Wirtschaft

Renaissance der "Schrottkisten" GM und Ford sind keine Schnäppchen

Fords Verkaufsschlager in den USA: F150

Fords Verkaufsschlager in den USA: F150

(Foto: REUTERS)

In den Krisenjahren 2006 bis 2008 machen GM und Ford zusammen Verluste von mehr als 100 Milliarden. Seitdem scheffeln sie Gewinne, die sich Ende des Jahres auf rund 70 Milliarden summieren werden. Eine beeindruckende Kehrtwende. Den Anlegern ist das aber egal.

Vor fünf Jahren waren beide Konzerne noch echte Schrottkisten. Aber eine nur knapp vermiedene staatliche Rettung für Amerikas Nummer Zwei im Automarkt, Ford Motor, und die tatsächliche Rettung durch den Steuerzahler für den größten Autoproduzenten General Motors (GM) haben bei beiden eine Renaissance ausgelöst. Sie haben ihre Kapazitäten massiv abgebaut und viele der Gewohnheiten abgelegt, die sie 2009 an den Abgrund geführt haben.

Der Absatz im Juni ist annualisiert auf ein Achtjahreshoch geklettert, die Kapazitätsauslastung der US-Autoindustrie liegt bei rund 100 Prozent und die Zahl der Arbeiter ist nach Zahlen der Gewerkschaften um 40 Prozent gesunken. Auch die Preisdisziplin hat sich deutlich verbessert.

Beeindruckende Kehrtwende

Obwohl Analysten davon ausgehen, dass der Gewinn 2014 im Vergleich zum Vorjahr zurückgehen wird, ist die finanzielle Kehrtwende von Ford und General Motors beeindruckend. Ford hatte zwischen 2006 und 2008 Verluste von 30 Milliarden Dollar aufgehäuft. Zwischen 2010 und Ende 2014 wird der Konzern, basierend auf Analystenschätzungen, 45 Milliarden Dollar verdient haben. GM hat in diesen dunklen Zeiten satte 72 Milliarden Dollar verloren - und wird von 2010 bis 2014 rund 26 Milliarden Dollar Gewinn machen.

Aber seit dem Börsengang der neuen, vom Staat geretteten GM Ende 2010 sind die Aktien beider Konzerne um nicht einmal 10 Prozent gestiegen, während der Aktienindex S&P-500 im gleichen Zeitraum um zwei Drittel zugelegt hat. Ford und GM werden mit einem Kurs-Gewinn-Verhältnis von 10,8 und 9,8 sehr bescheiden bewertet - sie liegen damit rund 66 und 60 Prozent unter dem Durchschnitt des S&P.

Keine Selbstläufer

Es scheint eine gewisse Diskrepanz zu geben zwischen der überzeugenden Erholung der Branche und dem, was Anleger bereit sind, dafür zu zahlen. Aber die günstige Bewertung der Aktien spiegelt die extrem zyklische und kapitalintensive Natur des Autogeschäfts wider. Vor zwanzig Jahren zum Beispiel lagen die Kurs-Gewinn-Verhältnisse der großen drei Automobilkonzerne aus Detroit - damals war auch Chrysler noch börsennotiert - alle 40 Prozent unter dem Durchschnitt des Gesamtmarktes.

Das ist ein ziemlich repräsentatives Vergleichsjahr, denn die USA befanden sich Mitte der 1990er Jahre ebenfalls in einer wirtschaftlichen Erholungsphase, aber die Technologieblase hatte noch nicht begonnen, die Bewertungen des Gesamtmarktes nach oben zu ziehen.

Die heute verbesserten Kredit- und Arbeitsbedingungen daheim sowie die konjunkturelle Erholung in den Schwellenländern und Europa sind ein Grund für Optimismus. Aber man sollte nicht davon ausgehen, dass sich das in überdurchschnittlichen Kursgewinnen für die Auto-Titel niederschlagen wird. Die Aktien mögen so billig aussehen, als ob sie unweigerlich steigen müssten. Aber Anleger mit gutem Gedächtnis wissen, dass das kein Selbstläufer ist.

Quelle: ntv.de, Spencer Jakab, DJ

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