Wirtschaft

Welt-Handelsindex China - Böser Drache?

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(Foto: REUTERS)

Sind die jüngsten Börsenturbulenzen Grund zur Panik? Nein, sagt Vermögensverwalter Markus C. Zschaber. Anleger sollten sich trotz der hohen Schwankungen an den Aktienmärkten nicht beirren lassen.

In den vergangenen vier Wochen ist das Momentum des Welthandels nochmals gesunken und verharrt aktuell auf einem Niveau von 69,6 Prozent (Vormonat 70,3 Prozent) und damit unterhalb des Niveaus, welches dem Potenzialwachstum der weltweiten Güter- und Dienstleistungsströme entspricht. Die Entschleunigung des Welthandels ist eindeutig auf die Umstrukturierung des chinesischen Konjunkturmodells sowie auf den starken Preisverfall bei den Rohstoff- und Industriemetallen zurückzuführen. "Unsere Analyse zeigt in erster Linie weiterhin, dass wir derzeit eine Anpassung auf der Angebotsseite durchlaufen, was bedeutet, dass die Produktionsmengen leicht sinken, dadurch die Preise fallen, während die Nachfrage zwar ebenfalls schwächelt aber insgesamt noch moderat steigt. Insofern sehe ich keinen Grund zur wirklichen Sorge. Wir haben keinen Einbruch der Nachfrage, respektive einen Nachfrageschock, wie z.B. 2008/2009 oder 2011", gibt Markus Zschaber Entwarnung.

Laut Angaben des Kölner Vermögensverwalters befürchten viele Ökonomen und Marktteilnehmer eine "Rezession Made in China", welche die Weltwirtschaft empfindlich treffen könnte, was er allerdings als übertrieben einstuft: "Ja, die Konjunkturdynamik ist moderat verhalten in China, bewegt sich aber in etwa auf dem Niveau der letzten beiden Quartale. Auch die Produktion sollte das Niveau der ersten Jahreshälfte halten können. Was wir wahrnehmen, ist eine leichte Angebotsanpassung in China, welches an den Umschlagsmengen aller vier Transportwege (Straße, Schiff, Flug- & Schienenverkehr) in Ansätzen zu quantifizieren und auf die niedrigen Rohstoffpreise zurückzuführen ist. Ein Grund zur Sorge ist dies sicher nicht, da die Statistiken, gerade was den Rohstoffverbrauch betrifft, in USD gemessen werden, und dieses vergessen viele Marktteilnehmer.

"Fakt ist, dass seit Jahresanfang das Importvolumen von Rohöl um 10,4 % zum Vorjahr angestiegen ist. Nur der niedrige Ölpreis drückt das importierte Volumen gemessen in Dollar. In 2015 wurde für ca. 83 Mrd. USD Rohöl importiert, im Vorjahreszeitraum waren es rund 138 Mrd. USD. Das importierte Volumen lag aber 10,4 % höher in 2015. Hier sieht man den Preisverfall der Rohstoffe und den starken US-Dollar wirken. Ähnlich verhalten sich auch die Eisenerzimporte, die im Vergleich zum Vormonat mengenorientiert um 4,3 % angestiegen sind und nur durch die niedrigen Preise stark negativ ausgedrückt werden. Die Menge beim importierten Rohöl sowie auch beim importierten Eisenerz sind klare Indizien dafür, dass die Nachfrage in China nicht eingebrochen ist. Es scheint nur so, dass viele Analysten zu oberflächig in der Analyse sind", fasst Markus Zschaber zusammen.

Dr. Markus C. Zschaber

Dr. Markus C. Zschaber

Hinzu kommt, dass die offizielle Wachstumsrate der breit gefassten Industrieproduktion zuletzt um +6,8 Prozent zum Vorjahresmonat anstieg, sprich eine Beschleunigung konnte quantifiziert werden. Beim Output elektronischer Geräte, darunter Computer, wurde ein Wachstum von +9,2 Prozent, bei der Herstellung von Schienenfahrzeugen, Fahrzeugen der Schiff- und Luftfahrt von +8,0 Prozent, aber auch bei der Arzneimittelherstellung mit +8,5 Prozent, der chemischen Industrie mit +9,5 Prozent und in der Textilindustrie mit +8,1 Prozent, jeweils zum Vorjahresmonat erzielt. Somit steht fest, die breite sektorale Industriestruktur Chinas auf einem guten Weg und das Gespenst einer harten konjunkturellen Landung in China ist nicht realistisch.

Natürlich steht der chinesischen Wirtschaft ein Anpassungsprozess bevor, welcher die konjunkturelle Dynamik dämpft. Allerdings verweist Markus Zschaber auf die Tatsache, dass das Konjunkturmodell in China durch die Zentralregierung gemanagt wird: "Das war in den letzten dreißig Jahren so und das wird auch so bleiben. Nicht zuletzt durch die jüngste Währungsabwertung der heimischen Währung wirkt die Regierung gegen eine zu aggressive Anpassung. Auch die Geldpolitik ist heute viel expansiver als noch vor einigen Monaten bzw. in den letzten Jahren. China will die industriellen Überkapazitäten abbauen und durch steigende Lohnstückkosten den privaten Verbrauch und die eigene Binnenwirtschaft stärken. Allerdings nicht in einem Tempo, welches gefährlich sein könnte, sondern in einem Maße, welches ihrem Fahrplan entspricht", resümiert der Vermögensverwalter aus Köln.

"Die chinesische Regierung sowie die chinesische Notenbank nehmen die konjunkturellen Entwicklungen sehr ernst und haben reichlich Pfeile im Köcher die Wirtschaft zu steuern. Jüngst wurden erst Kreditbeschränkungen reduziert, Investitionsprojekte genehmigt, die Zinsen weiter abgesenkt und die heimische Währung abgewertet. Das wird China im zweiten Halbjahr Auftrieb geben", fasst Markus Zschaber zusammen.

Treibender Katalysator für den Warenhandel in der Welt bleibt die Überschussliquidität, die durch die aggressive Geldpolitik der Notenbanken, nicht zuletzt auch durch China, rund um den Globus im hohen Maße vorhanden ist. Dies führt bereits zu höheren Kapital- und Investitionsströmen. Der Produktionsfaktor Kapital ist die Grundvoraussetzung für einen Anstieg der gesamtwirtschaftlichen Nachfragekurve und einer höheren Wirtschaftsaktivität zum Ende des Jahres 2015. Der Ausblick des Welthandels hat zwar einen Dämpfer bekommen bleibt aber insgesamt positiv. Vor allem der private Verbrauch sollte in Europa, in den USA und in Asien ansteigen. Die niedrigen Rohstoffpreise führen zu höherer Kaufkraft, sodass eine Belebung des privaten Verbrauchs in allen Regionen sehr wahrscheinlich ist. Dieses wird insbesondere auch die Warenströme stabilisieren.

Für Deutschland erwartet der Kölner Vermögensverwalter folgende Entwicklungen: "Sicherlich werden wir auch im weiteren Verlauf des Jahres naturgemäß Unsicherheiten im Welthandel und damit auch für unsere heimische Exportindustrie erleben. Wir gehen aber davon aus, dass die Auftriebskräfte die Oberhand behalten werden." Zschaber geht sogar so weit, dass er von einem ansteigenden Exportwachstum durch den niedrigeren Eurokurs ausgeht, gepaart mit einem sich weiter freundlich entwickelnden Konsum, der auf die steigenden Lohnsummen zurückzuführen ist.

Was bedeutet das für den Anleger:

Anleger sollten sich trotz der hohen Schwankungen an den Aktienmärkten in den letzten Wochen nicht beirren lassen. Anleger benötigen in der heutigen Zeit erstklassige Unternehmen mit einem globalen Geschäftsmodell. Besondere Merkmale bei der Unternehmensauswahl sollten sein, Unternehmen zu finden, die aktuell vom niedrigen Euro-Kurs auf der Exportseite profitieren sowie von den niedrigen Energiepreisen. Hier ist auf jeden Fall die Chance, dass die Gewinndynamik der Unternehmen mit den Kursgewinnen der Aktien am stärksten mithalten sollte, was dazu führt, dass die Bewertungen flacher ansteigen werden, am größten. Der Kölner Vermögensverwalter präferiert hier vor allem Industrieunternehmen aus den Bereichen Chemie, Maschinenbau und Konsumgüterhersteller.

Dadurch, dass der "Welt-Handelsindex" ein dynamisches Gesamtbild des Welthandels zusammengefasst bietet und detailorientierte Analysen auch hinsichtlich der Konjunkturlage ermöglicht, können schnelle und aktive Reaktionen auch im Welthandelsportfolio erfolgen. Das Musterdepot zum "Welt-Handelsindex" wird innerhalb dieser Berichterstattung vierteljährlich erwähnt, es beinhaltet diverse Anlageklassen, übergewichtet Aktieninvestments oder ETF`s auf Märkte und Branchen, die insbesondere an den Welthandelsaktivitäten partizipieren. Informationen hierzu unter www.zschaber.de

Funktionsweise Welt-Handelsindex:

Der Welt-Handelsindex fasst alle relevanten Daten aus den vier primären Transport- und Handelswegen (Schifffahrt, Schiene, Straße und Lufttransport) zusammen, gewichtet diese und verdichtet sie in einem Index.

Der Index bietet zum ersten Mal ein Gesamtbild des Welthandelszusammengefasst in einer Zahl, erfasst damit unter anderem auch die Auswirkungen der Globalisierung und überwindet funktionale und regionale Beschränkungen, der zum Beispiel nur regional ausgerichteten Indikatoren. Indexstände oberhalb eines Niveaus von 50 Punkten deuten einen wachsenden Welthandel an, inmitten einer expandierenden Gesamtwirtschaft. Unterhalb des Niveaus von 50 lässt sich dagegen aussagen, dass die Welthandelsaktivität schrumpft, wobei ab einem Niveau von unter 45 sogar eine deutliche Kontraktion der Gesamtwirtschaft zu erwarten ist.

Quelle: Die Vermögensverwaltungsges. Dr. Markus C. Zschaber mbH stellt den Index monatlich exklusiv dem "Handelsblatt" und dem "Nachrichtensender n-tv" zur Verfügung. Informationen zum Index unter www.zschaber.de oder www.kapitalmarktanalyse.com

Quelle: ntv.de

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