Wirtschaft

"Kaiser ohne Kleider" War's das mit dem Trump-Boom?

US-Präsident Donald Trump.

US-Präsident Donald Trump.

(Foto: REUTERS)

Börsianer feierten den Wahlsieg Donald Trumps ausgelassen. Doch die Party scheint ein Ende zu finden: An der Wall Street fallen die Kurse und auch der Dollar verliert kräftig an Wert.

Klotzen, nicht kleckern. Getreu diesem Motto sorgte Donald Trump für Euphorie an den Börsen. Massive Steuersenkungen, konsequente Deregulierung, riesige Infrastrukturprogramme - diese Ankündigungen begeisterten viele Börsianer, sie setzten auf einen Wirtschaftsaufschwung und steigende Unternehmensgewinne. An der Wall Street legten die wichtigsten Indizes kräftig zu, Dow Jones und S&P 500 kletterten nach dem Sieg Trumps um mehr als zehn Prozent. Und auch der Dollar gewann deutlich.

Nachdem der Wert des Dollar mittlerweile zurückgegangen ist, sieht es nun so aus, als ob auch die Börsenrallye zu Ende geht. Trump scheint langsam eine Belastung für die Märkte zu werden: Dem Präsidenten wird unter anderem vorgeworfen, gegenüber dem russischen Außenminister Sergej Lawrow hochsensitive Geheimdienstinformationen ausgeplaudert zu haben. Außerdem soll Trump den kürzlich entlassenen FBI-Chef James Comey aufgefordert haben, die Ermittlungen gegen seinen ehemaligen Sicherheitsberater Michael Flynn zu beenden. Derweil soll ein Sonderermittler prüfen, ob es zwischen Trumps Wahlkampfteam und der Regierung in Moskau geheime Absprachen gab und ob Russland Einfluss auf die US-Präsidentenwahl im November nahm.

Das ist selbst hartgesottenen Börsianern zu viel. Sie zweifeln zunehmend daran, dass Trump angesichts immer neuer Skandalmeldungen die angekündigten Steuersenkungen, Investitionen und Deregulierungen in absehbarer Zeit angehen kann. Anleger hätten große Hoffnungen auf Trumps Pläne zur Ankurbelung der Konjunktur gesetzt, sagte Analyst David Madden vom Online-Broker CMC Markets. "Der jüngste Skandal verzögert seine Pläne im günstigsten Fall und im schlimmsten Fall werden sie nicht umgesetzt."

Und so rauschten am Mittwoch in New York die Kurse nach unten: Dow Jones und S&P 500 schlossen 1,8 Prozent tiefer, der Index der Technologiebörse Nasdaq büßte sogar 2,6 Prozent ein. Das waren die stärksten Verluste seit der Wahl Trumps.

"Trump war von Beginn an der Kaiser ohne Kleider, doch am Finanzmarkt wollte man an Wunder glauben. Zugleich war die Kombination aus Deregulierung und Steuersenkungen für Firmen und reiche Privatpersonen eine willkommene Idee", so Daniel Saurenz von Feingold Research gegenüber n-tv.de. "Platzt der Trump-Trade vollends, würde ein 'Zurück auf Los' nicht wundern, an den US-Börsen entspräche dies locker 15 Prozent Korrekturpotenzial."

"Belastung für die Aktienmärkte"

Und der Dollar? Der Dollar-Index, der den Kurs zu anderen wichtigen Währungen widerspiegelt, fiel deutlich und lag damit wieder auf dem Niveau von vor Trumps Wahl. "Der letzte Rest des 'Trump-Dollar' ist dahin", sagte Commerzbank-Analyst Ulrich Leuchtmann. Die Hoffnung auf einen Wirtschaftsboom und rasche Zinserhöhungen der US-Notenbank Fed hatte den Dollar-Index zeitweise auf den höchsten Stand seit 14 Jahren gehievt. Die Talfahrt des Dollar ist nach Ansicht Leuchtmanns noch nicht zu Ende. "Wir können weder annehmen, dass die in täglicher Frequenz auftauchenden Skandalmeldungen abreißen, noch, dass der Twitter-Sturm des US-Präsidenten abebbt."

Trump werde immer stärker zu einer Belastung für die Aktienmärkte, sagte Analyst Gregor Kuhn vom Handelshaus IG Markets, während Börsenexperte Jochen Stanzl von CMC Markets das Politik-Chaos in Washington als Stimmungskiller bezeichnete und mit Blick auf den deutschen Aktienmarkt eine mögliche starke Korrektur an der Wall Street als "das dominierende Angst-Thema" bezeichnete.

Der Dax präsentierte sich im Tagesverlauf lediglich mit moderaten Verlusten. "Das heißt aber nicht, dass mit dem kurzen Schütteln die Korrektur an den heiß gelaufenen Märkten schon ausgestanden ist", warnte Marktanalyst Milan Cutkovic vom Brokerhaus AxiTrader. "Die Börsen haben ein Ventil gesucht und es nun in der Person gefunden, die vorher auch für viel heiße Luft in den Kursen gesorgt hat: US-Präsident Donald Trump."

"Da die USA dummerweise keine Insel sind, wird auch der Dax nicht ungeschoren davonkommen", sagte Analyst Saurenz. "Wackelt Trump, dann wackelt auch der Dax. Gleichzeitig trifft das Trump-Chaos auf Investoren, die sorglos sind wie seit Jahren nicht mehr und auf Märkte, die teuer sind wie seit Ewigkeiten nicht. Diese Kombination wiederum könnte ziemlich unlustig werden, denn für derartige Kursniveaus braucht es kein gutes, sondern sogar ein perfektes Umfeld - in den USA und weltweit."

Quelle: ntv.de, mit rts

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