Wirtschaft

Die Leerverkäufer lecken Blut Warum die Deutsche-Bank-Aktie abstürzt

Die Deutsche Bank hat an der Börse massiv an Wert verloren.

Die Deutsche Bank hat an der Börse massiv an Wert verloren.

(Foto: imago/Christine Roth)

Die Aktie der Deutschen Bank kennt offenbar nur eine Richtung: nach unten. Rekordtief folgt auf Rekordtief. Etliche Indikatoren zeigen, wie ernst die Lage ist.

"Danke Angie" dürften viele Besitzer der Aktien der Deutschen Bank zähneknirschend denken: Nachdem laut einem Medienbericht Bundeskanzlerin Angela Merkel angesichts des 2017er-Wahljahres Staatshilfe für Deutschlands größte Bank ausgeschlossen hat, ist das Papier mit Kursen um 10,70 Euro auf Rekordtiefs eingebrochen. Gegenüber Ende 2015 hat die Aktie mittlerweile mehr als die Hälfte an Wert verloren. Der Börsenwert ist damit auf lediglich 14,8 Milliarden Euro zusammengeschrumpft. Zum Vergleich: Goldman Sachs ist an der Börse umgerechnet rund 62 Milliarden Euro Wert.

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Investoren befürchten, dass die Deutsche Bank trotz gegenteiliger Beteuerungen von Vorstandschef John Cryan eine Kapitalerhöhung durchführen muss, um einen möglichen Vergleich mit der US-Justiz finanziell stemmen zu können. Die fordert 14 Milliarden Dollar, um den Streit um krumme Hypothekengeschäfte beizulegen.

Derweil rückt angesichts des Kursverfalls der Panikmoment rapide näher. "Wenn die Aktie der Deutschen Bank in den einstelligen Bereich fällt, wird es eine Panik geben", hatte Jeff Gundlach, der "Anleihen-König" aus den USA, Anfang Juli gewarnt.

Der anhaltende Abwärtstrend der Aktie ruft einmal mehr die Leerverkäufer auf den Plan. Laut der englischen Researchfirma Markit ist in der vergangenen Woche das Volumen der leerverkaufen Aktien um 200 Millionen Euro auf 492,76 Millionen Euro nach oben geschossen. Damit sind 3,3 Prozent des Börsenwerts der Deutschen Bank leerverkauft.

Bei einem Leerverkauf veräußern Investoren geliehene Aktien, in der Hoffnung, sie später günstiger zurückkaufen zu können und so einen Gewinn zu erzielen. Dadurch gerät der Aktienkurs tendenziell unter Druck. Wenn der Kursverfall weitergehen sollte, könnten in den nächsten Monaten noch deutlich mehr Papiere leerverkauft werden, womit sich der Druck auf die Aktie verstärken dürfte – es sei denn, die Finanzaufsicht Bafin verbietet den Leerverkauf von Bankaktien.

Absicherung wird teurer

Neben der Zahl der leerverkauften Aktien zeigen auch die nachrangigen Anleihen der Deutschen Bank, die sogenannten CoCo-Bonds, an, wie groß die Sorgen der Investoren inzwischen sind. Contingent Convertible Bonds, kurz CoCo-Bonds, sind Zwangswandelanleihen. Sie werden als zusätzliches Kernkapital anerkannt. Diese nachrangigen Anleihen werden beim Eintreten vorher festgelegter Kriterien, also im Krisenfall, in Aktien umgewandelt. Zuletzt ist der Kurs des Coco-Bonds mit einer Verzinsung von sechs Prozent (WKN: DB7XHP) auf nur mehr 73,25 Prozent eingebrochen. Damit rückt das Rekordtief vom Februar, von knapp über 70 Prozent rapide näher. Zudem ist der Coco-Bond mit einem Nominalzinssatz von 8 Prozent (WKN A0TU30) auf 98,9 Prozent gesunken.

Während die Kurse der Coco-Bonds abrutschen, steigen die Credit Default Swaps (Kreditausfallversicherungen, kurz CDS) auf die Deutsche Bank deutlich an. Damit sichern sich Investoren gegen einen Ausfall ab - oder wetten gezielt auf ein solches Ereignis. Zuletzt sind die CDS auf 230 Basispunkte geklettert. Ein Basispunkt bei CDS zur Absicherung von zehn Millionen Euro für fünf Jahre gegen einen Ausfall bedeutet eine Zahlung von 1000 Euro pro Jahr. Die Absicherung einer solchen Summe gegen einen Ausfall der Deutschen Bank kostet also herbe 230.000 Euro pro Jahr. Der Finanzmarkt schätzt die Wahrscheinlichkeit für einen Zahlungsausfall innerhalb der nächsten fünf Jahre mittlerweile bei 18,5 Prozent ein.

Kann die Kanzlerin einem weiteren Kursverfall der Deutsche-Bank-Aktie und damit einem Anstieg der CDS tatenlos zuschauen? Wohl kaum. Denn der Anstieg der CDS auf die Deutsche Bank führt dazu, dass auch die CDS auf die Bundesrepublik Deutschland deutlich klettern. Zuletzt war die Wahrscheinlichkeit für einen Zahlungsausfall Deutschlands nach Einschätzung des Finanzmarkts auf 1,6 Prozent geklettert.

Die Sache ist eindeutig: Wenn die Deutsche Bank ein Problem hat, hat Deutschland - sprich der Steuerzahler – ebenfalls ein Problem. Wenn sich die Lage der Deutschen Bank weiter zuspitzen sollte, dürfte es nicht zuletzt auf die EZB ankommen, die Lage zumindest kurzfristig etwas zu beruhigen. Sie könnte beispielsweise Bankanleihen oder schlussendlich sogar Bankaktien kaufen.

Quelle: ntv.de

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