobauer könnte das teuer werden, denn weder die technischen Möglichkeiten noch die Kosten der Rückrufaktion von mehreren Millionen Diesel-Pkw auf Deutschlands Straßen sind abschätzbar. Dabei träfe der Rückruf nicht nur ältere Fahrzeuge, sondern auch die Mehrheit der neuen Diesel-Pkw mit der Euro-6-Abgasnorm.

Der Dieselantrieb steckt in einer tiefen Krise. Ablassen will man aber dennoch nicht von ihm. Angeblich wird der Diesel dringend gebraucht, so argumentieren die Branche und selbst die Kanzlerin, um die Klimabilanz der Autobauer nicht zu verschlechtern.

Das Argument ist allerdings falsch. Denn bei objektiver Betrachtung hat Ottokraftstoff, also Benzin, eine bessere Klimabilanz als Dieselkraftstoff.

Ferdinand Dudenhöffer ist Direktor des CAR-Instituts an der Universität Duisburg-Essen.

Ferdinand Dudenhöffer ist Direktor des CAR-Instituts an der Universität Duisburg-Essen.

(Foto: picture alliance / dpa)

Die US-Umweltbehörden haben gezeigt, dass "Clean-Diesel" eine Mogelpackung ist und das auch gleich aus mehreren Gründen: Erstens sind da die schlechten Stickoxid-Werte im Fahrbetrieb. Die Flotte der neuen Euro-6 Diesel-stößt im normalen Fahrbetrieb gut fünfmal so viel Stickoxid aus wie erlaubt. Erst vor Kurzem haben dies auch umfangreiche Tests des Umweltbundesamtes bestätigt.

Zweitens ist da der schöngerechnete Treibstoffverbrauch. Will man etwa den Stickoxid-Ausstoß auf das gesetzliche Maß reduzieren, steigt der Treibstoffverbrauch. Die Katze beißt sich also in den Schwanz. Denn in der Realität und nicht unter schönen Laborbedingungen ist der Treibstoffverbrauch und CO2-Ausstoß gut 40 Prozent höher.

Diesel ist klimaunfreundlicher als Benzin

Das schwergewichtigste Argument fiel bei allen Diskussionen um den Diesel allerdings immer unter den Tisch: Bei seiner Energieerzeugung – und unsere Autos werden durch Energie angetrieben und nicht durch Benzin, Diesel oder Alkohol – fallen beim Verbrennungsprozess beim Diesel pro erzeugter Energieeinheit mehr CO2-Emissionen an als etwa beim Benzin.

CAR-Institut an der Universität Duisburg-Essen

CAR-Institut an der Universität Duisburg-Essen

Ein Liter Dieselkraftstoff produziert bei seiner Verbrennung 2,64 Kilogramm CO2. Beim klassischen Benzin sind dies pro Liter nur 2,33 Kilogramm CO2, also pro Liter 13 Prozent weniger. Gleichzeitig besitzt Diesel mit 9,905 Kilowattstunden (kWh) pro Liter einen 9,9 Prozent höheren Energieinhalt als der Liter Benzin. Fazit: Pro Energieeinheit (kWh) werden beim Diesel 0,27 Kilogramm CO2 produziert und bei Benzin lediglich 0,26 Kilogramm CO2. Also setzt der Dieselkraftstoff pro eingesetzter Energieeinheit mehr CO2 frei als Ottokraftstoff. Der klimafreundliche Diesel ist also ein Mythos.

Und dieser Mythos wird gepflegt und steuerlich "subventioniert", da Diesel in Deutschland mit 18 Cent weniger Energiesteuer pro Liter belastet wird als Benzin. Kein Mensch käme auf die Idee, einen Liter Schnaps mit dem gleichen Steuersatz wie einen Liter Bier zu besteuern. Der Alkoholgehalt macht den Steuerunterschied aus, nicht das willkürliche Volumenmaß Liter. Wenn in einem Liter Dieselkraftstoff also mehr Kohlenstoff enthalten ist, der bei seiner Verbrennung mit Luftsauerstoff zu CO2 in die Umwelt gepustet wird, ist Diesel eben weniger klimafreundlich als Ottokraftstoff.

Ein hoher Preis für die Gesundheit

Es gibt zu viele Mythen um den Diesel. Tatsache aber ist: Er ist weniger klimafreundlich als gedacht, ganz abgesehen von seiner vollständigen Umweltbilanz. Wenn jetzt aus blinder Wahltaktik vom bayrischen Ministerpräsidenten Horst Seehofer vorgeschlagen wird, zusätzlich noch eine Dieselprämie einzuführen, schlägt das jedem Fass den Boden aus.

Wir lassen uns den Mythos um den klimafreundlichen Diesel pro Jahr sieben Milliarden Steuereinnahmen kosten plus die Gesundheitsgefahren durch hohe Stickdioxidbelastungen in unseren Großstädten. Zwar wird mit der Kfz-Steuer leicht gegengesteuert, aber auch das ist willkürlich. Es ist Zeit, den Mythos um den Diesel zu beenden.

Quelle: ntv.de

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