Wirtschaft

"Viel schwerer als unseres" Boeing belächelt Airbus-Pläne

Konkurrenz der Jet-Hersteller: In Farnborough buhlen Airbus und Boeing um Kunden.

Konkurrenz der Jet-Hersteller: In Farnborough buhlen Airbus und Boeing um Kunden.

(Foto: REUTERS)

Was kostet es, einen Passagier von A nach B zu bringen? Für Airlines ist diese Frage existenziell - je effizienter die Jets, desto billiger können sie die Tickets verkaufen und Kunden gewinnen. In Farnborough zeigen Flugzeugbauer neue Ideen.

Kosteneffizienz ist das Stichwort: Auf der Luftfahrtmesse im britischen Farnborough wollen die Flugzeugbauer Airbus und Boeing mit weiteren spritsparenden Modellen bei den Flottenplanern der Fluggesellschaften punkten. Airbus setzt dabei auf eine Neuauflage seines zwei Jahrzehnte alten Mittelstreckenfliegers A330.

Der A330neo, den der europäische Konzern gleich zum Auftakt der Luftfahrtschau in Farnborough vorstellte, soll deutlich weniger Treibstoff verbrauchen als sein Vorgänger. Dazu soll seine Aerodynamik verbessert werden und der Jet sparsamere Triebwerke bekommen, so dass er mit der gleichen Menge Kerosin größere Strecken zurücklegen kann.

Bei der Kundschaft kommt das offenbar gut an: Gleich zu Beginn der Messe konnte Airbus die ersten Bestellungen bekanntgeben. Für 25 der Flugzeuge hat der Flugzeugfinanzierer Air Lease Corporation (ALC) schon einen Vorvertrag unterschrieben.

Boeing spart bei der Beinfreiheit

Airbus-Verkaufschef John Leahy kündigte weitere Bestellungen im Laufe der Airshow an. Die A330 konkurriert mit Boeings 787 "Dreamliner", der dank Leichtbauweise und Spritspartriebwerken deutlich weniger Kerosin verbraucht als eine herkömmliche Maschine vergleichbarer Größe.

Boeing-Manager Ray Conner gab sich angesichts der Ankündigung des Erzrivalen demonstrativ entspannt: "Ihr Flugzeug ist viel schwerer als unseres", sagte er. Was zähle, seien die Betriebskosten, und da habe der "Dreamliner" die Nase vorn. Die Amerikaner setzen vorerst auf ihre bereits bekannten Mittelstreckenjets, wollen aber mehr Passagiere darin unterbringen - auf Kosten der Beinfreiheit.

Damit kommen sie vor allem den Wünschen von Billigfliegern wir Ryanair entgegen. Je mehr Passagiere auf gleichem Raum befördert werden, desto günstiger können die Airlines die Tickets anbieten, so die Überlegung. Die modernisierte Auflage 737-Max-8 soll künftig 200 Menschen befördern können, 11 mehr als in der normalen Version, erklärte Conner. Der Sitzabstand soll bei der Variante von üblicherweise 30 bis 31 Zoll (rund 76 bis knapp 79 Zentimeter) auf noch 29 Zoll (rund 73,7 Zentimeter) schrumpfen.

"Dunkelstes Material der Welt"

Auf der einwöchigen Flugzeugbaumesse südwestlich von London liefern sich die Platzhirsche Boeing und Airbus traditionell ein Kopf-an-Kopf-Rennen bei Aufträgen und Innovationen. Unter den rund 1500 Ausstellern aus aller Welt sind aber auch kleine Flugzeugbauer wie Bombardier und Embraer sowie Zulieferer und Fluggesellschaften vertreten. Sie zeigen ihre neuesten Entwicklungen, von Materialien bis zur Unterhaltungselektronik an Bord.

Das britische Unternehmen Surrey Nanosystems zeigt zum Beispiel das nach Unternehmensangaben "dunkelste Material der Welt". Es soll so gut wie gar kein Licht reflektieren und etwa in der Raumfahrt verwendet werden. Ein wichtiger Termin ist die Messe, die sich jährlich mit der Pariser Luftfahrtmesse abwechselt, auch für Militärexperten und Rüstungsunternehmen.

Sparzwang im Militär

Den Rüstungsherstellern machen die schrumpfenden Wehretats westlicher Industriestaaten zu schaffen. Nach einem erwarteten Umsatzrückgang von 7 bis 10 Prozent im laufenden Jahr rechnet Boeing-Konzernchef James NcNerney bis Ende des Jahrzehnts mit Stagnation bei den Erlösen in der Rüstungssparte.

Man müsse das Geschäft anpassen, um profitabel zu bleiben, sagte er der "Financial Times". Erst im vergangenen Herbst hatte Boeing hinnehmen müssen, dass die Nachfrage nach Großraumfrachtmaschinen vom Typ C-17 "Globemaster" durch die US-Luftstreitkräfte nicht ausreicht, um die Produktion des bewährten Militärtransporters aufrechtzuerhalten.

Der US-Industriekonzern General Electric (GE) hofft in Farnborough unterdessen auf gewaltige Geschäfte. Der Zulieferer der Luftfahrtbranche unterhält unter anderem eine eigene Triebwerksparte. Im Laufe der Messe rechnet GE mit Bestellungen in Milliardenhöhe. David Joyce, der bei GE für den Bereich Luftfahrt zuständig ist, bezifferte die Erwartungen für die Sparte auf 30 Milliarden Dollar.

300 Triebwerke für Easyjet

Die bis zum 20. Juli laufende Veranstaltung in Farnborough versorgt die Luftfahrtindustrie üblicherweise über Jahre hinaus mit neuen Aufträgen. Auf GE als Hersteller von Triebwerken entfällt davon entsprechend auch ein erheblicher Anteil.

Das US-Unternehmen produziert beispielsweise zusammen mit dem französischen Safran-Konzern Turbinen für die Flugzeugbauer. GE konkurriert dabei unter anderem mit dem US-amerikanischen Luft- und Raumfahrtunternehmen Pratt & Whitney und dem britischen Triebwerkshersteller Rolls-Royce.

Das Gemeinschaftsunternehmen von GE und Safran, die CFM International SA, kann sich bereits über eine erste Schwergewichtsorder freuen. CFM wird knapp 300 Turbinen für den Airbus-Flieger A320 liefern, die später an die Fluggesellschaft Easyjet gehen. Der Wert dieser Order liegt bei bis zu 3,3 Milliarden Dollar.

Quelle: ntv.de, mmo/DJ/dpa

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