Wirtschaft

Der kleine Anleger weiß mehr Dax noch lange nicht vorm Crash

Die Privatanleger bauen fleißig das Dax-Plus aus.

Die Privatanleger bauen fleißig das Dax-Plus aus.

(Foto: dpa)

Angesichts von 12.000 Punkten im Dax setzen immer mehr institutionelle Investoren auf eine Korrektur. Privatanleger kaufen dagegen zu. Sie könnten richtig liegen.

Von Euphorie kann an den Aktienmärkten keine Rede sein. Vor allem die vermeintlichen Profianleger gehen zunehmend in Deckung. Die Aktienquoten der großen Versicherer lagen zuletzt gerade einmal bei ein bis sieben Prozent.

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Tatsächlich ist der Dax seit dem Tief im Oktober 2014 um fast 40 Prozent gestiegen und damit regelrecht explodiert. Und das, obwohl die Rally mittlerweile schon länger als sechs Jahre lang läuft. Das hohe Kursniveau allein ist jedoch kein ausreichender Indikator für eine nachhaltige Korrektur. Charttechnisch sieht der Markt zwar überkauft aus. Der Dax notiert aktuell 17 Prozent über den Durchschnittskursen der zurückliegenden 200 Handelstage. Doch so einen Abstand zur 200-Tage-Linie hat es in der Vergangenheit immer wieder gegeben.

Auch die geopolitischen Krisen haben - trotz des furchtbaren menschlichen Leids – nicht das Zeug dazu, die Aktienmarktrally spürbar zu beeinträchtigen. Dazu ist die wirtschaftliche Bedeutung etwa der Bürgerkriegsstaaten im Nahen Osten einfach zu gering. Bleibt das Öl als Auslöser für eine mögliche Korrektur. Dessen Preissturz wirkt vor allem in den Industrieländern, die wenig von dem Energierohstoff fördern, wie ein riesiges Konjunkturprogramm. Jetzt ist der Ölpreis wieder angesprungen und hat sich vom Tief im Januar spürbar entfernt. Vom Kursniveau, das vor dem Absturz bis Mitte 2014 geherrscht hat, ist Rohöl aber noch weit entfernt.

Tatsächlich hängt die weitere Entwicklung der Aktienmärkte vor allem von der Geldpolitik der wichtigsten Notenbanken ab. In Europa hat die EZB erst im März damit begonnen, jeden Monat für 60 Milliarden Euro Anleihen zu kaufen und damit Geld zu drucken. Ziel ist es, die Inflationsrate wieder in den Bereich von knapp unter zwei Prozent zu schieben. Die Verbraucherpreise sanken aber zuletzt in der Eurozone um 0,3 Prozent. Von Geldentwertung kann hier also keine Rede sein. Da die Konjunktur nach wie vor schwach läuft und Öl deutlich preiswerter als im vergangenen Jahr ist, dürfte es noch eine Zeit lang dauern, bis in Euroland die Inflationsrate den Zielkorridor der Währungshüter erreicht. Ein Zinsschritt der EZB befindet sich damit in weiter Ferne. Die Bank of Japan hat sowieso alle geldpolitischen Hemmungen verloren. Angesichts einer Staatsverschuldung von mehr als 240 Prozent des BIPs kann sich Nippon höhere Zinsen auch gar nicht leisten.

Auf die Fed kommt es an

Marc-Oliver Lux hat 1999 zusammen mit Frank Präuner die Vermögensverwaltung Dr. Lux & Präuner gegründet. Dort verantwortet der langjährige Börsenexperte als Geschäftsführer u.a. die Kundenbetreuung und das Marketing.

Marc-Oliver Lux hat 1999 zusammen mit Frank Präuner die Vermögensverwaltung Dr. Lux & Präuner gegründet. Dort verantwortet der langjährige Börsenexperte als Geschäftsführer u.a. die Kundenbetreuung und das Marketing.

Entscheidend ist also, welche Geldpolitik die amerikanische Notenbank Fed betreibt. Die US-Wirtschaft wuchs im vergangenen Jahr um 2,4 Prozent. Damit erreichte die größte Volkswirtschaft der Welt eine der höchsten Wachstumsraten aller Industrieländer. Zudem sank die Arbeitslosenquote im Februar auf 5,5 Prozent und damit auf den tiefsten Stand seit fast sieben Jahren.

Vor diesem Hintergrund erwarten nicht wenige Marktteilnehmer, dass die Fed im Juni das erste Mal seit Jahren die Leitzinsen wieder anhebt. Sicher ist das aber nicht. Denn das Konjunkturwachstum flachte zuletzt ab. Vor allem der stark gestiegene US-Dollar bereitet exportorientierten Firmen wie General Electric oder IBM zunehmend Probleme. Außerdem herrscht auch in den Vereinigten Staaten bislang keine Spur von Inflation. Es ist also keineswegs ausgemacht, dass die Fed schon im Juni die geldpolitischen Zügel wieder anzieht.

Solange weltweit weiter eine expansive Geldpolitik herrscht, bleibt das Umfeld für Aktien intakt. Denn immer mehr Anleger sehen in Rentenpapieren vor allem zinslose Risiken. Mittlerweile werfen rund 80 Prozent der deutschen Bundesanleihen einen negativen Zins ab. Angesichts des Mangels an rentierlichen Alternativen wechseln selbst die risikoscheuen deutschen Anleger in Aktien. Im Februar flossen den Publikumsfonds in der Bundesrepublik, die ausschließlich in Aktien investieren, netto 3,7 Milliarden Euro zu. Mischfonds, die zumindest einen Teil ihrer Mittel in Dividendenpapieren anlegen, verzeichneten laut Branchenverband BVI unter dem Strich sogar Mittelzuflüsse von 4,2 Milliarden Euro.

Euphoriewelle möglich

Noch befindet sich der Dax überwiegend in ausländischer Hand. Nach jüngsten Erhebungen werden 54 Prozent der Anteile von internationalen Investoren gehalten. Sollten sich deutsche Anleger ähnlich stark wie ausländische Investoren für Allianz & Co. begeistern, sind noch deutlich höhere Kurse möglich. Da die deutschen Privatanleger gerade erst anfangen, ihr Vermögen in Aktien umzuschichten, könnte sich eine ähnliche Entwicklung wie beim Gold im Jahr 2011 ergeben. Damals trieb eine regelrechte Kaufpanik den Preis des Edelmetalls auf das Allzeithoch von 1.920 US-Dollar.

Wenn die Stimmung am Aktienmarkt in Euphorie umschlägt, ist jedoch Vorsicht geboten. Und spätestens, wenn die Fed die erste Erhöhung der Leitzinsen ankündigt, ist es an der Zeit, Gewinne mitzunehmen. Zinsanhebungen der Notenbanken hatten in der Vergangenheit  früher oder später immer einen negativen Effekt auf den Aktienmarkt, selbst wenn das Zinsniveau zunächst weiter niedrig war. Dasselbe gilt für anziehende Inflationsraten. Bis es soweit ist, dürften die Kurse aber noch weiter laufen.

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Quelle: ntv.de

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