Wirtschaft

Suchmaschine im Kaufrausch Warum Google shoppen geht

Google ist bei Übernahmen nicht immer am Produkt interessiert, sondern an den Entwicklern.

Google ist bei Übernahmen nicht immer am Produkt interessiert, sondern an den Entwicklern.

(Foto: REUTERS)

Mehrere Milliarden Dollar gibt Google für einen Hersteller von Rauchmeldern aus - und kauft weiter fleißig ein. Die Shopping-Tour erscheint nicht sonderlich durchdacht. Doch dieser Eindruck täuscht.

Der Einkaufszettel von Google ist lang. Und er wird immer länger. In den letzten Wochen erwarb der Internet-Gigant unter anderem ein Unternehmen, das Satteliten ins All schießt, einen Hersteller von Rauchmeldern und Thermostaten sowie ein Start-Up, das im Bereich der künstlichen Intelligenz unterwegs ist. Das letztere kostete allein 650 Millionen Dollar.

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Mehr als 160 Unternehmen hat Google in den vergangenen 14 Jahren gekauft, manches für wenig Geld, manches für Milliarden. Ein Großteil dieser Firmen scheint mit dem Kerngeschäft des Konzerns, der Suchmaschine und dem Verkauf von Werbung, überhaupt nichts zu tun zu haben. Doch so merkwürdig und wahllos mancher Kauf erscheint, Google folgt einer sinnvollen Strategie.

Bei einigen Deals holt sich Google schlicht Männer und Frauen ins Imperium, von denen sich der Konzern viel verspricht. Es geht also weniger um das Produkt, als um die Leute, die es entwickelt haben. Meist steckt allerdings viel mehr dahinter: das Internet der Dinge, also die Vernetzung von Alltagsgeräten. Geht es nach Google, dann kommunizieren diese Geräte miteinander und mit dem Internet auf Basis des eigenen Betriebssystems Android.

Milliarden für Nest

Im Idealfall bietet die gekaufte Firma beides. Ein Beispiel dafür ist Nest, ein amerikanischer Hersteller von Thermostaten und Rauchmeldern. 3,2 Milliarden Dollar ließ sich Google das kosten. Im Preis erhalten war das gesamte Team - darunter Tony Fadell. Der ist in der Tech-Branche kein Unbekannter, schließlich hat er Apples iPod designt. Ihm gelang zudem das Kunststück, seinen Rauchmeldern ein hippes Image zu verpassen.

Nest passt außerdem in Googles Vision des vernetzen Zuhauses. Ein simples Beispiel: Google merkt durch die Lokalisierungsfunktion des Smartphones, dass man sich an einem kalten und nassen Tag von der Arbeit nach Hause aufmacht. Daraufhin wird Nest informiert und sorgt dafür, dass es in der Wohnung bei Ankunft warm und gemütlich ist.

Das ist zwar recht komfortabel, klingt aber trotzdem nicht sonderlich großartig. Das mag daran liegen, dass das Internet der Dinge noch am Beginn der Entwicklung steckt und es nicht abzusehen ist, welchen Nutzen die Verknüpfung zahlreicher Geräte einst haben wird.

Hinter den zahlreichen Übernahmen stehen auch Visionen, von denen unklar ist, ob sich diese jemals verwirklichen. Dazu zählen beispielsweise die Zukäufe im Bereich der Roboter-Technologie. Die Datenbrille Google-Glass, der Prototyp eines selbstfahrenden Autos und das Betriebssystem Android Wear für tragbare Geräte geben einen Vorgeschmack darauf, was in Zukunft Realität sein kann.

Fest steht allerdings schon, dass es zwei Betrachtungsweisen gibt. Die einen finden das Internet der Dinge ungeheuer praktisch. Die anderen finden es ungeheuer beängstigend. Schließlich funktioniert das alles nur, wenn Nutzer möglichst viele Daten preisgeben.

"Wir wissen noch nicht, wie das Leben des Einzelnen davon berührt wird", sagte Google-Chef Larry Page der "New York Times."Denn wir nutzen die Dinge noch nicht. Deswegen sind viele Menschen verunsichert." Er ist sich aber sicher: "Sobald wir erkennen, wie nützlich die neuen Sachen sind, verstehen wir oft, dass diese gar nicht so beängstigend sind - und früher oder später wollen wir nicht mehr ohne sie leben."

Quelle: ntv.de

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