Wirtschaft

"Risiko für die Weltwirtschaft" Wirtschaftsweise fürchten Trump

Eine der Quellen der deutschen Wirtschaftskraft: Neufahrzeuge für den Export auf dem Autoterminal in Bremerhaven.

Eine der Quellen der deutschen Wirtschaftskraft: Neufahrzeuge für den Export auf dem Autoterminal in Bremerhaven.

(Foto: picture alliance / Ingo Wagner/d)

Wie steht es um die deutsche Konjunktur? Mit Blick auf die gesamtwirtschaftliche Lage heben führende Experten den Daumen. Sorge bereiten den "Wirtschaftsweisen" jedoch die Unwägbarkeiten, die sich aus der Politik des neuen US-Präsidenten ergeben.

Die deutsche Wirtschaft bleibt trotz politischer Unsicherheiten in aller Welt auf Wachstumskurs. Zu dieser Einschätzung kommt zumindest der Sachverständigenrat zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung. Für das laufende Jahr korrigierten die Top-Wirtschaftsberater der Bundesregierung ihre Prognose sogar leicht nach oben.

"Die deutsche Wirtschaft befindet sich im Frühjahr 2017 im Aufschwung", heißt es wörtlich in der aktualisierten Konjunkturprognose der sogenannten Wirtschaftsweisen. Das hochrangig besetzte Expertengremium traut Europas stärkster Volkswirtschaft mittlerweile ein Wachstum von 1,4 Prozent zu. Zuletzt war der Sachverständigenrat in seinem Jahresgutachten von einem Plus von 1,3 Prozent ausgegangen.

Wirtschaftsweise heben die Prognose an

Im kommenden Jahr dürfte das Bruttoinlandsprodukt demnach dann um 1,6 Prozent steigen. 2016 war die deutsche Wirtschaft um 1,9 Prozent gewachsen, allerdings gab es auch mehr Arbeitstage als 2017. Bereinigt um diesen Kalendereffekt sagen die Experten ein Plus von 1,7 Prozent für dieses Jahr voraus.

Getragen wird der Aufschwung unter anderem von der weiterhin guten Lage am Arbeitsmarkt und der erwarteten Beschleunigung der Weltwirtschaft, von der die exportorientierte deutsche Industrie profitieren dürfte.

Risikofaktor Trump

Sorgen bereiten den Experten allerdings die von US-Präsident Donald Trump geforderten protektionistischen Maßnahmen. "Sie bilden eine Gefahr für das globale Handelssystem und ein Risiko für die Weltwirtschaft", mahnten die "Wirtschaftsweisen" bei der Vorstellung ihres Gutachtens.

Die zuletzt verstärkt vorgetragene Kritik aus den USA am deutschen Leistungsbilanzüberschuss wiesen die Wirtschaftsweisen zurück. Der Überschuss sei zwar hoch, doch signalisiere er kein gesamtwirtschaftliches "Ungleichgewicht", sagt der Vorsitzende des Expertengremiums, Christoph Schmidt. Zugleich forderte er die Bundesregierung auf, Investitionen in Deutschland zu fördern und so dazu beizutragen, dass sich der Differenzbetrag zurückbildet.

In die Leistungsbilanz fließen neben dem Warenhandel auch alle anderen Transfers mit dem Ausland ein - von Dienstleistungen bis zur Entwicklungshilfe. Die US-Kritik am hohen deutschen Leistungsbilanzüberschuss hält der Sachverständigenrat für "nicht stichhaltig". Der Vorwurf der US-Regierung lautet, dass Deutschland den niedrigen Euro-Kurs ausnutze, um dadurch mehr Waren in den USA abzusetzen als etwa die USA in Deutschland. Die Bundesregierung verweist dagegen auf die Zuständigkeit der EU für den Handel und der EZB für die Wahrung freier Wechselkurse.

Deutschland und die "ernste Sache"

Der Wirtschaftsberater von US-Präsident Donald Trump, Peter Navarro, bezeichnete den deutschen Handelsüberschuss jüngst als "ernste Sache". Er sei eines der schwierigsten Probleme im Handel, mit denen sein Land konfrontiert sei. Es gelte, mit Deutschland über Wege zu sprechen, wie diese Überschüsse reduziert werden könnten. Die deutschen Exporte in die USA übertrafen 2016 die Importe von dort um 49 Milliarden Euro.

Klare Worte fanden die Wirtschaftsweisen auch für die Niedrigzinspolitik der Europäischen Zentralbank (EZB). Die anziehenden Preise und der Aufschwung in der Eurozone machen aus der Sicht der Sachverständigen eine baldige Abkehr vom EZB-Kurs des billigen Geldes erforderlich.

EZB soll Geldschwemme stoppen

"Diese Geldpolitik ist nach wie vor zu expansiv. Und die daraus erwachsenden Risiken, etwa für die Finanzstabilität, nehmen weiter zu", heißt es in der aktualisierten Konjunkturprognose der deutschen Top-Ökonomen. Die Währungshüter rund um EZB-Chef Mario Draghi sollten die Beendigung ihres Ankaufprogramms "so bald wie möglich" einleiten, heißt es.

Die Notenbank will ihre umstrittenen billionschweren Anleihenkäufe jedoch bis mindestens Ende 2017 fortsetzen, wie EZB-Chef Draghi nach der jüngsten Zinssitzung betonte. Der Leitzins für die Versorgung der Geschäftsbanken mit Geld liegt seit März 2016 auf dem Rekordtief von 0,0 Prozent. Die Währungshüter wollen mit der lockeren Geldpolitik die Wirtschaft ankurbeln und die Inflationsrate im Euroraum wieder an ihre Zielmarke von knapp unter zwei Prozent heranführen - ein Wert, der jüngst bereits übertroffen wurde.

Quelle: ntv.de, mmo/dpa/rts

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