Wirtschaft

Jahr der Börsen-Superlative Wie treffsicher waren die Dax-Analysten?

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Das Dax-Jahr nähert sich dem Ende: Auf eine Frühsaison mit Rekordständen folgt ein Sommer der Ernüchterung. Vorhersehbar war dies kaum - dennoch hatten Analysten sich vor einem Jahr an Punktestand-Prognosen für den Dax versucht. Lagen sie richtig?

Was beim Wetter die Meteorologen, sind an der Börse die Analysten: Alle hoffen darauf, dass diese Experten verlässliche Vorhersagen für die Entwicklung von komplexen Systemen treffen. Wobei es möglicherweise die dankbarere Aufgabe ist, das Wetter fürs kommende Wochenende vorherzusagen als den Dax-Stand am Ende des kommenden Jahres.

Dax
DAX 18.492,49

Dennoch haben auch Ende 2014 die Analysten verschiedener Geldhäuser sich in Prognosen für die Entwicklung der Börsen probiert. Und es zeigt sich: Viele lagen kräftig daneben. Manche aber auch ziemlich richtig.

Schauen wir auf den deutschen Leitindex. Als Analysten Ende vergangenen Jahres befragt wurden, hatte der Dax zuvor im Sommer 2014 zum ersten Mal in seiner Geschichte die Marke von 10.000 Punkten geknackt, konnte diese bis zum Jahresende aber nie nachhaltig überwinden. Im Dezember vergangenen Jahres ging es sogar noch mal runter in Richtung 9300er-Marke. Dieses Umfeld muss sicherlich berücksichtigt werden, wenn man die Vorhersagen der Marktbeobachter für 2015 bewertet.

Nur die optimistischsten Prognosen lagen annähernd richtig

Zunächst zum realen Verlauf des Dax in diesem Jahr: Nicht zuletzt die Geldschwemme der Europäischen Zentralbank bescherte dem Index der 30 größten deutschen börsennotierten Konzerne im Frühjahr einen sagenhaften Aufstieg. Die 10.000er-Marke war schnell Geschichte, bereits im Februar fiel die 11.000er-, im März die 12.000er-Linie. Anfang April markierte der Dax schließlich das vorerst letzte von zahlreichen Allzeithochs bei 12.391 Punkten im Handelsverlauf. Zugleich wurde an diesem Handelstag auch der höchste Schlusskurs markiert: 12.375 Zähler.

Zur Mitte des Jahres bröckelten die Kurse jedoch wieder. Am 1. Juli hatte der Dax wieder einige Punkte eingebüßt, lag aber immer noch bei rund 11.180 Punkten. Und welche Kurse hatten die Analysten für die Jahresmitte vorhergesagt? Im Schnitt waren es knapp 10.000 Punkte, genauer gesagt: 9955 Punkte. Bei der Helaba Bank traute man dem Index für diesen Zeitpunkt sogar nur 8900 Zähler zu und lag damit mehr als 2000 Punkte daneben.

Nur drei Geldhäuser von zwölf befragten lagen mit ihren Prognosen relativ nah dran - mit einer Abweichung von gerade mal 300 Punkten. Das Bankhaus Lampe tippte auf 10.900 Zähler zur Jahresmitte. Die Deutsche Bank und die Postbank sahen den Dax jeweils bei 11.500 Punkten - und lagen weit über dem tatsächlichen Kurs. Es waren gleichzeitig die optimistischsten Vorhersagen.

Einer sagte Ausbruch über 12.000er-Marke voraus

Kommen wir zu den Schätzungen für das Jahresende 2015. Was war in Wirklichkeit an der Börse geschehen? Zunächst stürzte der Index mit der China-Börsenkrise im August tief nach unten. Im Herbst drückte der VW-Abgasskandal den Index sogar wieder bis unter 9500 Punkte. Danach ging es zunächst wieder fröhlich aufwärts, nachdem die EZB wieder mit frischem Geld gewunken hatte. Als EZB-Chef Mario Draghi die Anleger Anfang Dezember dann doch enttäuschte, sackte der Index Stück für Stück wieder ab.

Nimmt man das Niveau vom letzten Handelstag vor Weihnachten, 10.728 Punkte, dann lagen die Schätzungen der Geldinstitute relativ nah dran. Mit ihren geschätzten 10.800 Punkten für den Dax zum Jahresende kommen Commerzbank und WGZ Bank der Realität bisher am nächsten. Es waren gleichzeitig auch die zuversichtlichsten Schätzungen, nur bei der Berenberg Bank war man mit 10.900 Punkten noch optimistischer. Deutlich verschätzt hat sich wohl die DZ Bank, deren Tipp von 9500 Punkten derzeit mehr als 1000 Punkte zu niedrig liegt.

Auch wenn es am Ende deutlich weniger Punkte sind als zum Rekordstand im Frühjahr - dass der Dax in diesem Jahr die 12.000er-Marke überschreiten würde, hatte ein bekanntes Gesicht aus der n-tv-Börsenberichterstattung vorhergesagt: Raimund Brichta schrieb in seinem Jahresausblick für 2015: "Unter Umständen sind sogar mehr als 12.000 Punkte drin, weil die 5er-Jahre in einem Jahrzehnt als sehr gute Börsenjahre gelten."

 

Die Dax-Prognosen der Analysten

 

Institut

Mitte 2015

Ende 2015

Bankhaus Lampe

10.900

10.100

BayernLB

9.800

10.500

Berenberg

10.300

10.900

Commerzbank

10.200

10.800

Deka

10.500

10.500

Deutsche Bank

11.500

 

DZ Bank

9.500

9.500

Helaba

8.900

9.800

LBBW

10.000

10.500

NordLB

10.100

10.500

Postbank

11.500

 

WGZ Bank

10.300

10.800

Mittelwert

9.955

10.660

Maximum

11.500

10.900

Minimum

8.900

9.500

Tatsächlicher Stand:

11.181

10.728

Quelle: ntv.de, kst

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