Wirtschaft

Airlines tanken immer günstiger Wann wird Fliegen für Passagiere billiger?

Der sinkende Kerosinpreis lässt Passagiere auf billige Tickets hoffen.

Der sinkende Kerosinpreis lässt Passagiere auf billige Tickets hoffen.

(Foto: picture alliance / dpa)

Der Ölpreis verfällt. Die Fluggesellschaften freuen sich über billigere Treibstoffkosten. Nur die Kunden gucken bislang in die Röhre. Der erste Billigflieger reagiert - und setzt die Konkurrenz unter Druck.

Der Rohstoff Öl ist auf den Weltmärkten mittlerweile mehr als 50 Prozent billiger als im Sommer vergangenen Jahres. Das tut den Ölkonzernen weh, freut aber die Fluggesellschaften. Kersoin ist zwar immer noch etwas teurer als Rohöl, aber auch hier sinkt der Preis stetig. Beim Verbraucher kommt der Preisverfall allerdings nur schleppend an.

Der britische Billigflieger Easyjet kündigte jetzt an, Preisnachlässe für Flugtickets zu prüfen. Im Schnitt könnten sie um ungefähr zwei Pfund (knapp 2,70 Euro) pro Ticket fallen, sagte eine Sprecherin. Eine formelle Ankündigung sei das nicht, aber ein Richtwert, hieß es. Das Unternehmen rechnet damit, auf dem jetzigen Niveau 90 bis 130 Millionen Pfund (120-173 Mio. Euro) pro Jahr beim Treibstoff zu sparen.

Auch die australische Qantas reagierte - allerdings anders als erwartet. Die Airline will wegen des niedrigen Ölpreises zwar den Kerosinzuschlag auf internationalen Flügen abschaffen. Zugleich werden aber die Basistarife so erhöht, dass die Ticketpreise insgesamt gleichbleiben. Qantas stand unter Druck, weil der Konkurrent Virgin Australia die Kerosinzuschläge gestrichen und Ticketpreise für Flüge in die USA gesenkt hatte.

Wettbewerb ist mehr als Kerosin

Lufthansa
Lufthansa 6,66

Auch Kunden deutscher Fluggesellschaften werden sich vorerst wohl gedulden müssen. Die Deutsche Lufthansa sieht zwar bereits positive Effekte der Ölpreissenkung in ihrer Bilanz. Im vergangenen Jahr schlugen die Kosten für Kerosin noch mit 6,7 Milliarden Euro zu Buche. In diesem Jahr wird es vermutlich rund eine Milliarde weniger sein.

Doch an die Kunden weitergeben will die größte deutsche Airline die sinkenden Treibstoffkosten vorerst nicht: Die Ersparnisse könnten nicht eins zu eins in Gewinn umgerechnet werden, erklärt ein Sprecher n-tv.de. Zum einen minderten die Verträge zur Preisabsicherung die positiven Auswirkungen des niedrigen Ölpreises. Zum anderen sei der Dollar, in dem der Rohstoff abgerechnet werde, teurer und umgekehrt der Euro billiger geworden. 

Lufthansa will deshalb nicht auf die angekündigte Preissenkung des Wettbewerbers reagieren. Die Ticketpreise seien wettbewerbsfähig. Der Preisdruck entstehe nicht durch billiges Kerosin, sondern vielmehr durch den harten Wettbewerb insgesamt. Die Preise würden immer dem Marktumfeld angepasst.

Wer in Dollar bezahlt, ist gekniffen

Auch Air-Berlin-Sprecher Aage Dünhaupt betont, dass nicht allein der Kerosinpreis über den Preis entscheidet. Dass der Ticket-Endpreis im letzten Quartal 2014 um vier Prozent gesenkt worden sei, habe mit dem Wettbewerbsumfeld zu tun. Die Ersparnisse durch das billigere Kersoin will Air Berlin wegen der Preisabsicherung nicht beziffern. Die Erleichterung werde erst mit einer Verzögerung von 15 Monaten - nach Auslaufen der Verträge - deutlich werden, heißt es. Das werde im November bzw. Dezember dieses Jahres sein. Im Vorteil sind da klar die in Dollar abrechnenden US-Airlines. Schließlich müssen die deutschen und europäischen Airlines, die den Rohstoff in Dollar einkaufen, mittlerweile 20 Prozent mehr für die US-Währung zahlen als vor einem Jahr.  

Junge Billigflieger wie Easyjet haben zudem einen entscheidenden Vorteil gegenüber den altehrwürdigen Airlines: Sie müssen von dem eingesparten Geld weniger in die Restrukturierung stecken. Air France und Lufthansa bekommen zwar durch das billige Kersosin finanziellen Spielraum, sie werden die Preiserleichterung aber erst einmal dazu nutzen, ihre mauen Gewinnmargen zu erhöhen.

Flugpassagiere müssen sich daher in Geduld üben. Luftfahrtexperten zufolge werden Ryanair und Easyjet die Ersten sein, die ihre Ticketpreise senken und die Konkurrenz damit unter Druck setzen. Laut IATA (International Air Transport Association) könnten die Tickets dieses Jahr im Schnitt um 5,1 Prozent billiger werden als im Vorjahr und die Frachtraten sogar um 5,8 Prozent sinken. Verbraucherschützer raten trotzdem zur Vorsicht. Kunden sollten beim Ticketkauf nicht auf den Kerosinzuschlag, sondern immer auf den Endpreis achten.

Quelle: ntv.de

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