Wirtschaft

Allianz "too big to fail" Versicherer bekommen neue Spielregeln

Das Ende von "too big to fail"? Wer groß bleiben will, muss künftig gesonderte Regeln beachten (Archivbild).

Das Ende von "too big to fail"? Wer groß bleiben will, muss künftig gesonderte Regeln beachten (Archivbild).

(Foto: REUTERS)

Gut sieben Jahre nach dem verhängnisvollen Lehman-Crash ist es so weit: Auf internationaler Ebene ziehen die Aufsichtsbehörden in der Versicherungsbranche die Zügel an. Die neuen Regeln gelten auch für die deutsche Allianz.

Neue Vorschriften: Die neun größten Versicherer der Welt müssen künftig mehr Kapital vorhalten. Die Vereinigung der wichtigsten Spezialaufseher für Versicherer, IAIS, gab am Wochenende neue Regeln für die betroffenen Konzerne bekannt. Die Vorgaben für riskante Geschäfte und die Mindestanforderungen für hauseigene Kapitalpolster fallen strenger aus als bisher.

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Erklärtes Ziel ist es, die wichtigsten Finanzschwergewichte möglichst krisenfest zu machen. Auf diese Weise wollen die Aufseher vermeiden, dass es im Fall einer Finanzkrise oder anderer Erschütterungen erneut zu kostspieligen Rettungsaktionen durch die öffentliche Hand kommt. Während der großen Finanzkrise ab 2008 mussten verschiedene Staaten teils erhebliche Summen an Steuergeldern aufbringen, um wankende Banken und Versicherungsgiganten vor einem für alle Seiten katastrophalen Zusammenbruch zu bewahren.

Erlesene Runde

Um künftige Krisen zu entschärfen, identifizierten die Aufseher zunächst einen Kreis "global systemrelevanter" Versicherer. Zu dieser Gruppe gehört unter anderem der deutsche Allianz-Konzern, dessen Aktien im Leitindex Dax notiert sind.

Auf der IAIS-Liste stehen daneben auch die American International Group (AIG), Metlife, Aviva, Axa, Generali und Ping An Insurance. Diese Versicherungskonzerne gelten als "too big to fail" - also, als zu groß, um sie im Krisenfall ohne Schaden für die Allgemeinheit in die Pleite rutschen zu lassen.

Insbesondere AIG ist Kennern der Materie noch bekannt als jener US-Versicherungskonzern, der nach dem Zusammenbruch der Lehman-Bank mit der gigantischen Summe von insgesamt 182 Milliarden Dollar vor dem Kollaps bewahrt werden musste. Das Geld musste die US-Regierung damals kurzfristig aus dem Staatshaushalt abzweigen musste.

Konsequenzen aus der Krise

Rettungsaktionen nach diesem Muster waren und sind schwer umstritten: Durch die Fehlentscheidungen profitorientierter Manager waren gigantische Risiken entstanden, die letztlich von der Allgemeinheit getragen werden mussten. Im Fall von AIG konnten die Sanierer des Konzerns die eingesetzten Steuermilliarden aus der Staatskasse schließlich an die öffentliche Hand vollständig zurückzahlen.

In Stein gemeißelt sind die neuen Spielregeln in der internationalen Versicherungsbranche noch nicht. Die 20 führenden Industrieländer (G20) müssen die Vorgaben für zusätzliche Kapitalpuffer noch absegnen. Mit einer Verabschiedung wird in den kommenden Wochen gerechnet. Von 2019 an soll es dann erstmals weltweite Eigenkapital-Regeln für die internationalen Versicherungskonzerne geben.

Quelle: ntv.de, mmo/rts

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