Wirtschaft

Absatzzahlen aus den USA VW überzeugt weniger Amerikaner

Passat-Produktion in Chattanooga, Tennessee: Für VW entpuppt sich der Juni als Minusmonat Nummer 15.

Passat-Produktion in Chattanooga, Tennessee: Für VW entpuppt sich der Juni als Minusmonat Nummer 15.

(Foto: picture alliance / dpa)

In den Vereinigten Staaten feiern Autohändler weiter steigende Absatzzahlen. Der Erfolg der einzelnen Marken fällt allerdings sehr unterschiedlich aus. Volkswagen bleibt Beobachtern zufolge "im freien Fall".

Europas größter Automobilkonzern hinkt im weltweit bedeutsamen Pkw-Markt weiter hinterher: Volkswagen fand auch im Juni keinen Weg aus dem Verkaufstief in den USA. Im zurückliegenden Monat setzten die Wolfsburger 22 Prozent weniger Neuwagen ihrer Kernmarke ab als vor einem Jahr, wie der Konzern mitteilte.

Die Entwicklung ist bedenklich: Mit gut 28.800 Autos ging der Absatz den fünfzehnten Monat in Folge zurück. Branchenkennern zufolge schrumpfte der Absatz der Wolfsburger Kernmarke VW vor allem deswegen binnen Jahresfrist um gut ein Fünftel, weil das Modell "Passat" sich in den USA nicht mehr so gut verkauft. VW befinde ich im US-Markt weiter "im freien Fall", kommentierte die Nachrichtenagentur dpa die Entwicklung. Zuletzt waren die US-Verkaufszahlen für VW im März 2013 gestiegen.

Damit fällt Deutschlands einflussreichster Autobauer in den USA weiter zurück, während Rivalen wie General Motors oder Toyota ihre Marktanteile weitgehend verteidigen können. Im Mai lag die Kernmarke VW im boomenden US-Markt 15 Prozent unter Vorjahresniveau.

Zweistelliges Plus bei Audi und Porsche

Die einzelnen Hersteller konnten ihren Autoabsatz im Juni teils kräftig steigern. Die VW-Oberklassetochter Audi steigerte ihre Auslieferungen um 23 Prozent. Der ebenfalls zu dem Wolfsburger Markenimperium gehörende Sportwagenbauer Porsche legte um 11 Prozent zu. Dagegen trat der Platzhirsch GM auf der Stelle. Die Opel-Mutter lieferte konzernweit 1 Prozent mehr von ihren Fahrzeugen aus als vor einem Jahr.

Daimler bleibt trotz weiter steigender Verkaufszahlen in den USA hinter dem Rivalen BMW zurück. Im Juni verkauften die Stuttgarter in den Vereinigten Staaten 26.500 neue Pkw ihrer Kernmarke Mercedes-Benz und damit knapp 9 Prozent mehr als ein Jahr zuvor. Neben dem neuen "CLA" sorgen bei Daimler vor allem die E- und S-Klasse für Wachstum. Damit liegen die Schwaben zur Jahreshälfte bei 151.600 Neuwagen. BMW kommt mit seiner Kernmarke auf knapp 6000 Autos mehr und konnte zuletzt zweistellige Zuwachsraten vorweisen. Beide Hersteller ringen in den USA um den Thron der Premium-Marken, im April hatte Daimler noch knapp vorne gelegen. Die Volkswagen-Tochter Audi rangiert weiter dahinter.

Inklusive der Sprinter-Transporter und Smart-Kleinwagen kommt Daimler nach einem halben Jahr auf fast 168.000 abgesetzte Autos. Das entspricht einem Zuwachs von knapp 8 Prozent. Zusätzlichen Schub erhoffen sich die Stuttgarter von der neuen C-Klasse. Im Gegensatz zu Europa steht deren neue Generation in den USA, ihrem größten Markt, noch nicht bei den Händlern.

Die zu Fiat gehörende Marke Chrysler legte um 9 Prozent zu. Renault-Partner Nissan verkaufte 5 Prozent mehr in den USA als vor Jahresfrist. Weltmarktführer Toyota steigerte den Absatz auf dem weltweit zweitgrößten Pkw-Markt um 3 Prozent. Wichtigstes Verkaufsland der internationalen Autobranche ist mittlerweile China.

Wer bekommt den "Crossblue"?

Bei VW läuft es im Fernen Osten sehr viel besser als im riesigen US-Markt. Bereits zu Beginn des Jahres hatte VW-Betriebsratschef den US-Auftritt des Konzerns als "Katastrophe" bezeichnet. Volkswagen fehle hier in zentralen Segmenten an passenden Modellen, das Händlernetz sei nicht eng genug, und den Erwartungen der US-Kunden werde zu wenig Rechnung getragen.

Die Strategie für den Nordamerika-Absatz wirkt bei VW tatsächlich noch unausgereift: Nach wie vor gibt es in Wolfsburg zum Beispiel noch keine Entscheidung, wo ein speziell für die USA entworfenes SUV-Modell gebaut werden soll. Dabei setzt VW früheren Angaben zufolge große Hoffnungen in dieses Fahrzeug. Laut Medienberichten soll der Standort Chattanooga im Vergleich zu einer Fabrik in Mexiko die Nase vorne haben. Der sogenannte "Crossblue" soll 2016 bei den Händlern stehen.

Stütze der deutschen Wirtschaft

Welche Bedeutung Volkswagen und der Automobilbau für das Wirtschaftsleben und den Arbeitsmarkt in Deutschland spielt, ergibt sich unter anderem aus einer aktuellen Rangliste der "Welt". Der Dax-Konzern konnte demnach seinen Vorsprung als größtes deutsches Unternehmen im vergangenen Jahr vor dem Energiekonzern Eon noch ausbauen.

Im Ranking der Zeitung sind - gemessen am Umsatz - inzwischen drei Autokonzerne auf den ersten fünf Plätzen zu finden. Rang drei und vier nehmen Daimler und BMW ein. BMW verdrängte sogar mit 76,1 Milliarden Euro Umsatz Siemens auf Platz fünf (75,9 Mrd Euro). VW kam an der Spitze auf 197 Milliarden Umsatz (plus 2,2 Prozent). Beim Eon-Konzern fielen die Erlöse dagegen um rund 7 Prozent auf fast 123 Milliarden Euro.

Die aufgelisteten 500 Top-Konzerne aus Deutschland haben den Angaben zufolge 2013 erstmals nach drei Jahren eine Wachstumspause eingelegt, die Umsätze stagnierten insgesamt gesehen. 2012 betrug der Anstieg der Umsätze dem Bericht zufolge noch 6,3 Prozent. Die Unternehmen steigerten jedoch die Beschäftigung um 1,9 Prozent. Damit gelang zum vierten Mal in Folge ein Anstieg. Volkswagen ist mittlerweile das deutsche Unternehmen, das mit 572.800 Menschen die meisten Mitarbeiter beschäftigt. In Deutschland waren es im vergangenen Jahr 260.449.

Quelle: ntv.de, mmo/dpa/rts

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