Wirtschaft

VW-Krise mischt Bundesliga auf VfL Wolfsburg bekommt ein Problem

Kennt sich in Sachen Rückschläge aus: Dante.

Kennt sich in Sachen Rückschläge aus: Dante.

(Foto: picture alliance / dpa)

Der Volkswagen-Konzern spielt in der Fußball-Bundesliga eine große Rolle. Das Diesel-Desaster wird für die Clubs deshalb Folgen haben – vor allem für Wolfsburg.

Der Abgas-Skandal von VW wird an der Bundesliga nicht spurlos vorübergehen – im Gegenteil. So profitiert der DFB-Pokalsieger VfL Wolfsburg als hundertprozentige Tochter des Unternehmens vom immensen Sponsoring. Der Autokonzern ist zudem über die Tochter Audi an Bayern München und dem FC Ingolstadt beteiligt.

20.116 Zuschauer – so wenige verirrten sich zum Champions-League-Auftakt gegen ZSKA Moskau in die Volkswagen-Arena. Der Manager Klaus Allofs zeigte sich bitter enttäuscht von einer Kulisse, die Zweitligisten wie der 1.FC Kaiserslautern selbst mittwochs Abend gegen Sandhausen anlocken. Das Thema Zuschauer könnte für Wolfsburg in den kommenden Jahren noch ein Problem werden.

Denn Zuschauer, Fans und weltweite Unterstützer sind für die Top-Clubs wie Bayern München oder Borussia Dortmund mittlerweile eine riesige Umsatzquelle. Jeder Fußballverein stützt sich auf vier Säulen. Zum einen sind da die Zuschauereinnahmen bei nationalen und internationalen Spielen, hinzu kommen die TV-Gelder für Bundesliga und Champions League, es folgen die Werbeeinnahmen der Sponsoren und nicht zuletzt das Merchandising in Form von Trikotverkauf und vielem mehr.

Dem VfL Wolfsburg könnte in den kommenden Jahren nun auf die Füße fallen, dass man das ist, was landläufig als Werksclub bezeichnet wird. Die Fanbasis ist gering, und Top-Spieler lockte man bisher nur mit riesigen Gehaltssummen an. Denn weder die Stadt Wolfsburg noch die Tradition des Vereins laden dazu ein, begeistert bei den Niedersachsen zu unterschreiben. Dies ist bei Bayern, dem BVB und selbst bei Schalke eher der Fall.

Volkswagen hat angekündigt, dass "jeder Stein umgedreht" wird. Man werde sich auch das Fußball-Engagement anschauen, sagte der neue Chef Matthias Müller der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung". Es ist aber extrem unwahrscheinlich, dass die Sparmaßnahmen den Vfl nicht massiv treffen werden, zumal Müller im Gegensatz zu Vorgänger Martin Winterkorn keine intensive Verbindung zum Club und zum Fußball hat. Und an dieser Stelle beginnt die Kette für die Wolfsburger, die heftige Folgen haben könnte.

Denn Bayern München kann rückläufige Einnahmen von Audi locker wegstecken. Ingolstadt wurde in den letzten Jahren zwar von Audi unterstützt, hat den Kader jedoch nicht über Gebühr aufgeblasen. Dies ist in Wolfsburg anders. Zwar hat man jüngst einen satten Transfererlös mit Kevin de Bruyne erzielen können, investierte aber auch hohe Summen bei Ablöse und Gehalt in Julian Draxler, André Schürrle, Dante oder Naldo.

Der Kader der Wolfsburger gehört zu den teuersten der Liga - er ist geschätzt etwa doppelt so teuer wie jener der Gladbacher - und wird primär von VW finanziert, ergänzt um TV-Gelder und Champions-League-Einnahmen. Fährt VW seine Zahlungen zurück, dürften Verkäufe der Stars nötig werden, die Champions-League nur noch schwer zu erreichen sein und damit die Welle zurückkommen, die sich in den letzten Jahren dank üppiger Gelder nach oben aufgebaut hat.

Ein Beispiel gibt es sogar, wenngleich das Geld damals nicht vom Werk kam. Borussia Dortmund hatte in den 2000er-Jahren einen teuren Kader mit teils alten Profis, wurde Meister, schlitterte danach aber gar Richtung Insolvenz. Danach baute man den Verein wieder auf. Dortmund kann jedoch mit Tradition und einem jede Woche vollen Stadion locken. Diese Tradition bringt Einnahmen über Merchandising und Trikotverkäufe, lässt den BVB ebenso wie die Bayern in Asien punkten. All dies hat Wolfsburg nicht vorzuweisen, und deshalb könnten von vier Säulen mindestens drei beträchtlich ins Wackeln kommen.

Manager Klaus Allofs hatte zuletzt betont, keine negativen Folgen für den Klub zu erwarten. Betrachte man den gesamten VW-Konzern, sei das finanzielle Engagement "sehr gering", sagte Allofs der "Zeit": "Der VfL ist umgekehrt für die Marke VW mehr wert als die tatsächlich investierte Summe." Weiterhin argumentiert Allofs, dass der VfL Wolfsburg angesichts des aktuellen Abgas-Skandals für Volkswagen eine "besondere Rolle" in der Außenwirkung einnehmen kann. Wenn er sich da mal nicht täuscht. Denn wenn die ersten Entlassungen anstehen, Boni für Mitarbeiter gestrichen werden und Leiharbeiter gehen müssen, dann wird man teure Millionäre, die obendrein oft in Berlin wohnen und nur die nötigste Zeit in Wolfsburg verbringen, und Millionen in einem Werksverein nur ungern sehen.

Profiteur des Ganzen könnten wiederum kurioserweise der BVB aus Dortmund werden und die Blauen aus Schalke. Denn der Platz der zweiten und womöglich dritten Kraft in Deutschland dürfte frei werden und zuerst vom BVB und danach von Schalke oder dem Werksclub aus Leverkusen besetzt werden. Der BVB als zweite Kraft – dies wiederum würde die Aktionäre freuen. Denn planbare Champions-League-Einnahmen plus Zuschauer und Merchandising-Umsätze sind das A und O.

Quelle: ntv.de

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