Archiv

Optimistischer Verbandschef Stahlmarkt hängt an China

Angetrieben von einem außergewöhnlich hohen Wachstum in China hat sich die weltweite Stahlnachfrage nach Einschätzung des Weltstahlverbandes schneller erholt als erwartet. Die Organisation erwartet in diesem Jahr nur noch einen Rückgang von 8,6 Prozent. Vor einem halben Jahr hatte der Verband noch einen Einbruch von 14,1 Prozent prognostiziert.

Seit der zweiten Jahreshälfte gebe es in der ganzen Welt Anzeichen für eine Erholung, so dass der Verband für 2010 wieder mit einem Wachstum des Stahlverbrauchs um 9,2 Prozent rechnet. Damit würde das Niveau von 2008 fast erreicht. Damals war die Stahlnachfrage wegen eines drastischen Einbruchs im vierten Quartal insgesamt um 1,4 Prozent gesunken.

Zweite Standbein Indien

Als Motor der Erholung erweist sich China: Dort erwartet der Weltstahlverband in diesem Jahr einen um 19 Prozent höheren Stahlverbrauch als im Vorjahr. 47,7 Prozent der gesamten globalen Stahlnachfrage dürfte damit aus dem Riesenreich kommen. Ohne China würde der Verbrauch in diesem Jahr um fast ein Viertel sinken. In den Industrieländern erwarten die Experten sogar einen Einbruch von 34 Prozent. Dabei trifft es die USA noch stärker als die EU und Japan. Als zweite Stütze erweist sich dem Verband zufolge Indien: Dort wird mit einem Wachstum des Stahlverbrauchs um 8,9 Prozent in diesem Jahr gerechnet.

Den China-Boom führen die Experten auch auf die gewaltigen Konjunkturhilfen der Regierung zurück. Für das kommende Jahr sind sie für das Land allerdings vorsichtig und erwarten lediglich ein Plus von 5,0 Prozent. Dagegen dürfte der Stahlverbrauch in Indien um 12,1 Prozent zulegen, in der EU um 12,4 Prozent, in den USA um 18,8 und in Japan um 15,8 Prozent.

Risikofaktor Peking

Wie ernst die Lage für die Stahlbranche aber nach Ansicht des Verbandes weiter ist, verdeutlicht die Annahme, dass die Nachfrage in Nordamerika und der EU im kommenden Jahr trotz der erwarteten Erholung lediglich das Niveau von 1991 erreichen dürfte. "Wir erwarten insgesamt lediglich eine moderate Erholung", sagte der Präsident der Weltstahlorganisation, Daniel Novegil.

Obwohl sich Zustand der Weltwirtschaft verbessert habe, bleiben die Unsicherheiten und Sorgen, so Novegil, weiter bestehen. Einen gewichtigen Risikofaktor sieht der Verbandschef im verfrühten Zurückfahren der staatlichen Stimuli. "Diese Unsicherheit besteht insbesondere für die chinesische Wirtschaft in 2010", warnte Novegil. Die schnelle Erholung im laufenden Jahr basiere hauptsächlich auf den starken Steuerungseingriffen aus Peking.

In Deutschland hat die Rohstahlproduktion im September mit 3,17 Mio. Tonnen das höchste Niveau seit November 2008 erreicht, heißt es beim Lobbyverband Stahl-Zentrum. Saisonbereinigt ist die Rohstahlproduktion demnach den fünften Monat in Folge gestiegen. Die Marktbeobachter im Stahl-Zentrum schließen daraus, dass auf der Tiefpunkt der Rezession auf dem Stahlmarkt durchschritten ist. "Der Rückstand gegenüber dem Vorjahresmonat hat sich auf minus 22 Prozent abgeschwächt (nach minus 26 Prozent im August). Die Erholung vollzieht sich ausgehend von einem weiterhin sehr niedrigen Niveau."

Ein Dach aus Stahl

Der Weltstahlverband (World Steel Association) versteht sich als eine der "größten und dynamischsten Industrieverbände der Welt". Worldsteel vertritt nach eigenen Angaben die Interessen von rund 180 Stahlproduzenten, darunter "19 der 20 weltgrößten Stahlkonzerne". Daneben sind im Weltstahlverband auch nationale and regionale Branchenverbände organisiert. Die Dachorganisation repräsentiert lediglich 85 Prozent der Weltstahlproduktion.

Zu den bekannteren Worldsteel-Mitgliedern zählen neben Branchenriesen wie Posco und ArcelorMittal auch deutsche Konzerne wie ThyssenKrupp, Salzgitter, Saarstahl und die Deutschen Edelstahlwerke (DEW).

Quelle: ntv.de, mmo/dpa

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen