Wirtschaft

Neuer Zündstoff im Poststreik Versandhäuser helfen Post beim Sortieren

Post-Mitarbeiter demonstrieren am Dienstag in Stuttgart auf dem Schlossplatz. In dem Tarifkonflikt geht es um Bezahlung und Arbeitszeit für rund 140.000 Beschäftigte der Post bundesweit.

Post-Mitarbeiter demonstrieren am Dienstag in Stuttgart auf dem Schlossplatz. In dem Tarifkonflikt geht es um Bezahlung und Arbeitszeit für rund 140.000 Beschäftigte der Post bundesweit.

(Foto: picture alliance / dpa)

Durch den Dauerstreik bei der Post kommen Millionen Briefe und Pakete nicht pünktlich an. Erst setzt die Deutsche Post Beamte als Ersatz für streikende Angestellte ein. Jetzt helfen Mitarbeiter anderer Firmen beim Sortieren von Briefen und Paketen.

Die Deutsche Post bekommt bei der Bewältigung der Streikfolgen Unterstützung von Mitarbeitern einiger großer Versandhäuser und Versicherungen. Sie helfen beim Sortieren von Briefen und Paketen, wie die "Frankfurter Allgemeine Zeitung" berichtete. In den Sortierzentren kümmern sie sich nicht speziell um die Briefe und Pakete des eigenen Unternehmens, sondern sortieren auch fremde Sendungen.

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Die Unternehmen seien mit diesem Angebot auf die Post zugekommen, bestätigte eine Postsprecherin den Bericht. In welchem Umfang diese Arbeitskräfte eingesetzt werden, wollte sie nicht sagen. Die "FAZ" zitiert aus einer Rundmail des Post-Betriebschefs für Briefe und Pakete, Uwe Brinks, in der es heißt: "Das ist eine großartige Geste und zeigt die Verbundenheit und Solidarität unserer Kunden."

Die Gewerkschaften reagierten empört. Volker Geyer, der Vorsitzende der Kommunikationsgewerkschaft DPV, sieht das Brief- und Postgeheimnis in Gefahr. "Die Sicherheit und Vertraulichkeit des Postbetriebes ist in keiner Weise mehr gewährleistet", sagte er der "FAZ".

Bund soll handeln

Die Gewerkschaft Verdi hatte vorher die Dauerstreiks bei der Post ausgeweitet und die Zahl aller Streikenden auf knapp 19.500 erhöht. Gleichzeitig appellierte die Gewerkschaft an den Bund als Hauptanteilseigner der Post, zur Lösung des Tarifkonflikts beizutragen. Der Bund hält noch 21 Prozent an der Post.

"Er darf nicht zulassen, dass ein flächendeckendes Zustellnetz zerschlagen wird", erklärte die stellvertretende Verdi-Bundesvorsitzende Andrea Kocsis bei einer Demonstration vor dem Bundesfinanzministerium in Berlin. Daran beteiligten sich nach Verdi-Angaben etwa 3000 Streikende, die mit Trillerpfeifen und Sprechchören auf sich aufmerksam machten.

Rückschlag für Verdi

Die Gewerkschaft Verdi war im aktuellen Tarifstreit schon rechtlich gegen die Post vorgegangen und damit gescheitert. Die Post hatte Beamte als Ersatz für streikende Angestellte eingesetzt, um die Folgen der Streiks abzumildern. Verdi warf der Post vor, die Beamten als "Streikbrecher" einzusetzen. Das Arbeitsgericht Bonn wies die Klage zurück. Freiwillige Einsätze von Beamten seien erlaubt, sagte der Vorsitzende Richter.

In den kommenden Tagen sollen auch die ersten Paketzentren in den Ausstand einbezogen werden, die bislang ausgenommen waren. Damit dürfte es für die Post immer schwieriger werden, Pakete pünktlich an ihre Kunden auszuliefern. Schon am Dienstag kommen durch den Streik nach Angaben des Unternehmens mehr als ein Fünftel aller Briefe und mehr als ein Viertel aller Pakete erst verspätet beim Kunden an.

Knackpunkt des Konflikts ist die Gründung von 49 regionalen Gesellschaften im Paketgeschäft. Dort sind inzwischen mehr als 6000 Menschen beschäftigt, die nach niedrigeren Gehältern des Speditions- und Logistikgewerbes bezahlt werden. Verdi fordert deren Rückkehr in den Haustarifvertrag und erklärte sich im Gegenzug bereit, auf eine lineare Anhebung der Gehälter in diesem Jahr zu verzichten. Die Post lehnte das Angebot ab.

Quelle: ntv.de, hul/dpa

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