Wirtschaft

Geldanlage mit hohem Risiko Wenn Fußballfans zu Aktionären werden

Im Jahr 2000 ging Borussia Dortmund an die Börse - bis heute als einziger deutscher Fußballklub.

Im Jahr 2000 ging Borussia Dortmund an die Börse - bis heute als einziger deutscher Fußballklub.

(Foto: dpa)

Nur 22 Fußballklubs in Europa sind an der Börse notiert. Für viele Vereine spielt der sportliche Erfolg bei dem Geschäft eine zu große Rolle. Selten jedoch entscheiden sich die Aktionäre unter normalen Anlagegesichtspunkten zum Kauf des ganz besonderen Wertpapiers.

Borussia Dortmund hat sich von seinem Zwischentief der vergangenen Spielzeit erholt und liegt in der Fußball-Bundesliga hinter Bayern München auf Platz zwei. Auch im DFB-Pokal und in der Europa League ist der BVB noch vertreten. Das freut nicht nur die Fans, sondern auch die Anleger an der Börse. Dortmund hat als einziger Bundesligist Aktien ausgegeben.

Fußballaktien - das sind Wertpapiere ganz besonderer Art. Ihre Besitzer entscheiden oft mit Herzblut und nicht zwingend rational. "Ich habe die Aktien in dem vollen Bewusstsein gekauft, dass ich damit Verluste machen würde", sagt etwa der Dortmund-Fan Martin Potisek, seit vielen Jahren Anhänger und Aktionär des BVB. "Es gab so eine Schmuckaktie zum An-die-Wand-Hängen und die wollte ich unbedingt haben."

Zu Beginn seiner Zeit an der Börse habe der Verein bewusst Dortmund-Anhänger als Aktionäre gewinnen wollen, erklärt Robin Steden, der beim BVB den Bereich Investor Relations betreut. "Mittlerweile ist es aber nicht mehr so, dass hauptsächlich Fans das Papier halten, sondern ganz überwiegend Großaktionäre und institutionelle Anleger." Insgesamt sind in Europa und der Türkei 22 Klubs auf dem Parkett.

Unsicherheitsfaktor wie bei Sportwetten

Bei Fußballaktien spiele der Zufall eine größere Rolle als bei Papieren anderer Unternehmen, sagt Thomas Hechtfischer, Geschäftsführer der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW). "Da kann es schon einmal sein, dass ein entscheidendes Spiel vergeigt wird, der Verein dadurch die Qualifikation zur Champions League verpasst und der Klub dann Mindereinnahmen hat." Es sei ein bisschen wie bei Sportwetten, meint Hechtfischer. "Auch hier habe ich einen Unsicherheitsfaktor."

Dass die sportlichen Erfolge oder Misserfolge eine große Rolle spielen, sieht auch der Analyst vom Bankhaus Lampe, Christoph Schlienkamp. "Wenn Dortmund im Pokal oder in der Champions League mal eine Runde weitergekommen ist, hat das immer positive Kursimpulse gegeben." Derzeit steht die Aktie des BVB bei rund 4 Euro. Der Ausgabepreis beim Börsengang im Oktober 2000 betrug 11 Euro. Gute Resultate auf dem Fußballplatz schlagen sich oft in Form von Prämien und Fernsehgeldern auf dem Konto der Vereine nieder.

Kaum langfristige Gewinnaussichten

Neben den Fan-Aktionären gebe es durchaus auch Anleger, für die die Einnahmen und damit eine mögliche Dividendenzahlung das Entscheidende sind, sagt Schlienkamp. Geld verdienen könnten Vereine aber nicht nur durch kurzfristige sportliche Erfolge. "Es kann auch eine strategische Ausrichtung sein, den Jugendkader zu fördern und die Spieler dann irgendwann für viel Geld zu transferieren."

In Europa gilt beispielsweise der FC Porto als Verein, der junge Spieler ausbildet und sie anschließend gewinnbringend weiterverkauft. Anfang des Jahrtausends hatten die Portugiesen mit dieser Strategie an der Börse Erfolg und steigerten ihren Aktienkurs von 2,34 Euro auf zwischenzeitlich 4,39 Euro. Mittlerweile ist das Wertpapier des Vereins jedoch auf unter einen Euro gefallen.

Ob ein Klub überhaupt an die Börse darf, bestimmen die nationalen Verbände. Der FC Porto ist nicht der einzige Verein, dessen Aktienkurs über einen längeren Zeitraum betrachtet stark gesunken ist. Dies lässt sich unter anderem an der Entwicklung des Stoxx Europe Football Index ablesen. Dort sind alle börsennotierten europäischen und türkischen Fußballklubs zusammengefasst. Notierte der Index im Januar 1997 noch bei über 500 Punkten, dümpelt er seit einiger Zeit unter der Hundertermarke herum.

Überzeugte Fans kann so etwas nicht erschüttern: Als Thomas Hechtfischer von der DSW vor einigen Jahren eine Aktionärsversammlung von Borussia Dortmund besuchte, hatte er zumindest den Eindruck, "dass der Anteil der Fans höher ist, als der Anteil derjenigen, die die Aktien aus normalen Anlagegesichtspunkten halten."

Quelle: ntv.de, Thomas Eßer, dpa

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