Wirtschaft

Preisverfall erwartet Versicherer blicken auf schadenarmes Jahr

Zyklon Hudhud war 2014 das teuerste Einzelereignis für Rückversicherer.

Zyklon Hudhud war 2014 das teuerste Einzelereignis für Rückversicherer.

(Foto: REUTERS)

Bessere Frühwarnsysteme und effektive Behörden: Rückversicherer haben im vergangenen Jahr deutlich weniger Schäden durch Naturkatastrophen begleichen müssen als im Jahr davor. Das dürfte die Konzerngewinne treiben - und löst dennoch nicht nur Jubel aus.

2014 ist für die Versicherungsbranche nach eigenem Bekunden ein Jahr ohne schwere Katastrophen und mit einer vergleichsweise ruhigen Hurrikansaison in Nordamerika gewesen. Insgesamt war es damit ein recht schadenarmes Jahr, wie aus der Naturkatastrophenbilanz des weltgrößten Rückversicherers Münchener Rück hervorgeht. Die Gesamtschäden summierten sich demnach auf 110 Milliarden Dollar und fielen somit um rund 30 Milliarden Euro geringer aus als im Jahr zuvor. Zudem sei ohnehin nur ein nur ein knappes Drittel - etwa 31 Milliarden - versichert gewesen.

Die Summen liegen deutlich unter den Durchschnittswerten der vorangegangenen zehn Jahre, wie der Konzern weiter mitteilte. Die Zahl der Todesopfer sank binnen Jahresfrist auf 7700 und damit auf ein Drittel des Vorjahres. Das war der niedrigste Wert seit 1984.

"Dass die Naturkatastrophen im vergangenen Jahr weniger Menschenleben gekostet haben, ist - bei aller Tragik im Einzelfall - eine gute Nachricht", sagte Vorstand Torsten Jeworrek. "Und diese Entwicklung ist nicht nur zufällig. Vielerorts funktionierten Frühwarnsysteme besser. Behörden brachten Menschen bei heraufziehenden Wetterkatastrophen konsequent in Sicherheit, so vor Auftreffen des Zyklons Hudhud auf die Ostküste Indiens und des Taifuns Hagupit auf die Küste der Philippinen."

Teuerster Schaden: Wintersturm in Japan

Hudhud war im Oktober mit einem Gesamtschaden von sieben Milliarden Dollar in absoluten Zahlen zwar das teuerste Ereignis des Jahres, versichert waren davon aber nur 530 Millionen Dollar. Am teuersten zu stehen kam der Assekuranz dem Bericht zufolge ein Wintersturm mit starken Schneefällen in Japan im Februar, der alleine versicherte Schäden von gut drei Milliarden Dollar verursachte.

Hurrikans in den USA waren dieses Mal überschaubar: Insgesamt gab es dort acht starke Stürme, der langfristige Durchschnitt liegt bei elf. In Europa verursachte im Juni Sturmtief Ela Gesamtschäden von 3,5 Milliarden Dollar, davon waren 2,8 Milliarden versichert.

Auch der Schweizer Rückversicherer Swiss Re, Nummer zwei der Branche, hatte unlängst erklärt, 2014 sei eines der schadenärmsten Jahre seit langem gewesen. Für die Münchener Rück ist das alles aber kein Grund, zu optimistisch ins neue Jahr zu starten, wie Jeworrek betonte: "Insgesamt hat sich die Risikosituation nicht verändert. Es gibt keinen Anlass, für 2015 einen ähnlich gemäßigten Verlauf zu erwarten."

Für die Rückversicherungsbranche sind die jüngsten Zahlen ohnehin ein zweischneidiges Schwert: Einerseits müssen sie weniger Geld für Schäden lockermachen, was die Gewinne treibt. Andererseits dürften aber die Preisverhandlungen mit den Kunden, den Erstversicherern, nicht unbedingt leichter werden. Denn in schadenarmen Zeiten tendieren diese dazu, mehr Risiken selbst zu schultern.

Schon jetzt macht den Rückversicherern zudem die neue Konkurrenz durch Hedgefonds und Pensionskassen zu schaffen, die auf der Suche nach Rendite insbesondere Absicherungen gegen Naturkatastrophen in den USA anbieten. Experten erwarten daher einen weiteren Preisverfall im laufenden Jahr, der Startschuss für die lange erwartete Branchenkonsolidierung sein könnte.

Quelle: ntv.de, jwu/rts

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