Wirtschaft

Ohne Mario Draghi keine Rally Dax wankt Jahresende entgegen

(Foto: dpa)

Wenn die ersten Weihnachtsdekorationen angebracht werden, rüstet sich der Dax eigentlich traditionell zur Jahresendrally. Dieses Jahr sind die Prognosen nicht ermutigend, aber es gibt Raum für Überraschungen.

Nach der kräftigen Kurserholung scheint dem Dax die Puste auszugehen: Während der US-Aktienmarkt von Rekord zu Rekord läuft, bleibt der Dax klar zurück. Er notiert trotz der jüngsten Kursgewinne immer noch ein gutes Stück unter dem 2013er-Schlusskurs von 9552,16 Punkten.

Der Rückstand des Dax gegenüber dem S&P 500 kann leicht erklärt werden. Die deutschen Unternehmen sind von der deutlichen Eintrübung der Perspektiven für die Weltwirtschaft wesentlich stärker betroffen als US-Firmen. Denn während der Export-Anteil der USA im Verhältnis zum Bruttoinlandsprodukt lediglich 13,6 Prozent beträgt, liegt der Vergleichswert für Deutschland bei mehr als 50 Prozent. Dass die Wirtschaft in der Euro-Zone ebenso wie die Japans am Rande einer Rezession ist, drückt dabei ebenso auf die Perspektiven der Dax-Firmen wie die deutliche Abkühlung des Wachstums in China. Auch andere Regionen schwächeln, wie zum Beispiel Brasilien oder Russland und belasten die Geschäfte der Dax-Unternehmen erheblich.

Gewinnschätzungen für 2015 sinken

Die Analysten der DZ Bank haben auf die eingetrübten Perspektiven für die Dax-Unternehmen reagiert und Mitte Oktober das Kursziel für Ende 2014 auf 9.000 Punkte gesenkt. "Wir gehen davon aus, dass die Dax-Unternehmen wegen ihrer Exportstärke überproportional unter dem sich verschlechternden Konjunkturumfeld leiden werden. Insbesondere die Erwartungen an die Unternehmensergebnisse für das Schlussquartal 2014 dürften angesichts der makroökonomischen Abschwächung noch deutlich gesenkt werden", schrieben die Profis der DZ Bank. Ihr Kursziel für Mitte 2015 haben sie auf lediglich 9.500 Punkte gestutzt.

Die Kollegen der DZ Bank reagieren ebenfalls auf das sich eintrübende Umfeld. In den vergangenen drei Monaten sind die 2015er-Gewinnschätzungen für 26 der 30 Dax-Unternehmen gesenkt worden. Mit einer Reduktion um jeweils rund 18 Prozent sind die Spezialchemiefirma Lanxess und die Deutsche Lufthansa die Schlusslichter. Da nützt es den Dax-Firmen auch nichts, dass der Euro in den vergangenen Monaten gegenüber dem Dollar oder dem chinesischen Renminbi deutlich nachgegeben hat. Trotz der jüngsten Senkung der Gewinnschätzungen gehen Analysten derzeit für 2015 aber immer noch von einem Anstieg des Dax-Gewinns um elf Prozent aus. Mit Blick auf viele Konjunkturdaten erscheint dieser Wert sehr hoch.

Alle Hoffnungen ruhen auf den Notenbanken

Angesichts der trüben Konjunkturperspektiven setzen Investoren vor allem auf die EZB. Investoren gehen davon aus, dass die EZB am Jahresende den Kauf von Staatsanleihen ankündigen wird. Wegen der weltweit sehr lockeren Geldpolitik empfiehlt Andreas Hürkamp, Aktienstratege bei der Commerzbank, Investoren Dax-Kurse um die Marke von 9.000 Punkten oder darunter zu nutzen, um die Aktienpositionen aufzustocken. Eine noch expansivere Geldpolitik in Europa könnte der Treibstoff für eine Jahresendrally werden, schließlich haben die US-Aktienindizes in den vergangenen Jahren regelmäßig gut performt, wenn die amerikanische Notenbank Staatsanleihenkäufe angekündigt und umgesetzt hat. Nun brauchen Börsianer wohl Mario Draghi und die EZB.

Quelle: ntv.de

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