Wirtschaft

Merkel oder Steinbrück? Was die Wahl für Anleger bedeutet

Eine gern zitierte Börsenweisheit lautet: "Politische Börsen haben kurze Beine".

Eine gern zitierte Börsenweisheit lautet: "Politische Börsen haben kurze Beine".

(Foto: picture alliance / dpa)

Die Bundestagswahl steht vor der Tür. Das Ergebnis wird wohl auch am Aktienmarkt seine Spuren hinterlassen - und so fragen sich Anleger, wie sie ihr Depot entsprechend trimmen. Analysten haben vor allem einen Tipp: Ruhe bewahren.

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Die Bundestagswahl rückt näher. Und wer Geld in den deutschen Aktienmarkt gesteckt hat, fragt sich, wie er sich am besten positionieren soll, um nach der Wahl – zumindest an der Börse – keine böse Überraschung zu erleben. Doch wie reagiert der Markt gemeinhin auf Bundestagswahlen? Durchaus gelassen, sagt die Dekabank. Doch Investoren sollten dennoch aufmerksam sein.

Die Research-Abteilung der Fondstochter der Sparkasse hat sich angeschaut, wie sich der deutsche Aktienmarkt in den Tagen vor und nach den bisherigen Bundestagswahlen entwickelt hat. Demnach neigt die Börse in den 50 Tagen vorher grundsätzlich zur Schwäche – unabhängig davon, ob es schließlich zu einem Regierungswechsel kam oder nicht. In den ersten 50 Tagen nach einer Wahl gibt es die umgekehrte Tendenz: Es gibt eher Kursgewinne – und diese fallen nach einem Regierungswechsel stärker aus.

Auffällig ist zudem, dass von Nervosität vor der Bundestagswahl an den Börsen kaum etwas zu spüren ist. Die Kursschwankungen liegen im Rahmen, eine besondere Verunsicherung oder Beunruhigung ist der Dekabank zufolge nicht festzustellen.

Viele Einflussfaktoren

Dabei weisen die Analysten darauf hin, dass die Bundestagswahl nur ein Faktor unter vielen sei, die die Entwicklung an den Börsen beeinflussten. Die Aktienkurse hierzulande werden - gerade bei global agierenden Unternehmen – durch weltweite Trends geprägt.

Allerdings kann die Steuer- oder Wirtschaftspolitik einer Regierung durchaus für heftige Kursreaktionen sorgen. "Sehr eindrucksvoll lässt sich dies im Jahr 1987 zeigen, als vom damaligen CDU-Finanzminister die Einführung einer Quellensteuer diskutiert wurde. In den vier Wochen nach der Ankündigung verlor der deutsche Aktienindex zwölf Prozent relativ zum US-Aktienmarkt", schreiben die Analysten. "Auch die mitten im Platzen der Technologie-Hausse durchgeführte Versteigerungen von UMTS-Lizenzen durch die damalige Regierung hat die Staatseinnahmen zwar um brutto 50,8 Milliarden Euro ansteigen lassen, einige Unternehmen im Nachgang aber existenzbedrohend belastet und sicherlich nicht dazu beigetragen, die Auswirkungen des Platzens der Technologieblase abzufedern." Ein weiteres Beispiel ist die Energiewende, die für Aktionäre der Versorger Eon und RWE kein Grund zur Freude ist. Mit den Folgen kämpfen beide Konzerne noch immer.

Und hat eine Partei generell einen besseren Einfluss auf den Aktienmarkt als die Konkurrenz? Nein, stellen die Analysten nüchtern fest. "Zwar lässt sich aus den Indizes ablesen, dass der deutsche Aktienmarkt in Zeiten unionsgeführter Koalitionsregierungen durchschnittliche 10,8 Prozent Rendite erbrachte, während es in SPD-geführten Perioden nur 1,2 waren." Hieraus eine Leistung vermeintlich wirtschaftsfreundlicher konservativer oder liberaler Parteien abzulesen, sei jedoch unzulässig. Zu komplex und vielfältig seien die Einflüsse auf den Markt, als dass man das Regierungshandeln einer Legislaturperiode den Marktergebnissen dieser Zeit gegenüberstellen könnte.

Schwächephase möglich

Eine einfache Zuordnung von langfristiger Aktienmarkt-Performance zu politischen Lagern ist hierzulande kaum möglich. Denn in Deutschland herrsche ein starker wirtschaftspolitischer Pragmatismus, "der auch sozialdemokratisch geführte Regierungen große Reformen umsetzen lassen kann, deren Früchte an den Aktienmärkten dann die wieder unionsgeführte Nachfolgeregierung erntet", heißt es mit Blick auf die rot-grüne Agenda 2010.

Und was bedeutet das für Anleger? Bis zur Bundestagswahl am 22. September kann der Frankfurter Aktienmarkt eher zur Schwäche neigen. "Mit Neuinvestitionen könnte man sich demnach noch etwas Zeit lassen", so die Dekabank. "Die mit hoher Wahrscheinlichkeit ansteigende Volatilität um den Wahltermin herum sollten die Anleger dann aber wieder nutzen, um Positionen am Markt aufzubauen." Und dabei sollten sie darauf achten, was die neue Regierung wirtschafts-, steuer- und sozialpolitisch vorhaben.

Quelle: ntv.de, jga

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