Wirtschaft

Aktien teuer, Zinsen weg Anleger was nun - Anleger was tun?

Der Aktienmarkt an der Frankfurter Börse boomt.

Der Aktienmarkt an der Frankfurter Börse boomt.

(Foto: dpa-tmn)

Es sind aktuell schon ganz besondere Zeiten, mit Rekordständen bei Aktien und Anleihen gleichzeitig. Die Notenbanken machen‘s möglich, haben gleichzeitig aber auch die Zinsen gestohlen. Wie sollen Anleger jetzt ihr Geld anlegen?

MDax über 20.000 und der Dax bei knapp 11.500 Zählern. Partylaune wohin man schaut. Auch beim Bund-Future, der zuletzt ebenfalls ein Rekordhoch bei über 160 Punkten erreicht hatte. Wie verrückt der Markt ist, zeigt vor allem ein Blick auf die Anleihenmärkte. Die lockere Geldpolitik der Europäischen Zentralbank hat dafür gesorgt, dass ein Großteil der ausstehenden Staatsanleihen aus Europa im negativen Bereich rentiert, vor allem bei kurzen Laufzeiten. Dass es auch bei längeren Laufzeiten eine Negativverzinsung geben kann, hat die Schweiz vorgemacht. Die 10-Jahresrendite war nach der Aufgabe der Untergrenze zum Euro-Franken ins Minus gerutscht, notiert jetzt aber wieder bei 0,009 Prozent.

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Das könnte bald auch in Europa der Fall sein, wenn die EZB ihr Anleihenkaufprogramm demnächst ausweitet. Der Bund-Future ist mit einer Verzinsung von aktuell 0,32 Prozent jedenfalls nicht mehr allzu weit davon entfernt. Viel wird davon abhängen, ob die EZB genügend Anleihen erwerben kann. In manchen Segmenten ist der europäische Anleihenmarkt durch die EZB-Käufe schon ausgetrocknet. Und so ganz nebenbei hat die EZB das Renditeniveau von Anleihen aus der europäischen Peripherie deutlich unter die Verzinsung der US-Anleihen gedrückt.

Investoren suchen nach Renditechancen

Am Aktienmarkt gilt dagegen eher das Motto: Augen zu und durch. Und wenn es doch crasht – Pech gehabt. Wie weitreichend die positiven Nachrichten eingepreist sind, zeigt das Beispiel VW. Seit Jahresanfang kletterte die Aktie um rund 22 Prozent nach oben, eigentlich eine Performance, die auch auf Jahressicht verdammt gut wäre. Rekordumsatz, billiger Euro und mehr als zehn Millionen verkaufte Autos sind aber bereits bekannt und so mangelt es an weiteren Kaufargumenten, zumal VW eine sinkende Renditespanne beim operativen Gewinn für 2015 erwartet. Anleger lassen sich jedoch nicht abhalten – aus Mangel an Alternativen. Schließlich werfen Aktien oft höhere Dividenden ab, als Staatsanleihen Zinsen zahlen. Die Allianz etwa hat die höchste Dividendenrendite im Dax. Doch weiß man offenbar mit dem Cash nichts Besseres anzufangen, als es auszuschütten. Womöglich sieht man auch die Probleme im Lebensversicherungsgeschäft auf sich zukommen, hat zudem irres Glück, dass die EZB die italienischen Staatsanleihen im Bestand gegenwärtig fast mündelsicher gestaltet.

Für Anleger, die aufgrund der starken Kursrally nicht mehr voll in den Aktienmarkt einstiegen wollen, existieren allerdings kaum Alternativen. Unternehmensanleihen werfen kaum Erträge ab, wie diejenigen auf VW mit Laufzeiten von mehreren Jahren zeigen. Die zu erzielenden Renditen liegen aktuell unter 0,5 Prozent. Anleihen aus Schwellenländern bieten zwar häufig eine bessere Renditechance, aber hier können Wechselkursverluste entstehen, die dann auch schnell mal die Zinserträge übersteigen.

Absichern oder Abfedern?

Wer das Risiko aufgrund der starken Kursrally aber reduzieren will, kann über Derivate mit geringerem Risiko moderate Renditen, etwa im hohen einstelligen Bereich erzielen. Hierbei können Anleger Discount- oder Bonuszertifikate, aber auch Aktienanleihen einsetzen. Und mit Memory-Express-Zertifikaten lassen sich ausgelobte Zinszahlungen, die an eine stabile Aktienkursentwicklung geknüpft sind, nachholen. Diese Papiere federn auch mögliche Verluste ab, sollten die Kurse fallen.

Wer sinkende Aktienkurse erwartet, sollte sich am besten absichern, um einen Schwächeanfall ohne Blessuren zu überstehen. Put-Optionsscheine bieten sich derzeit an, etwa das Papier auf den Dax mit der WKN UA9M1C. Mit diesem Put profitieren Anleger von fallenden Notierungen und können somit die Verluste aus einem Dax-Rückgang im Depot komplett ausgleichen. Voraussetzung ist allerdings, dass das Depot überwiegend mit deutschen Standardwerten bestückt ist. Das Papier kann jederzeit vor dem Verfall im Dezember 2015 verkauft werden, etwa wenn erwartet wird, dass die Korrektur beendet ist. Sollte der Dax seine Kursrally aber fortsetzen, geht der Preis für die Put-Optionsscheine im schlimmsten Fall verloren. Bleibt dann nur zu hoffen, dass der Dax so stark zulegt, dass die Ausgaben für die Puts übertroffen werden.

Quelle: ntv.de

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