Wirtschaft

Luft nach oben Aktienrally bis 2021?

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(Foto: picture alliance / dpa)

Seit März 2009 legen die internationalen Aktienmärkte eine starke Hausse aufs Parkett. Doch historisch betrachtet gab es bereits deutlich längere und stärkere Aufwärtsphasen.

Das kurzfristige Auf und Ab an den Börsen ist für Trader sehr reizvoll. Gerade mittel- und langfristig ausgerichtete Anleger sollten aber niemals die richtungsweisenden, übergeordneten Trendbewegungen aus den Augen verlieren. Der erste Chart zeigt die Kursentwicklung des Dow Jones seit 1930 auf Monatsbasis. Eine wesentliche Botschaft wird direkt deutlich: Phasen mit einer Aufwärtsbewegung (grüne Kanäle) werden von längeren Konsolidierung (blaue Rechtecke) abgelöst, die grundsätzliche Tendenz ist aber klar Richtung Norden gerichtet.

Auffällig ist vor allem, dass die zeitliche Dauer dieser Phasen bisher sehr ähnlich war. Die erste Seitwärtsbewegung begann ungefähr 1930 und dauerte 20 Jahre. Ab 1950 folgte eine starke Rallyphase, die je nach Interpretation bis 1965 anhielt. Erneut pendelten die Kurse in den folgenden 17 Jahren seitwärts, ehe ab 1982 ein neuer Aufwärtsimpuls für rund 18 Jahre einsetzte. Seit dem Jahr 2000 sahen wir wieder einen Schlagabtausch zwischen Bullen und Bären, der nun offenbar erneut in einer neuen Aufwärtsbewegung mündet.

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Benutzt man die Vergangenheitswerte als Blaupause, müsste der Markt eigentlich noch rund drei Jahre in der Seitwärtsrange gefangen bleiben. Möglicherweise handelt es sich aktuell auch nur um einen Fehlausbruch. Auch für dieses Szenario finden sich historische Beispiele. So brach der Dow Jones 1946 bereits markant über das Hoch von 1937 aus, anschließend kamen die Kurse aber noch einmal deutlich unter Druck (s. roter Pfeil).

Potential ist noch vorhanden

Einige Perma-Bären führen bereits seit einigen Monaten an, dass auch die seit 2009 bestehende Rally schon viel zu lange gelaufen ist und eine Korrektur überfällig wäre. Auch hier liefert die Statistik wertvolle Orientierung. Bespokeinvest analysierte den S&P 500 auf Phasen, in denen der US-Leitindex um mehr als 20 Prozent zulegte, ohne das es zwischenzeitlich zu einer Korrektur von 20 Prozent kam.

Aktuell läuft die Aufwärtsbewegung seit März 2009, dies entspricht ungefähr 1820 Tagen. Damit liegt die Rally aber nur auf Platz sieben in der Hitliste der längsten Bullen-Märkte seit 1928. Unangefochten an erster Stelle steht der beeindruckende Hausse-Impuls von 1987 bis 2000 mit insgesamt 4500 Tagen. Um diesen Rekord einzustellen, müsste der Index bis in den Sommer 2021 steigen.

Etwas höher rangiert hingegen die laufend Rally mit Blick auf die Performance. Bisher kletterte der S&P 500 um rund 170 Prozent - Platz fünf in der Rangliste der stärksten Bullen-Märkte. Auch hier besteht historisch betrachtet noch viel Luft nach oben. Die 1987er/2000er-Rally steht mit 580 Prozent erneut ganz oben. Um auch diesen Rekord einzustellen, müsste der S&P ausgehend vom aktuellen Niveau um rund 150 Prozent auf ungefähr 4600 Punkte steigen. Zugegeben, eine sehr ambitionierte Vorgabe.

Aufwärtstrends nehmen zu

Eine deutlich kurzfristigere Analyse des aktuellen Trendverhaltens lieferte der zweite Chart. Mit der Grafik ist eine schnelle Einschätzung der technischen Lage aller 30 Dax-Werte möglich. Grüne Balken stehen für einen kurz- bis mittelfristigen Aufwärtstrend, graue Markierung für einen Seitwärtsmarkt. Im Vergleich zur Ausgangslage von vor zwei Wochen (Dax auf Gold-Kurs) haben inzwischen eindeutig die Käufer das Zepter übernommen. Bei der Mehrzahl der Indexmitglieder ist der Blick nach oben gerichtet, die grünen Markierungen dominieren. Lediglich Fresenius Medical Care und Deutsche Bank handeln noch in einem Abwärtstrend.

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Entscheidend für den Dax ist aber vor allem die Bewegung bei den Indexschwergewichten. Rückenwind erfährt der Markt von Allianz, BASF und Daimler. Bei Bayer, SAP und Siemens kann hingegen noch kein klarer Trend ausgemacht werden. Auch das kurzfristige Bild überzeugt derzeit noch, allerdings sind hier bereits kleine Schönheitsfehler zu erkennen.

In den vergangenen zwei Wochen ist die Aufwärtsdynamik bei sehr vielen Werten spürbar zurückgegangen. Lediglich einige Nachzügler wie Deutsche Telekom, HeidelbergCement, Infineon, Merck und Siemens verzeichnen aktuell noch nennenswerte Kapitalzuflüsse. In der Grafik liegt die aktuelle Relative Stärke bei diesen Werten (schwarzer Punkt) relativ deutlich über dem Vorwochenniveau (graue Markierung).

Als Warnsignal ist die inzwischen recht hohe Anzahl an Aktien über dem Vier-Wochen-Durchschnitt anzusehen. Zwar ist eine marktbreite Aufwärtsbewegung durchaus wünschenswert. Übertreibungen waren in der Vergangenheit aber vielfach ein Hinweis auf eine bevorstehende Korrektur. Mit Adidas, Deutscher Bank, Fresenius Medical Care, Fresenius, Henkel und Volkswagen notieren sechs Aktien unter der kurzfristigen Signallinie. Die Quote liegt somit bei 80 Prozent. In der vergangenen Woche waren es zeitweise 90 Prozent - dass Fundament beginnt allmählich zu bröckeln. Gute Kaufgelegenheiten liegen erfahrungsgemäß vor, wenn nur noch 5 bis 15 Prozent der Indexmitglieder von oben auf ihren Vier-Wochen-Durchschnitt schauen.

Quelle: ntv.de

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