Wirtschaft

Etliche Risiken Wie geht es weiter im Dax?

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(Foto: imago/Hans-Günther Oed)

Der Dax nähert sich dem Jahreshoch. Doch es spricht einiges dafür, dass die Aufwärtsbewegung bald ein Ende findet – denn einige Dax-Titel sind regelrechte Bremsklötze.

Die Laune bei Besitzern von Dax-Aktien wird besser: Noch knapp 200 Punkte muss der deutsche Leitindex zulegen, um das Aprilhoch von rund 10.450 Zählern zu knacken. Für Rückenwind haben jüngst etliche gute US-Konjunkturdaten gesorgt. Den können die im Dax gelisteten Firmen gut gebrauchen, stagnieren die Gewinnschätzungen für dieses und nächstes Jahr doch seit etlichen Monaten. "Von der Gewinnseite bekommt der Dax derzeit kaum Impulse", sagt Michael Proffe, Chefanalyst vom Börsendienst Proffes Trend Depot.

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Und dennoch hat der Index zuletzt kräftig gewonnen. Das ist umso bemerkenswerter, bremsen doch etliche Unternehmen den Index. So ist die Bayer-Aktie im Monatsvergleich um 15 Prozent eingebrochen. Offensichtlich erwarten Investoren zahlreiche Probleme bei der geplanten Übernahme des amerikanischen Saatgutherstellers Monsanto.

Weitere Bremsklötze sind neben der Lufthansa, die unter dem Preisdruck in der Branche und dem wieder steigenden Ölpreis leidet, auch Eon und RWE. Die Versorger bekommen zu spüren, dass die Strompreise an der Börse EEX für 2016 und 2017 auf sehr niedrigen Niveaus liegen, wobei sich die Preise für 2017 noch deutlich unter denen von 2016 befinden. Entsprechend trüb sind die Gewinnperspektiven.

Schwach haben sich auch die Bank-Aktien entwickelt, selbst wenn die Deutsche Bank sich zuletzt etwas erholt hat. Mit dem Kursanstieg am Finanzmarkt haben sich die Aussichten für das wichtige Investmentbanking etwas aufgehellt. Die Commerzbank-Aktie stieg ebenfalls etwas, wenngleich das anhaltende Niedrigzinsumfeld weiterhin für Druck auf den Zinsüberschuss, sowohl im Firmenkunden- als auch im Privatkundengeschäft, sorgt. Die Versorger und Banken gehören in diesem Jahr neben VW zu den schwächsten Aktien im Dax - und sie kommen zusammen auf einen Anteil von knapp 15 Prozent im Dax. Das Gewicht von Bayer macht etwa sieben Prozent aus.

Dax ist hoch bewertet

Nach der jüngsten Rally wird der Bewertungsspielraum für den Dax allmählich dünner. Das Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) auf Basis der Gewinnschätzungen der nächsten zwölf Monate liegt bei 12,3. Damit ist der Index angesichts der verhaltenden Gewinnperspektiven nicht gerade günstig. Umso größere Bedeutung kommt daher der Europäischen Zentralbank zu. Sie hatte in der Vergangenheit immer wieder mit ihrer ultra-laxen Geldpolitik für kräftige Kursgewinne am Aktienmarkt gesorgt.

Allerdings kann bei einem Ausbleiben von weiteren Lockerungsmaßnahmen die Enttäuschung auch riesengroß sein und für fallende Kurse sorgen – sofern Marktteilnehmer solche Schritte erwarten. Das war etwa im Dezember zu sehen, als der Dax einen heftigen Kurseinbruch erlebte. Für die nächste EZB-Sitzung am kommenden Donnerstag wird aber allgemein damit gerechnet, dass die Zentralbank keine neuen Maßnahmen ankündigt. Der Dax könnte daher erst einmal verschnaufen.

Anschließend werden Investoren vor allem auf die Sitzung der US-Notenbank am 15. Juni schauen. Bislang hat der US-Aktienmarkt die Aussicht auf eine mögliche Zinserhöhung im Juni oder im Juli gut weggesteckt und ist in die Nähe des Rekordhochs geklettert. Falls bei Investoren aber wieder Ängste aufkommen sollten, dass die US-Wirtschaft nicht stark genug sein könnte, um Zinserhöhungen zu verkraften, dürfte das die US-Börsen und damit auch den Dax belasten.

Kein Börsenthema scheint derzeit das "Brexit"-Referendum am 23. Juni zu sein. Doch die Parlamentswahlen in Spanien am 26. Juni könnten für eine Überraschung sorgen. Daher könnte der Dax zumindest kurzfristig eine Pause einlegen, um die jüngsten Gewinne zu verdauen.

Quelle: ntv.de

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