Wirtschaft

Showdown beim Monsanto-Deal Warum die Hochzeit für Bayer so riskant ist

Der Biotech-Konzern Monsanto hat sein Geschäft vor allem auf Mais ausgerichtet.

Der Biotech-Konzern Monsanto hat sein Geschäft vor allem auf Mais ausgerichtet.

(Foto: ASSOCIATED PRESS)

Die Leverkusener schnappen sich den US-Biogiganten, der sie mächtiger machen könnte als Google. Gleichzeitig ist die Gefahr zu scheitern für den deutschen Pharma- und Chemiekonzern aber immens.

Werner Baumann ist nur konsequent. Der Neue auf dem Chefsessel bei Bayer treibt den Konzernumbau in Leverkusen gnadenlos voran. Zum Jahreswechsel stieß man dort die Kunststofftochter Covestro ab und gab den Kurs Richtung Life-Science vor: nur noch Pharma und Pflanzenschutz. "Evolution statt Revolution", predigt Baumann seither.

Nun folgt der nächste Schritt: Bayer hat heute bekanntgegeben, dass sie sich den viermal kleineren Biotech-Konzern Monsanto einverleiben. Damit steigen sie zum neuen Branchenprimus auf dem Zukunftsmarkt mit Saatgut auf - mit einem Jahresumsatz von 60 Milliarden Euro und über 140.000 Mitarbeiter in dem neuen Konzern. 128 Dollar je Aktie zahlt Bayer für den US-Saatgutkonzern Monsanto. Das entspricht einem Gesamtpreis von 66 Milliarden Dollar. So viel hat noch nie ein deutscher Konzern für ein Unternehmen im Ausland bezahlt. Selbst die "Hochzeit im Himmel" von Daimler und Chrysler vor zwanzig Jahren fiel mit umgerechnet 48 Milliarden Dollar kleiner aus.

Der Umsatz Monsantos schrumpft immer mehr zusammen. Bayer hat einen günstigen Zeitpunkt gewählt, einzusteigen. Denn die Agrochemie wird das Zukunftsthema. Die Weltbevölkerung wächst und ernährt sich im Schnitt immer bewusster. Das wird die Nachfrage nach Weizen, Mais und Soja antreiben - das Steckenpferd Monsantos. Auch die Weltgesundheitsbehörde untermauert in einer Studie diesen Trend.

Hohe "Break-up fee"

So hoch Bayer steigen könnte, so tief können die Leverkusener auch abstürzen, nämlich in die Bedeutungslosigkeit. Platzt der Deal, wäre Baumann der Dax-Chef, der seinen Konzern mal eben um zwei Milliarden Dollar gebracht hätte. Denn so hoch ist die sogenannte "Break-up fee", welche die Deutschen Monsanto auf den Tisch legen. Das ist die Ausfallprämie, die ein Unternehmen vom anderen bekommt, für den Fall, dass Kartellbehörden die Übernahme doch noch stoppen. In der Regel werden drei Prozent des Übernahmeangebots als garantierte Zahlung festgelegt – Baumann bietet sogar knapp vier Prozent.

Monsanto ist nach Umsatz viermal kleiner als Bayer.

Monsanto ist nach Umsatz viermal kleiner als Bayer.

(Foto: AP)

Dass der Deal an den Wettbewerbshütern scheitern wird, sehen immer mehr Seiten als gesetzt an. Landwirte und Politiker in den USA wettern schon lange gegen den Megadeal. Sie wollen verhindern, dass das Monopol Monsantos einem ausländischen Konzern in die Hände fällt. Die Bauern fürchten massive Preiserhöhungen.

Die Befürchtungen lassen sich am Beispiel Iowa sehen, der Getreidekammer der Vereinigten Staaten: Senator Chuck Grassley betont immer wieder, dass der Deal zwischen Bayer und Monsanto die Kosten in die Höhe treiben und die Landwirtschaft nachhaltig schädigen könnte. Ende September will sich der Senat auf Initiative Grassleys mit dem Thema beschäftigen.

Auch die Fülle der Übernahmen schürt die Angst der Landwirte: Chinas Staatskonzern Chemchina will die Kapazitäten von Syngenta nach Fernost abziehen, die Hochzeit und gleichzeitige Zerschlagung von Du Pont und Dow Chemical bedroht ebenfalls die Preise. Und nun Bayer.

Noch ein anderer Fakt treibt die US-Politik um. Eben jener, der auch Grant bislang zögern ließ: Die starken deutschen Gewerkschaften erzwingen oft, dass Konzerne vor allem im Auslandsgeschäft Kosten kürzen. Diese "German Eigenheit" wird auch vor Baumanns Strategie nicht Halt machen.

Quelle: ntv.de

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