Wirtschaft

Sind deutsche Konzerne gefährdet? Wie China die Autoindustrie durchleuchtet

Auf der Messe Auto China in Peking zeigt der deutsche Hersteller Audi, was er hat. Der Absatz in China läuft blendend.

Auf der Messe Auto China in Peking zeigt der deutsche Hersteller Audi, was er hat. Der Absatz in China läuft blendend.

(Foto: picture alliance / dpa)

China ist der weltgrößte Automarkt. Marken und Modelle deutscher Hersteller sind gefragt, die Verkäufe boomen. Nun wendet sich das Blatt, Preiswächter und Korruptionsermittler nehmen die Unternehmen BMW, Daimler und Co. aufs Korn.

Razzien, Anschuldigungen und Strafen: China setzt die internationale Autoindustrie unter Druck. Die Ermittlungen sollen auf mehr als 1000 Autounternehmen, Händler und Zulieferer ausgeweitet worden sein. Besonders in deutschen Chefetagen werden die Entwicklungen genau verfolgt. Denn im Zentrum steht der Markt für Oberklasseautos, der von BMW, der VW-Tochter Audi und Daimler dominiert wird.

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Ist das Geschäft deutscher Autobauer in China in Gefahr?

Danach sieht es bislang noch nicht aus. Die Wettbewerbshüter konzentrieren sich zu einem großen Teil auf das Nachverkaufgeschäft. Audi, BMW, Daimler, Porsche und andere haben bereits die Preise für Ersatzteile gesenkt. Das drückt natürlich etwas auf den Profit. Aber das wichtigste Geschäft für die Autobauer ist nach wie vor der Verkauf von Neuwagen. Und das scheint noch nicht im Fokus der Preiswächter zu stehen.

Welches Ziel verfolgt die Kartellbehörde?

Darüber rätseln auch chinesische Experten. Internationale Autofirmen werden in China zu Partnerschaften mit heimischen Unternehmen gezwungen. Deshalb fließt auch ein Großteil der Gewinne der Joint Ventures an die chinesischen Partner. Drücken Chinas Preiswächter die Profitraten der Firmen, leiden auch die chinesischen Firmen. 

Zwingen die Wettbewerbshüter die Firmen zu geringeren Preisen, könnte das noch einen weiteren Nachteil für Chinas Automarkt bedeuten: Nur wenige Chinesen kaufen Autos chinesischer Marken. Wer ein chinesisches Auto kauft, geht meist nach dem günstigeren Preis. Werden internationale Marken in China billiger, sinkt der Wettbewerbsvorteil von heimischen Autofirmen.

Sind die Anschuldigungen der Preiswächter berechtigt?

Unter anderem Audi und sein chinesischer Partner FAW haben Verstöße gegen das Anti-Monopolgesetz eingestanden. Meist geht es in den Ermittlungen um das Verhältnis zwischen Herstellern und Händlern. Autobauer sollen ihren Vertragshändlern Mindestpreise diktiert haben. Das ist nach Chinas Wettbewerbsgesetz jedoch illegal. Über Jahre sollen Hersteller die Werkstätten und Autohändler mit Knebelverträgen unter Druck gesetzt haben. Mehrere Insider sprechen von hohen Margen, die internationale Autobauer über Jahre einstreichen konnten. Das wollen die Preiswächter nun eindämmen.

Warum haben die Preisermittlungen jetzt so viel Fahrt aufgenommen?

Chinesische Branchenexperten liefern eine einleuchtende Erklärung: Im Zentrum der Ermittlungen steht die mächtige Entwicklungs- und Reformkommission (NDRC). Die Superbehörde entwickelt die Leitlinien von Chinas Wirtschaftspolitik, genehmigt Großprojekte und ist einer von mehreren Preiswächtern in China.

Im vergangenen Jahr hat Chinas Staatsführung angekündigt, den Marktkräften mehr Raum zu lassen, und weniger stark eingreifen zu wollen. Damit würde die NDRC einen wichtigen Aufgabenbereich einbüßen. Mit den Untersuchungen in der Autobranche positioniert sich die Superbehörde für die Zukunft als schlagfertige und effiziente Kartellbehörde. Neben Preiswächtern sind nun auch Korruptionsermittler aktiv.

Wie hängen die Untersuchungen zusammen?

Das ist noch völlig unklar. Die Ermittlungen durch die Disziplinarkommission gegen einen ehemaligen sowie gegen einen amtierenden Manager des Gemeinschaftsunternehmens von Volkswagen und Chinas Staatskonzern FAW sind neu. Ihnen werden «schwerwiegende Gesetzesbrüche» vorgeworfen. Weitere Details sind noch nicht bekannt. Es ist möglich, dass die Manager nur weitere Ziele in Chinas großangelegter Anti-Korruptionskampagne sind. Untersuchungen laufen bereits gegen Tausende Funktionäre, Manager und auch gegen einige Journalisten.

Quelle: ntv.de, Stephan Scheuer, dpa

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