Wirtschaft

Neue Regeln für Internetanbieter Washington weicht den Datenschutz auf

Konsumgewohnheiten, Neigungen, private Ansichten: Im Netz lassen sich Nutzerdaten für Werbezwecke in bares Geld verwandeln.

Konsumgewohnheiten, Neigungen, private Ansichten: Im Netz lassen sich Nutzerdaten für Werbezwecke in bares Geld verwandeln.

(Foto: REUTERS)

Internetnutzer in den USA müssen sich auf einen verschärften Wettbewerb um die Nutzung ihrer persönlichen Daten gefasst machen: Auf Betreiben der Republikaner schnürt der Gesetzgeber in Washington ein Datenschutz-Paket aus der Obama-Ära auf.

Der US-Kongress hat Vorschriften für den Datenschutz im Internet gekippt. Nach dem Senat in der vergangenen Woche stimmte auch das Repräsentantenhaus für die Abschaffung eines Regelwerks aus der Zeit von Präsident Barack Obama. Das Datenschutzpaket sollte es Internetanbietern verbieten, die Daten ihrer Kunden zu vermarkten.

Die Datenschutzbestimmungen für die Internetprovider waren im vergangenen Jahr von der Aufsichtsbehörde FCC erlassen worden. Sie traten aber bislang noch nicht in Kraft. Durch den jetzigen Kongressbeschluss bleibt es US-Internetversorgern wie AT&T, Comcast und Verizon erlaubt, Informationen über ihre Kunden ohne deren Zustimmung an Dritte zu verkaufen. Solche Daten können etwa die Suchanfragen, aufgesuchte Internetadressen sowie Geodaten sein.

Einblicke ins Privatleben

Der Marktwert dieser Datensätze ergibt sich aus ihrer Masse und der automatischen Verknüpfung: Aus der Summe der getätigten Klicks im Internet lassen sich Profile erstellen, die erstaunlich genaue Einblicke in die Privatsphäre einzelner Nutzergruppen ermöglichen.

Rückschlüsse lassen sich dabei nicht etwa nur auf Konsumgewohnheiten, Alter und Geschlecht ziehen. Auch Hinweise zur sexuellen Orientierung, zur Religionszugehörigkeit oder zur Krankheitsgeschichte der Nutzers liefern modernen Vermarktern erstklassige Ansatzpunkte: Gestützt auf die Daten können sie Werbung zielgerichtet platzieren.

Konkurrenz für Google und Facebook

Für den Online-Markt ergeben sich aus dem Kongressbeschluss weitreichende Konsequenzen: Die Provider können sich durch die kommerzielle Ausschlachtung dieser Daten nicht nur eine zusätzliche Einnahmequelle sichern. Mit der Weichenstellung treten sie künftig auch in direkte Konkurrenz zu den Internetgiganten Google und Facebook, welche die Privatinformationen ihrer Nutzer schon längst in großem Stil für die zielgerichtete Werbung verkaufen und diesen Markt beherrschen.

Die Beseitigung der Datenschutzvorschriften für die Provider wurde von den Republikanern mit ihrer Mehrheit in beiden Kongresskammern gegen den Widerstand der Demokraten durchgesetzt. Die entsprechende Gesetzesvorlage muss nun noch von Präsident Donald Trump unterzeichnet werden, was aber wohl nur Formsache ist. Das Weiße Haus erklärte bereits, dass es den Kongressbeschluss begrüße.

Quelle: ntv.de, mmo/AFP

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