Wirtschaft

China und Öl belasten Börsen Bei Aktien überwiegen die Chancen

Gibt es ein Frühlingserwachen an den Börsen?

Gibt es ein Frühlingserwachen an den Börsen?

(Foto: picture alliance / dpa)

Vor allem China und der kollabierte Ölpreis verderben den Aktienmärkten zurzeit die Stimmung. Chancen werden vollkommen ausgeblendet – zu Unrecht.

Die größten Sorgen macht den Börsianern die nur schwer durchschaubare Entwicklung in der Volksrepublik China. Nach offiziellen Angaben wächst die Wirtschaft noch um knapp sieben Prozent pro Jahr. Doch die Statistiken Pekings gelten als unglaubwürdig. Die jüngsten Import-/Exportdaten fielen enttäuschend aus. Tatsächlich dürfte das Wachstum eher im Bereich von vier Prozent angesiedelt sein. Dazu kommt die hohe Verschuldung. Seit 1980 haben sich alleine die Verbindlichkeiten der Privathaushalte auf 150 Prozent des BIPs verdreifacht. Damit droht früher oder später eine Schuldenkrise. Das ist aber nur die eine Seite der Medaille.

Stefan Eberhardt ist Leiter des Portfoliomanagements der Eberhardt & Cie. Vermögensverwaltung. Außerdem ist der Finanzexperte nebenberuflich als Dozent für Volkswirtschaftslehre an der Dualen Hochschule Baden-Württemberg tätig.

Stefan Eberhardt ist Leiter des Portfoliomanagements der Eberhardt & Cie. Vermögensverwaltung. Außerdem ist der Finanzexperte nebenberuflich als Dozent für Volkswirtschaftslehre an der Dualen Hochschule Baden-Württemberg tätig.

Mit der vermeintlichen Konjunkturschwäche der Volksrepublik wird vielfach auch der Verfall des Ölpreises erklärt. Tatsächlich hat China jedoch im vergangenen Jahr so viel Öl importiert wie noch nie. Grund für die kollabierten Notierungen ist keine Nachfrageschwäche, sondern das weltweite Überangebot. Vor allem der Nahe Osten, Russland und die USA produzieren über Bedarf. Der Markt steht jedoch vor einer Bereinigung. Denn kostendeckend produzieren derzeit fast nur Opec-Staaten wie Saudi-Arabien oder der Irak. In Russland kostet die Förderung von Rohöl 40 Dollar pro Fass, beim amerikanischen Schieferöl sogar fast 60 Dollar. Mehr als 40 US-Unternehmen haben bereits aufgegeben. Die Zahl der Bohrstellen ist in den Vereinigten Staaten binnen eines Jahres von 1456 auf nur noch 571 gesunken.

Das heißt, die Finanzmärkte fokussieren derzeit vor allem die Risiken. Dabei sind positive Entwicklungen und Chancen durchaus vorhanden. China gelingt schrittweise die Entwicklung von einer investitionsgetriebenen zu einer konsumbasierten Wirtschaft. Der Anteil des Dienstleistungssektors am BIP ist in den zurückliegenden drei Jahren von 45 auf 50 Prozent gestiegen. Der Anteil des verarbeitenden Gewerbes ist dagegen von 45 auf 40 Prozent gefallen. Diese Transformation kostet zwar etwas Wirtschaftswachstum. Dieses gewinnt dafür aber an Qualität. Gleichzeitig wird der Preissturz beim Öl mittlerweile fast nur noch negativ interpretiert. Dabei profitieren fast alle Industrie- und Schwellenländer unter den günstigen Energiekosten. Die verfügbaren Einkommen der Verbraucher steigen spürbar. Gleichzeitig sinken die Produktionskosten der Unternehmen, woraus eine höhere Profitabilität resultiert.

Schließlich ist eine erneute Lockerung der internationalen Geldpolitik denkbar, um dadurch das Finanzsystem zu stabilisieren. EZB-Chef Mario Draghi hat bereits angedeutet, bei Bedarf ab März das laufende Anleihenkaufprogramm auszuweiten. Auch in den USA sind neben einem weiteren Zinsschritt schon wieder neue Liquiditätsspritzen im Gespräch. Und in China werden Regierung und Notenbank alles unternehmen, um eine Vollbremsung des Wirtschaftswachstums zu verhindern - schon aufgrund rein machtpolitischer Überlegungen. In Europa kommt noch der schwache Euro hinzu, von dem die Exportindustrie profitiert.

Aktien wieder preiswert

Neben dem gar nicht so schlechten Umfeld sprechen mittlerweile auch die Bewertungen wieder für Aktien. Diese haben sich im vergangenen Dreivierteljahr deutlich verbilligt. Die Dax-Unternehmen kommen mittlerweile auf eine durchschnittliche Dividendenrendite von 3,5 Prozent. Deutsche Bundesanleihen mit zehnjähriger Laufzeit rentieren dagegen mit weniger als 0,3 Prozent. Und Immobilien sind in den gefragten Regionen mittlerweile alles andere als günstig. Aktien dürften somit künftig wieder verstärkt vom herrschenden Anlagenotstand profitieren. Das gilt auch vor dem Hintergrund, dass Aktien, gemessen am S&P 500, in den vergangenen 90 Jahren im Durchschnitt einen Ertrag von fast zehn Prozent pro Jahr gebracht haben und damit besser abschneiden als jede andere Vermögensklasse.

Was für eine Erholung noch fehlt, ist vor allem ein spürbarer Stimmungsumschwung. Das Sentiment ist aber mittlerweile so tief gesunken, dass es fast nur besser werden kann. Anleger, die bereits Aktien halten, sollten strategisch investiert bleiben. Wer seine Aktienquote noch nicht ausgeschöpft hat, sollte mit Bedacht über einen Einstieg nachdenken. Da der genaue Tiefpunkt kaum zu treffen ist, empfehlen sich schrittweise Zukäufe.

Disclaimer

Diese Publikation dient nur zu Informationszwecken und zur Nutzung durch den Empfänger. Sie stellt weder ein Angebot noch eine Aufforderung seitens oder im Auftrag der Eberhardt & Cie. Vermögensverwaltung zum Kauf oder Verkauf von Wertpapieren oder Investmentfonds dar. Die in der vorliegenden Publikation enthaltenen Informationen wurden aus Quellen zusammengetragen, die als zuverlässig gelten. Die Eberhardt & Cie. Vermögensverwaltung gibt jedoch keine Gewähr hinsichtlich deren Zuverlässigkeit und Vollständigkeit und lehnt jede Haftung für Verluste ab, die sich aus der Verwendung dieser Information ergeben. Eberhardt & Cie. Vermögensverwaltung

Quelle: ntv.de

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