Wirtschaft

Aufsichtsrat nickt ab Weimer wird Chef der Deutschen Börse

Von der HypoVereinsbank zur Deutschen Börse: Theodor Weimer.

Von der HypoVereinsbank zur Deutschen Börse: Theodor Weimer.

(Foto: dpa)

Der Nachfolger für Carsten Kengeter ist gefunden: Ex-Investmentbanker Theodor Weimer übernimmt zum Jahreswechsel den Vorstandsvorsitz bei der Deutschen Börse. Der 57-Jährige führt derzeit die HypoVereinsbank.

Drei Wochen nach der Rückzugsankündigung von Vorstandschef Carsten Kengeter ist die Führungskrise bei der Deutschen Börse gelöst. Das Ruder übernimmt zum Jahreswechsel der bisherige HypoVereinsbank-Chef Theodor Weimer, wie der Börsenbetreiber mitteilte. Der Aufsichtsrat berief den 57-Jährigen für zunächst drei Jahre als Nachfolger des unter Insiderhandelsverdacht stehenden Kengeter. Dieser hatte Ende Oktober nach monatelangem Hin und Her das Handtuch geworfen und wird die Börse Ende Dezember verlassen.

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Der ehemalige Investmentbanker und Unternehmensberater Weimer führt die Münchner Tochter der italienischen Großbank UniCredit seit 2009. Sein Vertrag dort war erst Anfang des Jahres bis Ende 2020 verlängert worden.

Investoren äußerten sich zufrieden: "Wir sind erleichtert, dass schnell ein passender Nachfolger gefunden werden konnte", sagte Ingo Speich, Fondsmanager bei Union Investment, einem der größeren Aktionäre des Unternehmens. "Am wichtigsten ist jetzt, dass sich die Börse mit einem unbelasteten Mann an der Spitze wieder voll und ganz auf das Geschäft konzentrieren kann." Die im Dax gelistete Aktie der Deutschen Börse legte nach der Mitteilung des Unternehmens leicht zu.

Die Berufung Weimers war erwartet worden. Bei der HVB in München wurde der Abschied des Chefs mit gemischten Gefühlen aufgenommen: "Die nötige Eloquenz für den Job bei der Börse hat er", sagte ein Arbeitnehmervertreter, der Weimer seit Jahren kennt. "Uns wäre lieber gewesen, er wäre geblieben."

Es gibt viel zu tun

Bei der Deutschen Börse wartet auf Weimer ein komplexer Konzern, bei dem Politik und Aufseher ein gehöriges Wörtchen mitzureden haben. Nach der geplatzten Fusion mit der Londoner Börse LSE stehen die Zeichen in den kommenden Jahren vermutlich weniger auf Expansion durch große Fusionen und Übernahmen. Wichtigste Aufgabe Weimers dürfte es sein, die von seinem Vorgänger begonnene Befreiung der Börse vom stark schwankenden Geschäft an den Kapitalmärkten fortzusetzen. Zudem muss er das durch die Affäre verlorengegangene Vertrauen der Politik, aber auch bei den eigenen Mitarbeitern und wichtigen Aktionären wieder aufbauen.

Nicht minder relevant sind die Aufseher: Weimer wird ein gutes Verhältnis zum mächtigen Chef der Finanzaufsicht BaFin, Felix Hufeld, nachgesagt. Zur wichtigen hessischen Börsenaufsicht muss er diesen Draht schnell aufbauen. Denn letztlich wird über den Spielraum, den Weimer als neuer starker Mann bei der Börse hat, dort mitentschieden.

"Richtiger" Vorstandschef

Dem ehrgeizigen Weimer waren in der Vergangenheit immer wieder Abwanderungsgelüste nachgesagt worden. Für fast jeden Chefposten bei Frankfurter Banken war der aus Franken stammende Hobby-Pianist gehandelt worden. Mit ein Grund: Seine Familie lebt in Wiesbaden, was für eine Rückkehr ins Rhein-Main-Gebiet sprach, wo er schon für Goldman Sachs gearbeitet hat.

Zu UniCredit-Chef Jean Pierre Mustier hat Weimer nach eigenem Bekunden ein gutes Verhältnis. "Aber bei einer Tochter hat man nie die Freiheitsgrade wie ein normaler Vorstandschef", sagt ein langjähriger Wegbegleiter. Denn Mustier hat die Auslandstöchter noch enger an die Kandare genommen - und Weimers Sendungsbewusstsein damit beschnitten. Öfter hatte er hinter den Kulissen damit geliebäugelt, einen Teil der HVB an die Börse zu bringen, um ein "richtiger" Vorstandschef zu werden.

Weimer spricht gern darüber, wie sich die HVB unter ihm gesund geschrumpft hat. So radikal wie bei keinem anderen deutschen Institut strich er das Filialnetz zusammen. Hatte die alte HypoVereinsbank 1998 noch mehr als 60.000 Mitarbeiter, waren es zuletzt gerade noch 14.000. Der finanzielle Erfolg gibt Weimer Recht. Er liefert regelmäßig satte Gewinne in Mailand ab, mehr noch: Erst 2016 bekam UniCredit aus München eine drei Milliarden Euro schwere Sonderdividende.

Quelle: ntv.de, wne/rts

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