Wirtschaft

Inflationsmotor läuft im Leerlauf Depots gegen Schuldencrashs absichern

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(Foto: REUTERS)

Mario Draghi schafft es einfach nicht, Inflation zu erzeugen. Wenn sich die deflatorischen Tendenzen weiter verstärken, steigt die Gefahr eines Schuldencrashs. Anleger sollten in Deckung gehen.

EZB-Chef Mario Draghi hat nahezu alles in seiner Macht stehende unternommen, um die Geldentwertung in Gang zu setzen. Doch obwohl die Zentralbank jeden Monat bis zu 60 Milliarden Euro in die Finanzmärkte pumpt, stagniert die Inflationsrate – zumindest bei den Verbraucherpreisen. Im Oktober belief sich die Teuerungsrate in der Eurozone auf exakt null Prozent.

Das Ziel Draghis ist es, die weiter zunehmende Verschuldungsmisere durch eine anziehende Inflationsrate zu mildern. Tatsächlich wachsen aber die realen Schulden weiter und damit auch die Crashgefahr an den Finanzmärkten. Anleger sollten ihr Vermögen unbedingt winterfest machen. Ein höherer Cashanteil, kurzlaufende deutsche und US-Staatsanleinen, Edelmetalle, Absicherungsprodukte sowie marktneutrale und Volatilitätsstrategien können hier wichtige Bausteine darstellen. Denn die derzeitige Geldpolitik funktioniert nicht. Fünf Gründe:

Die gängige Aussage, dass Inflation den Schuldner begünstigt und den Gläubiger benachteiligt, stimmt nur bedingt. Finanziert beispielsweise eine Familie ein Haus durch ein Hypothekendarlehen, sinkt bei Inflation der reale Wert des Kredits. Hier gilt: Je mehr Inflation, desto besser.

Uwe Günther ist Gründungsgesellschafter und Geschäftsführer der BPM - Berlin Portfolio Management GmbH

Uwe Günther ist Gründungsgesellschafter und Geschäftsführer der BPM - Berlin Portfolio Management GmbH

Für den Staat stimmt das nicht ohne weiteres. Denn er investiert geliehenes Geld kaum in Sachwerte. Vielmehr verkonsumiert der Staat weitgehend seine Schulden. Wenn Inflation herrscht, steigen auch die Kosten für Beamte und Angestellte, die Transferzahlungen für Rentner, Arbeitslose und jetzt auch für Flüchtlinge. Kurzum die Verschuldungsspirale beschleunigt sich.

Die Notenbanken schaffen es aber auch gar nicht, mit ihren rekordtiefen Leitzinsen und massiven Anleihekäufen Inflation zu erzeugen. Vielmehr forcieren sie das deflatorische Umfeld. Denn durch die Niedrigzinsen bleiben unwirtschaftliche Unternehmen am Leben und provozieren dadurch einen künstlichen Preiskampf mit gesunden Firmen. Das drückt die Preise.

Die künstlich erzeugten Niedrigzinsen sind auch für die Bürger schädlich, denn sie reißen Lücken in deren Altersvorsorge. Da die Erträge von Lebensversicherungen immer weiter sinken und das Sparbuch nichts mehr abwirft, müssen die Menschen zusätzlich Vermögen fürs spätere Alter ansparen. An größere zusätzliche Konsumausgaben ist da kaum zu denken. Bestes Beispiel sind die USA: Seit der Lehman-Pleite findet gerade bei den 55- bis 75-Jährigen ein dramatischer Beschäftigungsaufbau statt.

Durch die Geldflut der Notenbanken steigen die Vermögenspreise, also die für Aktien, Immobilien und andere Sachwerte. Die herrschende Null-Inflation lässt gleichzeitig die Einkommen stagnieren. Unter dem Strich werden Vermögende reicher, ohne mehr zu konsumieren oder zu investieren. Der überwiegende Teil der Bevölkerung aber geht leer aus und wird real enteignet.

Die Idee, die Wirtschaft gewissermaßen über eine Anschubfinanzierung in Form von frisch geschöpftem Giralgeld in Schwung zu bringen und sich anschließend über Steuern, Abgaben und sonstige Staatseinnahmen das ungedeckte Geld zurückzuholen, hat noch nie wirklich funktioniert. Der weltweite Schuldenberg von aktuell 200 Billionen US-Dollar entspricht laut McKinsey circa 300 Prozent der jährlichen Weltwirtschaftsleistung (BIP).

Das einzige, was da vielleicht tröstet, ist die Tatsache, dass es schon aus rein technischen Gründen unwahrscheinlich ist, dass alle Inhaber von ungedeckten staatlichen Schuldscheinen, sprich Bargeld, Konto- und Sparguthaben, gleichzeitig auf die Idee kommen, dafür nicht vorhandene Waren, Werte oder Dienstleistungen einzufordern. Zwar weiß ein Gros der Sparer, dass die massenhaften Staatsschulden nicht gedeckt sind. Die meisten setzten jedoch darauf, rechtzeitig austeigen zu können, wenn der "run" losgeht.

Es ist zu vermuten, dass Politik und Notenbanken alle Register ziehen werden, um schmerzhafte und Wählerstimmen kostende Anpassungsprozesse so lange es geht zu vermeiden. Die Verschuldungsexzesse werden wahrscheinlich beschleunigt fortgesetzt. Damit werden die Kapitalmärkte immer anfälliger für heftige Schocks.

Überbewertung für sich ist jedoch kein ausreichender Grund für heftigste Korrekturen. Um das Fass zum Überlaufen zu bringen, müssen externe singuläre Auslöser hinzukommen. Von diesen gibt es jedoch mehr als genug. Wenn dann Gläubiger-Schuldner-Ketten tatsächlich kollabieren wird sich, wie immer, auch der Teil von vermeintlich realen Vermögensanlagen in Luft auflösen, der nicht mit Produktiv- und Eigenkapital, sondern nur durch geliehenes Geld, also mit Schulden unterlegt ist. Absicherung bleibt somit oberste Investorenpflicht.

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Quelle: ntv.de

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