Wirtschaft

Keine Blase am Aktienmarkt "Dax wird Konkurrenz aus Asien spüren"

Jetzt heißt es vorausdenken. Wie sollen sich Anleger im nächsten Jahr positionieren?

Jetzt heißt es vorausdenken. Wie sollen sich Anleger im nächsten Jahr positionieren?

(Foto: picture alliance / dpa)

Wie wird das Börsenjahr 2015? Mit welchen Geldanlagen können Anleger am besten Geld verdienen? Der Chefstratege der Fondsgesellschaft der NN Group verrät Telebörse.de seine Favoriten.

Zahlreiche Banken und Investmentgesellschaften geben jetzt ihre Ausblicke auf das kommende Börsenjahr preis. Telebörse.de hat Valentijn van Nieuwenhuijzen, den bekannten Chefstrategen der niederländischen Fondsgesellschaft der NN Group,nach seinen Favoriten für 2015 gefragt.

Telebörse.de: Herr van Nieuwenhuijzen, wie können Privatanleger heute noch Geld am Markt verdienen?

Valentijn van Nieuwenhuijzen: Mit Bargeld jedenfalls nicht. Die Zinsen sind in Europa und in vielen anderen Ländern nahe null, manche Banken haben sogar negative Zinsen auf Einlagen eingeführt oder beabsichtigen dies noch. Dennoch gibt es Börsensegmente mit interessanten Chance-Risikoprofilen. Selbst Staatsanleihen geben einem Anleger eine, wenn auch in Europa meist moderate Verzinsung. Sie fällt allerdings niedriger aus als in den Jahren zuvor. Daher liegen die großen Chancen in den risikobehafteten Bereichen des Marktes wie Aktien, Immobilien oder Unternehmens- und Schwellenländeranleihen. Im aktuellen Umfeld ist ein Mix aus diesen vier Assetklassen zu empfehlen. Den Schwerpunkt sollten derzeit Aktien bilden, aber die Gewichtung hängt auch von der Risikobereitschaft der Anleger ab.

Welche Märkte bevorzugen Sie im Jahr 2015?

Von den genannten Favoriten bevorzugen wir die Aktienmärkte, obwohl sie teilweise nicht mehr günstig sind. Aber im Vergleich zu den Gewinnen der Unternehmen oder im Vergleich zu den Anlagealternativen wie Staatsanleihen sind sie immer noch werthaltig. In vielen Märkten sind Aktien im historischen Vergleich angemessen oder sogar günstig bewertet. Lediglich in den USA ist die Bewertung weiter fortgeschritten. Am Aktienmarkt herrscht keine Blase. Denn die Fundamentaldaten und die Bewertung sind trotz Rekordläufen an vielen Aktienmärkten aktuell nicht aus dem Takt.

Valentijn van Nieuwenhuijzen ist Chefstratege bei ING Investment Management.

Valentijn van Nieuwenhuijzen ist Chefstratege bei ING Investment Management.

Ganz konkret, wo sollten Anleger investieren?

Am Aktienmarkt sollten europäische Anleger über den Tellerrand hinausschauen. Wir bevorzugen den japanischen Aktienmarkt. Zwar hat der US-Markt den stärksten Schwung in diesem Jahr gehabt, ist aber im Vergleich am höchsten bewertet - scheint in Teilen ausgereizt zu sein. Die Wirtschaft in Japan hat durch die jüngste Mehrwertsteuererhöhung zwar gelitten, aber die Zentralbank will weiter Anleihen kaufen und die großen japanischen Pensionsfonds haben die Absicht, künftig mehr in Aktien zu investieren. Anleger haben Vertrauen in die japanische Wirtschaftspolitik. Wir erwarten ein zweistelliges Gewinnwachstum im kommenden Jahr. Der japanische Aktienmarkt ist nicht hoch bewertet und bietet weiteres Potenzial.

Welche Aktienmärkte halten Sie noch für aussichtsreich außerhalb Japans?

Die Aktien europäischer Unternehmen sind ebenfalls vielversprechend und haben die Chance, hinter Japan zur zweitbesten Region weltweit zu werden. Europäische Titel sind günstig bewertet, hier besteht Aufholpotenzial gegenüber anderen Aktien, etwa aus den USA. Außerdem stützt die Geldpolitik der EZB, die ihre geldpolitischen Maßnahmen im kommenden Jahr ausweiten dürfte.

Welche Branchen gehören zu Ihren Favoriten?

Finanzwerte sollten ebenfalls von einer wirtschaftlichen Erholung im Wirtschaftszyklus profitieren und bieten interessante Dividendenrenditen. Die Jagd nach auskömmlichen Renditen wird auch im nächsten Jahr anhalten. Ein weiterer Sektor, den wir bevorzugen sind Konsumgüter. Fallende Ölpreise wirken für Verbraucher auf globaler Ebene wie eine Zinssenkung. Hinzu kommt, dass sich die Arbeitsmärkte weltweit erholen. Ebenfalls auf globaler Ebene sind Immobilienaktien aussichtsreich. Wir haben aber keine regionale Präferenz.

Was trauen Sie dem Dax im nächsten Jahr zu?

Obwohl wir für europäische Aktien zuversichtlich sind, erwarten wir, dass es der Dax schwer haben wird, eine Outperformance gegenüber anderen europäischen Aktienmärkten zu schaffen. Deutsche Aktien dürften dennoch zulegen, werden aber Gegenwind von asiatischen Wettbewerbern spüren, deren Währungen abwerten. Außerdem lastet die Russland-Krise auf deutschen Unternehmen. Die deutsche Wirtschaft sollte sich aufgrund einer besseren Binnenkonjunktur im nächsten Jahr wieder erholen, allerdings dürfte der Export an Schwung verlieren.

Und wie legen Sie Ihr Geld selbst an?

Mein Geld lege ich in den Fonds an, die wir betreuen. Ich bin von unseren Strategien überzeugt, die in den hauseigenen Multi-Asset Total Return Fonds umgesetzt werden. Zu unserer Strategie gehört es, die Fonds robust aufzustellen, dass sie externe Schocks gut überstehen.

Mit Valentijn van Nieuwenhuijzen sprach Benjamin Feingold

Quelle: ntv.de

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