Wirtschaft

Apple-Zulieferer ist insolvent Wie man übers Wochenende pleitegeht

Einige von Apples Uhren sollen Saphir-Glas bekommen.

Einige von Apples Uhren sollen Saphir-Glas bekommen.

(Foto: REUTERS)

Am Freitag war der Apple-Zulieferer und Hersteller von Saphir-Glas an der Nasdaq noch 1,5 Milliarden Dollar schwer. Doch dann löst sich der Börsenwert von GT Advanced nahezu in Luft auf. Wie konnte das passieren?

Für Aktionäre des Tech-Unternehmens GT Advanced hat diese Woche denkbar schlecht begonnen. Und auch für alle anderen Anleger ist das Schicksal der US-amerikanischen Firma ein Beispiel, wie schnell sich das Glück an der Börse wenden kann.

Bekannt ist GT Advanced vor allem dafür, dass das Unternehmen Apple besonders hartes Saphir-Glas liefert. Am Freitag ging die an der Nasdaq gelistete Aktie mit etwas mehr als 11 Dollar aus dem Handel, Börsianer bewerteten die Firma so mit etwa 1,5 Milliarden Dollar.

Doch am Montag dann der Paukenschlag: Das Management stellte einen Insolvenzantrag und beantragte Gläubigerschutz. Die Aktie stürzte daraufhin auf 75 Cent ab und verlor so innerhalb kürzester Zeit 90 Prozent ihres Werts. Das Unternehmen war plötzlich nur noch rund 175 Millionen Dollar wert. "Es ist unglaublich. Ich denke nicht, dass das jemand erwartet hat", zitiert die Nachrichtenagentur Reuters einen Händler. "Ich kann mich nicht daran erinnern, als so etwas das letzte Mal passiert ist. Nun gut, wahrscheinlich bei Bear Stearns. Damals steckten wir aber in der Finanzkrise. Doch das hier kam aus heiterem Himmel."

Warum der Insolvenzantrag? Analysten vermuten, dass Apple den Stecker gezogen hat. "Es scheint, dass etwas Fundamentales in der Beziehung kaputtgegangen ist", sagte Pawel Molchanow vom Finanzdienstleister Raymond James.

Im vergangenen November war das Verhältnis noch hervorragend. GT Advanced kündigte an, die Produktion von Saphir-Glas für Apple in den USA massiv auszubauen. Das Unternehmen bekam vom iPhone-Hersteller einen Vorschuss von 578 Millionen Dollar, um das Werk im Bundesstaat Arizona entsprechend auszurüsten. Damals hieß es, das Geld solle von 2015 an zurückgezahlt werden.

Saphir-Glas ist besonders kratzfest. Es wird deshalb von Apple zum Schutz der Kameras bei iPhones und bei den Fingerabdruck-Sensoren der neuesten Modelle eingebaut. Auch bei einigen Modellen der Apple-Uhr dürfte es verwendet werden.

Entgegen hartnäckigen Gerüchten wurde das Saphir-Glas allerdings nicht für die Displays der neuen iPhones verwendet. Und das wurde für GT Advanced wohl zu einem großen Problem. Im August hatte die Firma überraschend angekündigt, die Fabrik werde erst im Jahre 2015 voll funktionsfähig sein - und damit viel zu spät, um das iPhone 6 mit Saphir-Glas auszustatten.

Unabhängig davon, ob das der überhaupt der ursprüngliche Plan war: Die GT-Aktie verlor kräftig an Wert. Bevor Apple die neuen iPhones Anfang September vorgestellt hat, kostete sie knapp 18 Dollar. Bis zum vergangenen Freitag hatte das Papier fast 40 Prozent eingebüßt. Das ist allerdings noch kein Grund, einen Insolvenzantrag zu stellen. Dahinter muss mehr stecken.

Analysten vermuten, dass Apple das Darlehen komplett zurückgefordert hat. Dafür spricht, dass GT Advanced eigenen Angaben zufolge Ende September nur noch über 85 Millionen Dollar Bargeldreserven verfügte. Im Juli waren es noch mehr als 330 Millionen Dollar.

Trotz des Insolvenzantrags gab sich der Saphir-Glas-Hersteller zuversichtlich. Der Schritt bedeute nicht das Ende des Unternehmens, betonte das Management. Er ermögliche stattdessen, die Firma zu sanieren. Schließlich würden die Vermögenswerte die Verbindlichkeiten um eine Milliarde Dollar überschreiten. Somit bewahrheitet sich hier eine weitere simple Börsenerkenntnis: Die Zukunft ist ungewiss.

Quelle: ntv.de

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