Wirtschaft

Deutschland bleibt Europas Konjunkturlok Verbraucher werden immer wichtiger

Die Wirtschaft sei auf einen Erholungskurs eingeschwenkt, sagte der zuständige Minister Gabriel.

Die Wirtschaft sei auf einen Erholungskurs eingeschwenkt, sagte der zuständige Minister Gabriel.

(Foto: picture alliance / dpa)

Nach etlichen Experten erhöht auch die Bundesregierung ihre Konjunkturerwartungen für das laufende Jahr. Bundeswirtschaftsminister Gabriel rät dennoch zu Lohnzurückhaltung. Ds wiederum könnte die Binnennachfrage abwürgen.

Bundeswirtschaftsminister Sigmar Gabriel zeichnet in seinem ersten Jahresbericht ein rosiges Bild der Aussichten für Wachstum und Beschäftigung in Deutschland. Gleichzeitig bleiben Deutschlands Verbraucher nach Einschätzung von Konsumforschern 2014 in bester Kauflaune - und dürften damit einen noch größeren Beitrag zum deutschen Wirtschaftswachstum leisten als im Vorjahr.

Nach Prognosen des Konsumforschungsinstituts GfK werden die Ausgaben der privaten Haushalte in diesem Jahr real um 1,5 Prozent steigen. Schon im Vorjahr hatte der Zuwachs bei 0,9 Prozent gelegen. Für die Europäische Union erwartet die GfK einen Anstieg des privaten Verbrauchs zwischen 0,5 und 1,0 Prozent.

Allerdings wird der Handel nach GfK-Einschätzung von der Kauflaune der deutschen Verbraucher in sehr unterschiedlichem Umfang profitieren. Während der Umsatz des Lebensmittelhandels im laufenden Jahr um 2,3 Prozent zulege, müssten sich Textilgeschäfte sowie Anbieter von Elektro- und Heimwerkerartikeln mit relativ geringen Umsatzzuwächsen zufriedengeben. Die GfK rechnet im sogenannten Non-Food-Handel lediglich mit einem Umsatzplus von 0,6 Prozent. «Im Trend liegen Ausgaben für Immobilien, Renovierungen und Reisen», stellte die GfK fest.

"Sparneigung auf historischem Tief"

Gespeist wird die gute Verbraucherstimmung vom wachsenden Konjunkturoptimismus in vielen deutschen Haushalten. "Aus Sicht der deutschen Verbraucher sind die Folgen der Finanzkrise zumindest hierzulande überwunden", ist GfK-Vorstandschef Matthias Hartmann überzeugt. Viele Haushalte rechnen mit einer weiteren Aufhellung der Konjunktur in den kommenden Monaten. Eine Rolle spiele dabei auch die gute Lage auf dem Arbeitsmarkt, der nach Expertenprognosen im kommenden Jahr weiter an Schwung gewinnen wird.

Zugleich stellten die niedrigen Zinsen derzeit keinen besondern Anreiz dar, überschüssiges Einkommen auf die hohe Kante zu legen. "Als Folge ist die Sparneigung auf einem historischen Tiefstand", erklärte Hartmann. Wer es sich leisten könne, investiere daher sein Geld in Immobilien. So stieg die Zahl der fertiggestellten Wohnungen im vergangenen Jahr um 16 Prozent. Die Ausgaben für Renovierungen legten 2013 um fünf Prozent zu auf 1,7 Milliarden Euro. Von der positiven Konsumstimmung profitiere auch die Tourismusindustrie; Ausgaben für Reisen stiegen 2013 um acht Prozent auf 5,9 Milliarden Euro.

Gabriel empfiehlt Lohnzurückhaltung

Zuvor hatte Bundeswirtschaftsminister Gabriel verlauten lassen, dass die deutsche Wirtschaftsleistung im laufenden Jahr mit 1,8 Prozent um mehr als das Vierfache im Vergleich zum Vorjahreswert zulegen werde. Im kommenden Jahr soll der Zuwachs dann sogar zwei Prozent erreichen - begleitet von einer Rekordbeschäftigung.  Allerdings warnte der SPD-Chef auch vor Risiken für das Wachstum und gestand ein, dass der Abbau der Arbeitslosigkeit zum Stillstand gekommen sei. Entschieden widersprach er dem Eindruck, er empfehle Lohnzurückhaltung. Er begrüßte vielmehr die zuletzt deutlicher gestiegenen Einkommen.

Freude über Rekordbeschäftigung

"Ja, Deutschland hat gute wirtschaftliche Perspektiven, auch in den kommenden Jahren", zog Gabriel das Fazit aus dem Bericht, der den Titel "Soziale Marktwirtschaft heute - Impulse für Wachstum und Zusammenhalt" trägt. Allerdings gebe es eine Reihe von Wachstumsgefahren. Dazu zähle die weitere Entwicklung in Europa und an den Finanzmärkten. Es bestehe das Risiko einer Blasenbildung, die Banken erneut in Schieflage bringen könnte. Erforderlich sei deshalb eine weitere Regulierung der Finanzmärkte.

Die gute Gesamtlage wird die Beschäftigung nach den Analysen der Regierung im laufenden Jahr um 240.000 auf einen neuen Höchstwert von 42,1 Millionen steigen lassen - 2015 wird ein weiteres Plus von 0,3 Prozent erwartet. Gabriel erläuterte,  der Beschäftigungsanstieg komme vor allem aus der sogenannten "stillen Reserve" - womit vor allem Frauen und ältere Arbeitnehmer gemeint sind - und der Zuwanderung. "Was uns leider nicht gelingt, ist den Anteil der verfestigten Arbeitslosigkeit zu verringern - im Gegenteil, die Langzeitarbeitslosigkeit steigt wieder etwas." Dies liegt nach Ansicht von Experten daran, dass viele Langzeitarbeitslosen für offene Stellen zu gering qualifiziert sind.

Die Opposition ließ indes kein gutes Haar am Jahreswirtschaftsbericht. Linken-Wirtschaftspolitikerin Eva Bulling-Schröter warf Gabriel vor, sich für eine moderate Lohnpolitik starkzumachen. Die Vize-Fraktionschefin der Grünen Kerstin Andreae warf der Regierung vor, ihre fehle jegliche Zukunftsstrategie. Die Koalitionspartner hätten im Wahlkampf gerade was Zukunftsinvestitionen angehe viel versprochen. "Die Backen aufblasen, dann aber nicht pfeifen, das halten wir für nicht gut."

Quelle: ntv.de, bad/rts/dpa

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